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DienstantrittWie Rhein-Bergs Bürgermeister und der Landrat den ersten Arbeitstag verbrachten

8 min
Vier Menschen stehen am Schaltpult in einer Feuerwehr-Leitstelle.

Der neue Landrat  Arne von Boetticher besuchte an seinem ersten Arbeitstag die Leitstelle der Feuerwehr.

Die Verwaltungschefs in Bergisch Gladbach, Overath, Rösrath, Odenthal und Kürten setzten bei Dienstbeginn unterschiedliche Akzente. 

Neu im Amt: Im Rheinisch-Bergischen Kreis treten zahlreiche frisch gewählte Bürgermeister, eine Bürgermeisterin und auch der Landrat ihr neues Amt an. Was sie am ersten Tag im Dienst erwartete:

Landrat Arne von Boetticher (CDU, 42 Jahre) Dass dieser Tag keiner wie jeder andere werden würde, merkte der neue Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises schon daheim am Frühstückstisch in Leichlingen: Seine vier, sechs und sieben Jahre alten Kinder hatten ihm etwas gebastelt. Eine Minischultüte. Aufschrift: „Papas 1. Tag“.

Der begann für den neuen Landrat erstmal gar nicht im Kreishaus Am Rübezahlwald, sondern bei einem Arbeitsfrühstück bei der Kreissparkasse Köln, zusammen mit anderen Landräten als Vertreter der Träger des Kreditinstituts. „Ich war nicht der einzige neue in der Runde“, sagt Arne von Boetticher, bevor er am Mittag seine Mitarbeitenden im Landratsbüro begrüßt.

Von der Feuer- und Rettungsleitstelle ins Kreishaus

Nach einer kurzen Stippvisite in der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises gleich hinter dem Kreishaus. Für die ist der Jurist, der auch eine Ausbildung als Rettungsassistent hat, ab sofort ebenso zuständig wie für die Kreispolizeibehörde. Bei allen Blaulichtvertretern gebe es am Mittwoch eingehendere Besuche, versprach der neue Landrat und ehemalige Staatsanwalt, als ihm Leitstellenleiter Axel Staehler, der diensthabende Lagedienstführer und Dr. Florian Breuer als Ärztlicher Leiter Rettungsdienst einen kurzen Einblick in die Leitstelle gaben, in der täglich rund 350 Anrufe eingehen und 150 Einsätze disponiert werden.

„Ich möchte möglichst viele Mitarbeitende bald persönlich kennenlernen“, sagt von Boetticher auf dem Weg zum Treffen mit seinem Büroteam. Auch in den vergangenen Wochen hat er schon einige Gespräche mit künftigen Mitarbeitenden geführt. „Aber das war natürlich noch von der Seitenlinie aus“, sagt er und freut sich am Abend auch schon auf ein erstes Gespräch mit Vertretern der Kreispolitik am Abend des ersten Arbeitstags im Kreishaus. 

Viele Menschen sitzen in einer Kirche.

Bergisch Gladbachs Bürgermeister Marcel Kreutz lud zur multireligiösen Feier in die Laurentiuskirche ein.

Marcel Kreutz, Bergisch Gladbach (SPD, 38 Jahre): Schon im Wahlkampf hat Bergisch Gladbachs neuer Bürgermeister Marcel Kreutz mit seiner positiven Ausstrahlung, seinem Optimismus viele Menschen auf seine Seite gezogen. So fällt auch der Empfang für den jüngsten Bürgermeister, den die Stadt je hatte, sehr herzlich aus.

Auf seinen Wunsch beginnt sein erster offizieller Arbeitstag mit einer multireligiösen Feier in der Kirche St. Laurentius mit Bürgerinnen und Bürgern und Kollegen aus Politik und Verwaltung. Beteiligt sind katholische und evangelische Kirche und die muslimische Gemeinde – ein Auftakt mit hoher symbolischer Wirkung. „Der Respekt für andere Glaubensrichtungen, die nicht unsere eigenen sind, ist mir sehr wichtig“, betont Kreutz später im Rathaus.

Der erste offizielle Arbeitstag beginnt mit einer multireligiösen Feier

Der Begriff „Stadtgesellschaft“ spiele für ihn die wichtigste Rolle: „Dass wir unsere Meinungen akzeptieren.“ Das gelte auch für die 1500 Verwaltungsmitarbeiter. „Wir sind ein Team, auch wenn es darum geht, schwere Entscheidungen zu treffen.“

In Richtung Politik sagt Kreutz: „Jeder weiß, ich bin kein Parteisoldat.“ Große Herausforderungen gibt es genug: etwa die Entwicklung des Zanders-Geländes, die Sanierung der Schulen, fehlende Mehrheiten im Stadtrat. „Ich möchte mit Ihnen mit Optimismus, Mut, Respekt, Verlässlichkeit und einer Prise Optimismus einen neuen Pfad bauen.“ Und da ist sie wieder: die Zuversicht von Kreutz, sein Markenzeichen.

