Wie ein gesundes Altern gelingen kann, hat Beate Molitor, Chefärztin für Altersmedizin an der Helios-Klinik in Wipperfürth, verraten.
InterviewWas alles hilft, gesund alt zu werden – Ärztin aus Wipperfürth gibt Tipps

Bewegung und Sport sind wichtig, aber nicht alles.
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Beate Molitor ist Chefärztin für Altersmedizin und geriatrische Frührehabilitation an der Helios-Klinik in Wipperfürth. Die promovierte Ärztin gibt Tipps für ein gesundes Altern. Claudia Kippels sprach mit ihr.
Was kann jeder einzelne tun, um seine Gesundheit möglichst lange zu erhalten?
Beate Molitor: Allgemein bekannt ist, dass viel Bewegung, eine ausgewogene, mediterrane Ernährung, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie geistige Aktivität im Allgemeinen, aber insbesondere im Alter vor Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit schützen. Der Blutdruck sollte nicht zu hoch sein, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch Alterungsprozesse ohnehin zunehmen, vorzubeugen.

Beate Molitor, Chefärztin für Altersmedizin und geriatrische Frührehabilitation.
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen betreffen einen großen Anteil der Bevölkerung und sind nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland und weltweit. Um die Gesundheit möglichst lange zu erhalten, sollte sich jeder mindestens zweieinhalb Stunden in der Woche, am besten an der frischen Luft, bewegen. Hier reicht schnelles Gehen, gut ist Nordic Walking, weil viele Muskelgruppen aktiviert werden, aber auch Radfahren und Schwimmen.
Für jüngere Menschen kommen auch anstrengendere Sportarten beziehungsweise ein intensiveres Training infrage. Ich finde Tanzen eine sehr geeignete Aktivität für jede Altersklasse, weil hier sowohl viele Muskelgruppen, als auch die Hirnfunktion gefordert sind.
Welche Bereiche sind die wichtigsten beim gesunden Altern?
Neben den bereits genannten für einen gesunden Lebensstil ist besonders eine lange Teilhabe am sozialen Leben wichtig. Mit anderen im Gespräch bleiben, sich je nach Interesse mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen, auch mit jungen Menschen im Kontakt zu stehen, sich mit deren Sichtweisen zu beschäftigen, hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die Psyche und die Hirnfunktion. So kann auch Depressionen und Demenzen vorbeugend entgegengetreten werden. Das ist eine gute Voraussetzung, um gesund zu altern.
Gibt es Unterschiede beim Altwerden im Vergleich zwischen der ländlichen Bevölkerung mit den in der Stadt lebenden Menschen?
Ich denke, es ist in der Regel gesünder, auf dem Land zu leben als in der Stadt. In ländlichen Gebieten gibt es weniger Schadstoffbelastung und das Leben verläuft ruhiger. Daher ist das Risiko für die Entstehung von z. B. Erkrankungen der Atemwege, des Herz-Kreislaufsystems und der Psyche deutlich reduziert. Trotz vielleicht schlechterer Infrastruktur auf dem Land scheinen die Vorteile für ein gesundes Altwerden dort zu überwiegen, was durch Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegt ist. Schlaf ist ein wichtiger Bereich beim gesunden Altern. Oft haben wir nicht das Gefühl, Einfluss auf unseren Schlaf zu haben.
Was können wir tun, um unseren Schlaf zu verbessern?
Schlafstörungen haben vielfältige Ursachen und betreffen einen großen Teil der Bevölkerung. Ein gestörter Schlaf kommt oft dadurch, dass Menschen innerlich nicht zur Ruhe kommen. Ein stressiger Alltag, das Gefühl, das Tagesziel nicht geschafft zu haben, Sorgen und Gedankenkreisen sind häufig Auslöser.
Aber auch äußere Faktoren wie die Schlafumgebung und Schichtarbeit sowie Erkrankungen, wie zum Beispiel die der Atemwege, beeinflussen den Schlaf. Ganz besonders ungünstig wirken sich Alkohol, Drogen, Nikotin, laute Geräusche, Hitze und helles Licht und das Blaulicht, das von Laptop- oder Handy-Bildschirmen ausgestrahlt wird, auf unseren Nachtschlaf aus. Diese Auslöser sollten zunächst einmal vermieden werden. Bei anhaltenden Schlafproblemen empfehle ich, ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.