Vor rund zehn Jahren wurden die zwei barocken Figuren in einem Lagerraum entdeckt. Wo sie heute zu finden sind.
Kleines WunderWie zwei fast vergessene Engel in Altenberg ein Comeback feierten

So wie der goldene Engel aus der ehemaligen Jesuitenkirche in Köln haben die Engel in Altenberg vermutlich auch einmal ausgesehen.
Copyright: Petra Janke
Eigentlich sind es zwei Invaliden. Ihre Beeinträchtigungen sind schwer. Denn ihnen fehlen nicht nur Arme und Füße, sondern vor allem auch die Flügel – und für Engel ist das elementar. Kein Wunder also, dass die derart brutal gestutzten barocken Skulpturen dann gleich auch noch ihre farbige Fassung verloren. Nur die lockige Frisur, die sitzt - seit Jahrhunderten. Nicht ganz so lange lagen die barocken Schmuckelemente der ehemaligen Klosterkirche Altenberg recht unbequem im Magazinraum der katholischen Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt.
„Offenbar waren sie lange in Vergessenheit geraten“, so die Kunsthistorikerin und Altenberg-Kennerin Dr. Petra Janke, die das Schicksal der beiden Figuren mehrfach aufgegriffen, untersucht und in den Altenberger Blättern geschildert hat.
Engel wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes wiederentdeckt
Fast eine Ewigkeit lang waren sie im Lagerraum deponiert, bis schließlich doch noch ein kleines Wunder geschah: Im Rahmen eines Forschungsprojektes vor rund zehn Jahren wurden die Engel wiederentdeckt und zogen nun endlich, frisch restauriert, in ihre Kirche zurück, wenn auch nicht an ihren ursprünglichen Bestimmungsort. Denn der barocke Hochaltar, den sie früher schwebend geschmückt hatten, existiert längst nicht mehr. Heute finden Besucher die Engel, entstanden wohl vor oder um die Mitte des 17. Jahrhunderts, so die Einschätzung von Petra Janke, in der Marienkapelle.
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Hier wurden sie gemeinsam mit zwei weiteren barocken Figuren an der Südwand angebracht, weiterhin ohne Flügel, aber immerhin in erhöhter Position über den Köpfen der Gottesdienstbesucher. Ihre schwebende Leichtigkeit wie einst am Hochaltar, die haben sie allerdings nicht wiedererlangt. Das bedauert auch Petra Janke, die an der „Wiedereingliederung“ der Engel in das Gotteshaus aber auch nicht beteiligt war.
Ursprünglich, so die Kunsthistorikerin, waren die Engel vermutlich Teil der Bemühungen, nach dem Dreißigjährigen Krieg eindeutige katholische Zeichen gegen den Protestantismus zu setzen. „Seinerzeit war wichtig, dass die katholischen Gotteshäuser konfessionell eindeutig die katholische Glaubenswelt demonstrierten, zum Beispiel die Heiligen- und Marienverehrung, um die Gläubigen zu unterweisen und ihre konfessionelle Identität gegen den Protestantismus zu stärken“, erklärt Janke.
Der barocke Hochaltar im Altenberger Dom war ein „Mammutprojekt“
So sollte damals auch die Altenberger Klosterkirche der Zisterzienser, ein Orden, der ja ursprünglich für seine Schlichtheit bekannt gewesen war, ein zeitgemäßes, barockes Gesicht bekommen. Initiator war Abt Johannes Blanckenberg (1643-1662), der sich zunächst auf „öffentlichkeitswirksame Maßnahmen“ konzentrierte, schildert Janke. So wurde die strikte Trennung zwischen den Mönchen und den einfachen Gläubige aufgehoben, die nun im Westteil der Kirche eigene Bänke bekamen. Viele zusätzliche Ausschmückungen der Kirche folgten.

Die Krippe im Altenberger Dom.
Copyright: Christopher Arlinghaus
„Ein Mammutprojekt war der barocke Hochaltar“, weiß Janke. Hier, am Hochaltar, dürften die beiden Engel ursprünglich geschwebt haben, meint sie mit Blick auf einen ähnlich gestaltete Altar der Jesuitenkirche in Köln. In der Werkstatt der Kölner Jesuiten dürften die Altenberger Engel wohl auch entstanden sein, vermutet die Kunsthistorikerin. „Die beiden Altenberger Engel sind demnach aus bestem Hause“, meint Janke. 1842, das Kloster war zwischenzeitlich aufgelöst worden, der Wiederaufbau des Altenberger Doms in vollem Gange, wurde der barocke Hochaltar abgebrochen.
Nur wenige Ausstattungsdetails wurden dabei nicht vernichtet. Während fünf andere erhaltene Bildwerke des Altars aber bereits 1912 wieder in die Kirche zurückkehrten, verschwanden die beiden schönen, aber flügellahmen Engel noch ein weiteres Jahrhundert in der Versenkung und kehrten erst in unseren Tagen zurück.