Auf den Bergisch Gladbacher Bürgermeister warten viele Aufgaben

Das Bürgermeisterbüro jedenfalls ist so leer wie wohl selten. Der Schreibtisch mit PC, Drucker, Telefon, Nägeln in der Wand, wo Bilder hingen, mehr nicht. Einziger Farbtupfer: eine Willkommens-Girlande: „Das hat keine Priorität. Für mich gibt es nur noch den Dienstkalender.“ Der erste große Punkt sei: „Wie bekommen wir den städtischen Haushalt über die Bühne?“

Ein Mann steht vor einem Gebäude mit der Aufschrift „Rathaus“.

Der erste Arbeitstag fing für ihn  schon um 7 Uhr morgens an: Overaths Bürgermeister Michael Eyer

Michael Eyer, Overath (CDU, 60 Jahre): Überrascht hat Overaths neuer Bürgermeister gleich am ersten Tag sein Büroteam: Bereits um 7 Uhr saß Michael Eyer an seinem Schreibtisch und arbeitete E-Mails ab, die bereits vor seinem Amtsantritt eingegangen waren. „Normalerweise komme ich ja schon um 20 vor sieben“, sagt Eyer augenzwinkernd, „aber am ersten Tag habe ich's etwas langsamer angehen lassen.“ Dabei war er in Sachen Absage des Overather Weihnachtsmarkts auch schon am Wochenende telefonisch im Einsatz.

Der erste Gang am Montagmorgen führte Eyer ins Personalamt („Ich muss ja wissen, wie wir besetzt sind“), danach ging's in die Finanzzentrale der Stadtverwaltung. Wie die Haushaltslage ist? Eyer ist diplomatisch: „Sie könnte besser sein.“ Auf dem Namensschild an Eyers Bürotür steht noch der Name seines Vorgängers. Das werde schnellstmöglich aktualisiert, der Zuständige sei leider krank gewesen, heißt es eilig aus dem Vorzimmer. Eyer stört das nicht. Er will sich vor allem schnell einen Überblick über alles verschaffen. Und wer zum Bürgermeister wolle, werde ihn schon finden.

Eyer will schnell den persönlichen Kontakt zu den beschäftigten suchen

Rasch möchte er auch den persönlichen Kontakt mit den Beschäftigten der Stadtverwaltung suchen. Personalrat, Gremienvertreter, dann aber auch alle Mitarbeitenden. „Es soll nicht anonym sein“, sagt er. Eine Sitzung mit dem Verwaltungsvorstand steht am ersten Tag auch noch an, und am Abend die Fraktionssitzung der CDU. „Könnte bis 22 Uhr gehen“, schätzt er, der freie private Zeit in den nächsten Tagen auch für die Suche nach einer möblierten Bleibe in Overath-Mitte nutzen will.

Das Familienhaus in Niederkassel will er vorerst halten, bis seine Tochter im Mai vom Japan-Aufenthalt zurückkehrt. „Aber ansonsten möchte ich künftig zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit kommen“, so Eyer.

Ein Mann und eine Frau an einem Büroschreibtisch.

Bürgermeister Yannick Steinbach bekam eine Einweisung in die verwaltungsinterne Software.

Yannick Steinbach, Rösrath (Fors-Park, 32 Jahre): Den Kontakt zu den Beschäftigten der Stadtverwaltung hat Rösraths Bürgermeister Yannick Steinbach am Montag, seinem ersten Arbeitstag im Rathaus, gesucht. „Ich habe einen Rundgang gemacht und alle, die zu diesem Zeitpunkt da waren, begrüßt“, berichtet er. Dabei habe er viele der Beschäftigten schon gekannt – als Bürger, aber auch als Ratsmitglied und Fraktionschef in der letzten Wahlperiode.

Einen ersten öffentlichen Auftritt als Bürgermeister hatte er bereits am Sonntag, als er bei der Finissage der Ausstellung „Rösrather Künstler“ in Schloss Eulenbroich ein Grußwort beitrug. Im letzten Monat, noch vor Amtsantritt, habe er bereits einige Gespräche mit Beschäftigten der Stadtverwaltung geführt, berichtet Steinbach. Insbesondere mit den Fachbereichsleitern habe er inhaltliche Schwerpunkte besprochen, aber auch wichtige organisatorische Fragen innerhalb der Verwaltung.

Erster öffentlicher Auftritt bei der Ausstellung „Rösrather Künstler“

So will der Bürgermeister die Fachbereiche 4 (Planen, Bauen, Umwelt, Mobilität) und 6 (Immobilienservice, Hochbau) betreuen, während der Erste Beigeordnete Martin Stolte weiterhin für Soziales und Schule zuständig ist. Bleibt die Zuständigkeit für Personal und Finanzen, die von einer weiteren Führungskraft (ob Beigeordneter oder Dezernentin) zu betreuen ist – zunächst wollen Steinbach und Stolte das kommissarisch übernehmen.

