Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker bleibt im Amt und freut sich über „Bestätigung meiner Arbeit“. Die CDU hat alleine keine Mehrheit.
Kommunalwahl 2025Wiehls Bürgermeister Stücker bleibt im Amt – CDU braucht Koalitionspartner

Einer der ersten Gratulanten, der Ulrich Stücker (r.) einen Blumenstrauß überreichte, war sein Beigeordneter Peter Madel.
Copyright: Christian Melzer
15. September: CDU hält in Wiehl 15 Sitze und braucht SPD oder AfD zur Bildung einer Mehrheit
Das Ergebnis der Wiehler Stadtratswahl bildet im Großen und Ganzen den allgemeinen Trend in Kreis und Land ab. Es gab deutliche Verluste für die Grünen, noch deutlichere Stimmengewinne für die AfD. Und das bildet sich auch in den Mandaten ab: Die Grünen halbieren sich auf vier Sitze, die AfD-Fraktion wächst von drei auf acht Mitglieder.
Ansonsten ändert sich wenig. Die CDU bleibt mit 32,6 Prozent und 15 Sitzen die stärkste Kraft im Wiehler Ratssaal. 14 von 18 Direktmandaten gehen an die Union, fast alles erfahrene Ratsmitglieder. Eine Ausnahme: Als Nachfolgerin von Adda Grün verteidigt CDU-Ratsneuling Andrea Ruland nicht nur den Bezirk im Drabenderhöher Süden, sondern erringt sogar das beste Einzelergebnis im ganzen Stadtgebiet. In diesem Stadtteil holt derweil auch die AfD mit 24,8 Prozent ihr bestes Wiehler Ergebnis.
Die Wiehler SPD bekommt mit einem leichten Stimmenzugewinn einen elften Sitz dazu. Im Marienhagener Bezirk erreicht Ingo Kötter mit 39,6 Prozent das beste SPD-Ergebnis und nimmt der CDU das Direktmandat ab. Drei weitere altgediente SPD-Ratsherrn halten ihren Bezirk. FDP und UWG verlieren jeweils einen Sitz (verglichen mit der Wahl von 2020) und sind nun wie die Linke nur noch mit zwei Ratsherrn vertreten.
Das knappste Ergebnis gab es wieder in Wiehl-Weiershagen
Das knappste Ergebnis gab es wieder in Weiershagen. Moritz Müller (CDU) bekam nur zwölf Stimmen mehr als der SPD-Bewerber Thomas Penz. Bei der Wahl 2020 ging es noch um 20 Stimmen.
Über die Reserveliste kommen viele unbekannte Gesichter in den Rat, darunter das jüngste Mitglied, der 23-jährige Tim Schmidt von der CDU. Die Gesamtzahl der Sitze bleibt bei 44, dazu kommt die Stimme des parteilosen Bürgermeisters. CDU und SPD können bei den künftigen Abstimmungen eine Mehrheit bilden, ebenso CDU und AfD. Alle anderen möglichen Koalitionen wären sehr bunt.
Direkt gewählt: CDU: Karl-Christian Lück, Lars André Lang, Michael Pfeiffer, Larissa Gebser, Udo Dabringhausen, Kerstin Schrabe, Thomas Noss, Sören Teichmann, Peter Kesehage, Moritz Müller, Angelika Knips, Thomas Seimen, Andrea Ruland, Sebastian Schmidt. SPD: Holger Schmidt, Udo Kolpe, Ingo Kötter, Ralf Herbert Puhl.
Über die Reserveliste: CDU: Tim Schmidt. SPD: Alice Schröder, Nadine Kötter, Marc Cappel, Werner Nohl, Uwe Müller, Francisco Lorca Quiñones, Dennis Schröder. Grüne: Elke Zakaria, Jürgen Körber, Ronja Heukelbach, Jörg Sandhofe. UWG: Hans-Peter Stinner, Klaus, Poschner. FDP: Dominik Seitz, Erwin Kampf. AfD: Daniel Schwach, Dietmar Rekowski, Bernd Busse, Babette Kanopfer, Melanie Deidesheimer, Brigitte Protzner-Seifer, Alexander Becker, Martin Pfund. Linke: Matthias Lammerich, Michael Schmalbrock.
14. September: Ulrich Stücker bekommt bei Bürgermeisterwahl große Unterstützung
Dass Ulrich Stücker wieder gewählt wird, war klar. Aber wie hoch würde die Zustimmung für den nun seit zehn Jahren amtierenden Bürgermeister ausfallen? 72 Prozent der Wähler haben ihn unterstützt, für ihn ein „Superergebnis, eine Bestätigung meiner Arbeit“.
Bei seiner ersten Wahl 2015 waren es 85 Prozent, fünf Jahre später 80 Prozent gewesen, aber damals gab es auch keinen Gegenkandidaten. Herausforderer Joel Chamorro hat mit 28 Prozent ein beachtliches Ergebnis geholt. Offenbar ist es ihm gelungen, alle irgendwie Unzufriedenen auf seine Seite zu holen.
Ulrich Stücker finanzierte seinen Wahlkampf aus eigener Tasche
Auch wenn Stücker als parteiloser Einzelbewerber antrat und seinen Wahlkampf aus eigener Tasche finanzierte, wurde er als Mann des parteipolitischen Establishments wahrgenommen. CDU und SPD unterstützten auch seine dritte Kandidatur. Doch gerade in seiner Autorität gegenüber dem Stadtrat war es dem Rathauschef offenbar wichtig, durch ein starkes Bürgervotum legitimiert zu sein. Stücker absolvierte zahllose Auftritte und dokumentierte diese auf einer eigenen Website. Am Straßenrand appellierte er an den Gemeinsinn mit großen Plakaten und dem Spruch „Zusammen.machen“. Dem gesteigerten Aufwand, den Stücker im Wahlkampf trieb, war jedenfalls nicht anzumerken, dass sein Mitbewerber keine realistische Chance hatte.
Joel Chamorro war als Kandidat der liberal-europafreundlichen „Partei des Fortschritts“ eigentlich ungeeignet, das Protestpotenzial abzuschöpfen, das sich im Stimmenzuwachs der AfD auch in Wiehl zeigte. Es ehrt den 29-jährigen Newcomer, dass er den Wiehlern erstmals überhaupt eine Alternative zu Stücker bot, ohne mit Populismus punkten zu wollen.
„Unfassbar stolz“ sei er auf sein Ergebnis, auch wenn er gern mindestens 30 Prozent geholt hätte, sagte Chamorro am Sonntagabend. Sein Abschneiden sei auch ein Erfolg für seine junge Partei. In fünf Jahren werde er erneut kandidieren. Er habe positives Feedback aus der Wiehler Parteienlandschaft bekommen und erwarte dann mehr Unterstützung.