Der Fachkräftemangel ist allerdings weiterhin groß. Deshalb werben IHK und Arbeitsagentur nach wie vor gemeinsam für die Ausbildung.
776 freie StellenDie Zahl der Lehrplätze geht im Oberbergischen Kreis weiter zurück

Im Metall-Handwerk gibt es noch freie Stellen.
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Und jetzt auch noch die neuen US-Zölle! Die schwierige Situation in der Industrie führt zu einer zunehmend düsteren Stimmung in den oberbergischen Unternehmen. Diese schlägt nun auch auf den Ausbildungsmarkt durch: Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Lehrstellen (1198) ist so weit zurückgegangen, dass sie jetzt nur noch annähernd so groß ist wie die Zahl der Bewerber (1203). Und das trotz eines weiterhin großen Fachkräftemangels.
Vor zwei Jahren standen 100 Bewerbern noch 170 Stellen gegenüber. Die negative Tendenz ist für Nicole Jordy ein „Alarmsignal“. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit sagt über das derzeit ausgeglichene Verhältnis von Angebot und Nachfrage: „Man könnte denken: Wunderbar, jetzt müssen die nur noch zusammenfinden! Aber so einfach ist es leider nicht.“ Denn auf beiden Seiten müssen die Voraussetzungen stimmen.
Mehr junge Leute nehmen die Hilfe der Argentur für Arbeit in Anspruch
Erfreulich sei es vor diesem Hintergrund, dass mehr junge Leute im „Dschungel“ der Berufsorientierung die Hilfe der Agentur in Anspruch nehmen, sagt Jordy. Denn vielleicht kennen die Nachwuchskräfte ihren Traumberuf noch gar nicht: Beispielsweise gebe es noch viele unversorgte Bewerber im Beruf „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“. Wenn diese sich stattdessen für den ähnlichen Beruf „Elektroniker für Betriebstechnik“ oder besser noch „Kunststofftechnologe“ entscheiden würden, stünden ihnen freie Stellen offen.
Derzeit sind auf dem oberbergischen Ausbildungsmarkt noch 776 Stellen zu vergeben. Michael Sallmann leitet die Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer in Oberberg und weiß, dass noch bis zu den Sommerferien Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Den Unternehmen rät er: „Wer schlau ist, stellt jetzt lieber einen Azubi mehr ein. Denn im kommenden Jahr gibt es wegen des Wechsels auf G9 an den Gymnasien keine Schulabgänger mit Abitur.“
Sallmann beobachtet, dass die Unternehmen einen Gang zurückschalten und nicht nur bei den Investitionen, sondern auch beim Personal auf der Bremse stehen. „Und das wird sich erst wieder ändern, wenn sie Wachstumschancen sehen. Es fehlt an der Zuversicht.“ Schwierige Rahmenbedingungen wie teure Energie und überbordende Bürokratie müssten von der neuen Bundesregierung angegangen werden. Der IHK-Chef sagt über die deutsche Industrie in der internationalen Konkurrenz: „Wir waren immer besser als wir teuer waren. Das sind wir nicht mehr.“
Gewinner in der Krise ist das Handwerk. Immer mehr junge Leute sehen im örtlichen Installationsbetrieb eine sichere Zukunft als im großen Industriekonzern. Die Zahl der Ausbildungsverträge ist im Bergischen Land darum um ein Viertel gestiegen. Sogar zuletzt weniger gefragte Berufe wie Fleischer erlebten einen Aufschwung, berichtet Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkschaft. Freie Stellen gibt es zudem besonders im Bauhauptgewerbe sowie für Metalltechniker, Friseure und Bäcker.