Ein 64-Jähriger soll seiner Frau (42) mit einer Schusswaffe in den Bauch geschossen haben. Diese wurde laut Polizei lebensgefährlich verletzt.
SEK sprengt TürNümbrechter soll seine Frau angeschossen haben – Anwohner erzählen vom Einsatz

Zurück blieb nach dem SEK-Einsatz in Nümbrecht-Mildsiefen und der Sprengung der Haustüre ein Bild der Verwüstung.
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Gegen 2 Uhr am frühen Sonntagmorgen knallte es in der Nümbrechter Ortschaft Mildsiefen, als Kräfte des Spezialeinsatzkommandos der Polizei die hölzerne Wohnungstür eines Hauses aufsprengten. Grund für den SEK-Einsatz war die Suche nach einem 64 Jahre alten Mann, der wenige Stunden zuvor seiner Ehefrau (42) mit einer scharfen Schusswaffe in den Bauch geschossen haben soll. Die Frau erlitt durch den Schuss lebensgefährliche Verletzungen, wie die Staatsanwaltschaft Bonn und die Polizei Köln am Sonntag in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekanntgaben.
Die Spezialeinsatzkräfte der Polizei nahmen den Ehemann und mutmaßlichen Schützen noch in der Nacht zu Sonntag im gemeinsamen Haus in Mildsiefen vorläufig fest. Bei der Festnahme erlitt der Mann leichte Verletzungen. Laut Zeugen vor Ort war der Gesuchte durch einen Polizeihund verletzt worden, der zum Einsatz kam, um den 64-Jährigen außer Gefecht zu setzen. Vor der Tür stand während der Türsprengung und des SEK-Einsatzes ein Rettungswagen bereit. Durch die Wucht der Sprengung wurden neben der Tür auch Schränke und weiteres Mobiliar im Haus beschädigt. Als Polizisten das Haus anschließend genauer durchsuchten, stellten die Beamten mehrere Waffen sicher, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei weiter.
Nach ersten Erkenntnissen soll es zunächst zum Streit gekommen sein
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler soll es gegen 21.20 Uhr am Samstagabend zunächst zu einem Streit zwischen den Eheleuten gekommen sein, bis der Schuss fiel. Den Streit hatte auch eine Nachbarin mitbekommen, einen Schuss allerdings nicht. Der verletzten Frau war es daraufhin noch gelungen, aus dem Haus und mit einem Auto zu Verwandten zu flüchten.
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Diese alarmierten die Polizei und die Rettungskräfte, die die Angeschossene medizinisch versorgten. „Sie ist wohl zu ihren Eltern nach Waldbröl gefahren“, glaubt eine weitere Nachbarin. Als sie um kurz nach zehn ins Bett gehen wollte, sei ihr das Polizeiaufgebot bei ihren Nachbarn aufgefallen. Als die Zeugin die schwere Bewaffnung der Beamten mit Maschinenpistolen sah, sei ihr ganz anders geworden. „Danach haben wir fast die ganze Nacht vor dem Fenster gestanden und haben aufgepasst, was nebenan passiert“, berichtet sie weiter. Einen Schuss habe auch sie zuvor nicht gehört, die Sprengung der Haustüre dagegen aber sehr deutlich.
Am nächsten Tag bleibt in Mildsiefen ein Bild der Verwüstung zurück
Am nächsten Tag bleibt noch ein Bild der Verwüstung im Hausflur zurück. „Es hat ordentlich gescheppert“, berichtet eine weitere Nachbarin, die noch immer hörbar bewegt ist von den Ereignissen in der Nacht. Sie erzählt: „Ich stand in der Küche und wollte mir etwas zu essen machen, als ich plötzlich die ganze Polizei gesehen habe. Die kamen mit Bussen angefahren. Erst waren es sechs Polizisten, wenig später wurden es dann immer mehr.“ Die SEK-Beamten hätten sich vor dem Haus ihre schusssichere Kleidung angezogen und sich hinter den Fahrzeugen in Stellung gebracht.
Während des Einsatzes sperrte die Polizei die Ortsdurchfahrt Mildsiefen weiträumig ab. Die Feuerwehr war nicht im Einsatz, wie der Nümbrechter Wehrleiter Michael Schlößer auf Nachfrage bestätigte. Bürgermeister Hilko Redenius reagierte am Sonntag betroffen, er hatte bis zum frühen Nachmittag noch keine Kenntnis von dem Vorfall in seiner Gemeinde erhalten.
Eine Mordkommission der Polizei Köln hat nun die Ermittlungen aufgenommen. Details zu dem Einsatz sollen laut der Kölner Polizei erst am Montag bekanntgegeben werden.
Es seien ganz normale Nachbarn gewesen, berichten die geschockten Anwohner. „Ich wohne seit zwei Jahren hier. In dieser Zeit waren sie bei Dorffesten eher nicht dabei. Aber in der Nachbarschaft waren sie hilfsbereit“, schildert eine Nachbarin. „Es war für uns alle eine schlaflose Nacht“, sagt eine andere. Der Polizeieinsatz habe die kleine Nümbrechter Ortschaft ordentlich aufgerüttelt.
Erst gegen halb vier Uhr morgens sei der Großteil der Einsatzkräfte abgerückt. Zwei Polizisten seien am Haus geblieben und hätten dieses ausgeleuchtet. Gegen sieben sei die Spurensicherung angerückt. Wie es der angeschossenen und lebensgefährlich verletzten Frau am Sonntagnachmittag ging, wussten auch ihre Nachbarn nicht.