Zu Steinbachs Programm am ersten Arbeitstag gehörte auch eine ausführliche Einweisung in verwaltungsinterne Software. Außerdem ging es bei einem Treffen im Ratsbüro um das Wiederanlaufen der politischen Arbeit im Stadtrat in der neuen Wahlperiode. Viele Gespräche mit den Fraktionen habe er schon in den letzten Wochen geführt, so Steinbach. 

Eine Frau übergibt einer anderen einen Schlüssel und ein Schreiben.

Schlüsselübergabe: Bürgermeisterin Laura Lundberg (rechts) erhält von Martina Schünke den Generalschlüssel für das Rathaus.

Laura Lundberg, Odenthal (CDU, 35 Jahre) öffnen sich nun alle Türen. Jedenfalls die des Rathauses und der übrigen kommunalen Gebäude. Am ersten Arbeitstag übergab Martina Schünke, zuständig für die Assistenz der Bürgermeisterin und Projektsteuerung, der neuen Bürgermeisterin den Generalschlüssel.

Mit Lundberg sitzt erstmals in der Geschichte Odenthals eine Frau im Chefsessel des Rathauses, zuständig für rund hundert Verwaltungsmitarbeitende und circa 15.000 Odenthaler Bürgerinnen und Bürger. Das sei eine große Verantwortung, aber nach einem Jahr der Bewerbung und Vorbereitung freue sie sich darauf, dass es nun losgehe. „Ich bin positiv aufgeregt“, beschreibt sie ihren Gemütszustand am ersten Morgen.

Laura Lundberg ist die erste Frau an der Odenthaler Verwaltungsspitze

Die Technik im Büro des kleinen Rathauses, das so viel intimer ist als ihr bisheriger Arbeitsplatz im Düsseldorfer Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, steht schon. Die erste Dienstmail ist raus – eine Einladung zum Gespräch an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Haus. „Ich möchte sie und ihre Arbeitsbereiche kennenlernen, von ihren Erfahrungen hören, ihre Sicht aufnehmen“, sagt Lundberg.

Der Schreibtisch mit einigen Familienfotos und Präsenten zum Dienstantritt, auch süße Nervennahrung, wirkt aufgeräumt, strukturiert, die Übergabe mit Amtsvorgänger Robert Lennerts (parteilos) erfolgte schon im Vorfeld. Die ersten Schriftstücke warten auf Lundbergs Unterschrift, die bereits gültig ist, obwohl Lundberg erst am nächsten Tag im Gemeinderat vereidigt wird. Und was möchte sie für eine Bürgermeisterin sein? Laura Lundberg: „Ich möchte für alle da sein. Eine, die anpackt, gemeinsam mit Rat und Verwaltung, mit Bürgern und Vereinen.“ 

Mehrere Menschen sitzen um einen runden Tisch.

In Kürten traf sich Bürgermeister Maria Bredow an seinem ersten Arbeitstag mit dem Ältestenrat.

Mario Bredow, Kürten (parteilos, 41 Jahre): Der erste Arbeitstag führte den neuen Kürtener Bürgermeister Mario Bredow gegen 8.30 Uhr ins Rathaus. Regina Martens, Assistenz des Bürgermeisters, und Willi Hembach, Geschäftsbereichsleiter und weiterhin Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, begrüßten als Erste den neuen Chef. Fotos seiner Ehefrau und der vier Kinder brachte Bredow auch mit, vom Schreibtisch aus hat er seine Familie stets im Blick. „Es hat aber alles in einen Rollcontainer gepasst“, berichtet er.

Auch ein morgendlicher Durchgang durch die Büros der neuen Kollegen zählte zu Bredows Programm am ersten Arbeitstag. „Das habe ich aber nicht ganz geschafft und setzte das in den nächsten Tagen fort.“ Erste Beschäftigung im Büro sei die Einrichtung der EDV und des Computers gewesen, berichtet Bredow, jede Verwaltung sei da anders aufgestellt, so der bisherige Beigeordnete der Stadt Overath. Einige Termine zum Verwaltungsgeschäft folgten, ehe nachmittags das erste Mal der Ältestenrat der Gemeinde unter Bredows Leitung zusammentrat. „Wir müssen die Ratssitzung am Mittwoch vorbereiten“, erläuterte er den Anlass des Treffens.

In der ersten Ratssitzung, öffentlich ab 17.30 Uhr im Bürgerhaus, gehe es um die Zusammensetzung der neuen Ausschüsse und um die Wahl der Ausschussvorsitze, so Bredow. Auch Vereidigung und Einführung von Bürgermeister und neuen Ratsmitgliedern stehen an. Die Politik laufe ja weiter, trotz des Wechsels im Bürgermeisteramt. Viele neue Gesichter saßen zur Besprechung in der Runde, Willi Schmitz für die CDU, Roland Wisskirchen für die SPD, Michele Monreal für die Freien Wähler/BfB, dann auch Michael Hardt (Grüne), Dagobert Sagroda (FDP) und erstmals auch Sebastian Weirauch (AfD).