Der Nümbrechter Komponist Martin Schröder näherte sich den „Grafischen Partituren“ der Wipperfürther Künstlerin Daphna Kolls improvisatorisch.
SonderausstellungGrafische Partituren im Nümbrechter Schloss

Mit zahlreichen schwarzen Stiften erstellte Daphna Koll (vorne) live eine weitere grafische Partitur.
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„Diese Arbeiten als Noten zu deuten, war mir nicht möglich – ich habe mich ihnen improvisatorisch genähert“, schilderte der Nümbrechter Komponist Martin Schröder am Sonntagnachmittag im White Cube auf Schloss Homburg im Rahmen des Begleitprogramms zur aktuellen Sonderausstellung „Neuzugang“. Dort wurde die Installation „Grafische Partituren“ der Wipperfürtherin Daphna Koll vorgestellt.
Bei Beuys studiert
„Wir haben inzwischen mehr als 150 Werke in der Kunstsammlung Oberberg“, berichtete Kuratorin Silke Engel vom Kulturamt des Oberbergischen Kreises in ihrer Begrüßung. 2024 seien Neuerwerbungen von sechs Künstlern aus dem Oberbergischen hinzugekommen. Engel erläuterte, dass Daphna Kolls Arbeiten von Professor Joseph Beuys beeinflusst seien, bei dem sie in den 70er Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie Malerei und Bildhauerei studiert habe.
Die Welt ist eine große Klanginstallation.
„Die Welt ist eine große Klanginstallation“, erklärte die Künstlerin zum Hintergrund der ausgestellten Arbeit. „Ich habe aber lange gebraucht, bis ich einen Zugang dazu gefunden habe“, bekannte Martin Schröder. Nach einiger Zeit sei ihm klar geworden: „Die Brücke zur Kunst ist die Improvisation.“ Geholfen habe ihm dabei indische Klassik.
So begann der Fagottspieler auf einer eher getragenen Ebene und fand – ergänzt durch eine Einspielung von befreundeten, indischen Musikern – über ein Zwischenspiel im Stakkato zu fließenden Klängen, die auch dem Publikum einen interpretierbaren Weg ebneten, bevor er mit einem Fagott-Solo in einem freudig klingenden Finale endete. Er verriet: „Mein Instrument von 1926 ist genauso alt wie das indische Stück eben.“
„Die grafischen Partituren sind nicht so sprachlastig“, ergänzte Daphna Koll, die als Gestalttherapeutin auch Performance für ihren künstlerischen Ausdruck nutzt. Für sie sei die Wahrnehmung der Welt durch Klänge und Töne bestimmt, die sie darin festhalte.
Eine Kostprobe der Arbeitsweise der Wipperfürtherin gab es nach der musikalischen Interpretation. Mit zahlreichen schwarzen Stiften erstellte sie live unter den Augen des Publikums eine weitere grafische Partitur.