Im Rahmen des Landeskrankenhausplans führen Neustrukturierungen dazu, dass das medizinische Angebot in einzelnen Kliniken schrumpft.
KrankenhausplanKliniken in Bergisch Gladbach stellen ihre Notfallversorgung neu auf

Die Notaufnahme des Marien-Krankenhauses wird neurologisch ausgerichtet.
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Medizinische Fachabteilungen wechseln den Standort, die Notfallversorgung wird neu aufgestellt: Der Krankenhausplan für NRW und die damit verbundene Neustrukturierung der medizinischen Angebote machen auch vor Bergisch Gladbach nicht halt. Die Landesregierung hatte den Plan im Dezember 2024 beschlossen, die Umsetzung startete zum 1. April dieses Jahres. „Die Krankenhauslandschaft befindet sich im Umbruch“, sagt der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach (EVK), Sebastian Haeger.
Konkret bedeuten die geplanten Veränderungen, dass Krankenhäuser in NRW viele Leistungen nur dann anbieten können, wenn sie ihnen in einem Feststellungsbescheid zugewiesen worden sind. Je spezieller die medizinische Disziplin ist, desto weniger Krankenhäuser werden die Eingriffe in Zukunft durchführen. „Den Gedanken dahinter, dass die Kliniken durch diese Zentralisierung eine höhere Qualität, auch für spezielle medizinische Angebote, leisten können, halte ich für sinnvoll“, sagt Barbara Florange, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und eine der Geschäftsführerinnen der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO).
Die zentrale Notfallambulanz der GFO-Kliniken wechselt an das Vinzenz Pallotti Hospital
Vor allem aber führt die Neustrukturierung dazu, dass Fachabteilungen von einem Standort zum anderen geschoben werden. So auch im Fall der beiden GFO-Kliniken im Rheinisch-Bergischen Kreis, dem Marien-Krankenhaus Bergisch Gladbach (MKH) und dem Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg (VPH). Die Orthopäden, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgen und die Allgemein- und Viszeralchirurgen der Kliniken sind bereits nach Bensberg umgezogen, ebenso wie ein Teil der internistischen Versorgung. Durch diese Schritte setzen die Krankenhäuser auch die geplante Umstellung der Notfallversorgung um.
Die zentrale Notfallambulanz befindet sich zukünftig im VPH, die Notaufnahme am MKH wird einen neurologischen Schwerpunkt haben. In der stationären Versorgung verbleiben damit am MKH die Stroke Unit, die Geriatrie und eine Intensivstation. „Eine Spezialisierung der Notfallversorgung bringt Vorteile mit sich“, sagt Florange. Jemand, der einen Schlaganfall erleide, würde nun direkt in der neurologischen Abteilung für Schlaganfälle und nicht erst in der allgemeinen Notaufnahme untergebracht werden.
In den vergangenen Monaten haben wir die Notaufnahme ärztlich wie pflegerisch personell aufgestockt und planen dies auch fortzusetzen
Auch am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) tut sich im Rahmen der Umstrukturierung etwas. „Die Notfallversorgung in Bergisch Gladbach steht aktuell vor großen Veränderungen – und das spüren wir ganz konkret im EVK Bergisch Gladbach“, sagt Geschäftsführer Sebastian Haeger. Viele Menschen aus der Region suchten sich vor Ort Hilfe, das Krankenhaus habe in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg der Patientenzahlen in der zentralen Notaufnahme verzeichnet.
„In den vergangenen Monaten haben wir die Notaufnahme ärztlich wie pflegerisch personell aufgestockt und planen dies auch fortzusetzen“, sagt Haeger. Zudem investiere das Krankenhaus in bauliche Verbesserungen. Ein zentrales Projekt dabei sei der Neubau der Endoskopie sowie Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung zur Verlagerung der KV-Notfallpraxis vom Marienberg auf den Quirlsberg direkt ans EVK. „Dies würde helfen, Patientinnen und Patienten künftig noch gezielter zu lenken – je nachdem, ob eine ambulante Behandlung ausreicht oder eine stationäre Versorgung notwendig ist“, erklärt er.
Die Umsetzung des Landeskrankenhausplanes bedeutet für die GFO-Kliniken Rhein-Berg, dass keine Leistungen wegfallen
Neben der Neuorganisation der Notfallversorgung gibt es bei den GFO-Kliniken noch weitere Änderungen. Am MKH wird eine Palliativstation neu eingerichtet, die Fachabteilung Urologie ist bis zum Herbst dieses Jahres noch an beiden Standorten vertreten. Ambulante und endourologische Operationen werden am MKH versorgt. „Am Standort des Vinzenz Palotti Hospitals wird für den Fachbereich Endourologie noch bis circa Ende Oktober gebaut“, sagt Florange. Einen Teil der Kosten würden vom Träger übernommen, für weitere Baumaßnahmen warteten die Kliniken noch auf Rückmeldung aus dem Gesundheitsministerium.
„Bei allen Neuerungen dürfen wir jedoch nicht die Grundversorgung wie etwa die innere Medizin, die Chirurgie und die Geburtenhilfe aus den Augen verlieren“, betont Florange. „Die Umsetzung des Landeskrankenhausplanes bedeutet für die GFO-Kliniken Rhein-Berg, dass keine Leistungen wegfallen.“
Patienten müssen sich auf längere Fahrwege einstellen
Jedoch werde es für Patienten in der nahen Zukunft erstmal etwas komplizierter. Sie müssten im Zweifel für speziellere medizinische Verfahren längere Wege auf sich nehmen, so Florange. Allerdings seien zum Beispiel Operationen immer nur ein kleiner Teil einer Behandlung, die Nachversorgung könnte dann wiederum in einem Krankenhaus in der Nähe des Wohnortes des Patienten stattfinden. „Das war an vielen Stellen auch vor der Neustrukturierung so und wir wünschen uns, dass wir das weiterhin so erhalten können“, sagt sie.
Die große Hoffnung für die Neuaufstellung: Problemlosere Abläufe bei der Notfallversorgung und eine Entlastung der Patienten und Mitarbeiter. „Am Anfang ist das für viele vermutlich verwirrend“, sagt Florange. Mitarbeiter müssten sich an neue Standorte und Kollegen gewöhnen, Patienten sich vor einem Aufenthalt ausführlicher informieren. „Wir hoffen, dass wir die Phase der Umstrukturierung gut überstehen und unseren Patienten die Veränderungen gut kommunizieren können, um sie nicht zu verunsichern“, sagt Florange. Doch „um für Ordnung zu sorgen, müssen wir in den Kliniken erstmal durchs Chaos gehen.“