Trockenheit und wilder Müll gefährden die Wälder in Rhein-Berg. Revierförster Jürgen Greißner hofft auf Regen, spätestens im Mai.
Wälder in Rhein-BergFörster hofft auf Regen, spätestens im Mai

Die Waldbrandgefahr aufgrund von Trockenheit steigt, auch in Rhein-Berg. Das zeigt ein Besuch im Königsforst.
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Bald ist Ostern, im Königsforst war der Osterhase bereits da und hat für Revierleiter Jürgen Greißner statt bunten Eiern eher unerfreuliche Geschenke abgelegt. Leere Bierflaschen und Folienballons sind seine Ausbeute. Täglich entdeckt er kuriose Hinterlassenschaften von Wanderern und Spaziergängen. „Jetzt im Frühling wird ordentlich Müll abgelegt, das einzig Gute daran ist, dass man ihn noch findet. Später im Jahr ist er nicht mehr so gut sichtbar“, sagt er zu seinen Fundstücken. „Die Folie der Ballons zersetzt sich nicht, in 40 Jahren werden die Fetzen noch im Wald liegen, durch Glasflaschen entsteht eine hohe Brandgefahr“, ärgert er sich.
Die Schranke an seinem Forsthaus bei Forsbach sei nun seit ein paar Wochen gesperrt, sagt Greißner und erklärt den Hintergrund: „Ich habe ein Geräusch gehört, die Rücklichter eines Autos gesehen und dann festgestellt, dass jemand vor dem Haus seinen Müll, Kleinkindutensilien und -möbel abgeladen hat. Am Wochenende hat jemand direkt gegenüber Lattenroste und Dämmplatten hinter dem Pfosten abgelegt.“ Er schüttelt fassungslos den Kopf, die Dreistigkeit nehme zu.

Auch Müll kann die Wälder langfristig schädigen. Das erklärt Förster Jürgen Greißner.
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Dieser Pfosten dient zur Absperrung, sodass nur Befugte die Waldwege befahren können. Wie die Feuerwehr. Aus diesem Grund werden die Wege für Rettungs- und Feuerwehrwagen freigeschnitten, noch bevor die Bäume ausschlagen. Auch im oberen Bereich, damit nichts daran schrabbt, kratzt und hängenbleibt bei einem Notfall. „Bewuchs wegschneiden muss übrigens auch jeder private Waldbesitzer, das gilt auch für tote Bäume“, weiß Greißner und hat seinen Königsforst im Blick. „Die Reviere werden immer größer, es ist viel Arbeit und man braucht viel Erfahrung. Die Nutzer des Waldes sollten nachsichtiger sein“, macht er aufmerksam. Hinweisen zu umgestürzten Bäumen beispielsweise kann er nicht immer sofort nachgehen, aber nach und nach, schließlich betreut der Förster fast zweieinhalbtausend Hektar Fläche.
Während Pionierbaumarten wie Weide oder Birke schon austreiben, zieht auch langsam die Buche nach, die Eiche hingegen braucht am längsten. Diese ist aber heutzutage eine gute Alternative für Plätze, an denen das Fichtensterben seinen Lauf genommen hat, denn sie kann die obere trockene Bodenschicht dank ihrer Pfahlwurzel durchbrechen. Um auszutreiben, benötigen die Pflanzen einerseits Wärme, andererseits hängt dies aber auch von der Tageslichtdauer ab. Nach dem 21. März, an dem Tag und Nacht gleich lang sind, geht es also richtig los.

Erde ist an der Oberfläche trocken, aber weiter unten noch feucht, wie Förster Jürgen Greißner im Königsforst zeigt.
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In der Regel kommen die neuen Pflanzen aus Baumschulen als Containerpflanzen im Töpfchen. „Sie müssen zwischen 1,30 und 1,50 Meter groß sein, um nicht als Leckerbissen für Reh und Hirsch zu enden. Generell ist die Überlebenswahrscheinlichkeit für Containerpflanzen besser, der Wurzelbereich ist feucht und mit viel Erde versehen, dafür sind sie recht teuer. Damit haben sie aber direkt bessere Auswuchschancen“, demonstriert der Förster, der gleichzeitig ein Exemplar aus der natürlichen Verjüngung in der Hand hält, das er extra ausgebuddelt hat. Hündin Bunjee hat es sich ebenfalls als Leckerbissen ausgesucht und statuiert prompt ein Exempel, indem sie es sich schnappt. „Die natürliche Verjüngung ist zwar besser, aber wo eine andere Baumart hinsoll, muss auf künstliche Bepflanzung zurückgegriffen werden.“ Die Pflanzung geschieht bereits in den Wintermonaten, damit die Bäume mehr Niederschlag abbekommen.
„Aktuell leben die Bäume mit dem vorhandenen Wasserhaushalt aus dem vergangenen Jahr gut. Im Mai, wenn alle ausgeschlagen haben, sollte es jedoch regnen. Dort, wo die Bäume ihre Wurzeln haben, ist es feucht, oberflächlich ist der Boden schon trocken“, so Greißner und legt von beiden Schichten ein wenig Erde auf das Schippchen zum Vergleich.

Auf den Wegen zu bleiben, hilft der Natur.
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Wie trocken die Oberfläche bereits jetzt ist, lässt auch der Adlerfarn erahnen. In der Hand zerbröselt er augenblicklich. „Das könnte schnell ein großflächiges Feuer auslösen. Der ganze Oberflächenbereich hier wäre für die nächsten Jahre zerstört, die neu gepflanzten Bäume kaputt“, macht er deutlich. „Durch ein Gewitter habe ich noch keinen Waldbrand erlebt, aber wegen Unachtsamkeit“, appelliert der Revierleiter und meint damit vor allem Raucher, aber auch Zündler, die „mal testen wollen, was passiert“ – auch auf Kosten der tierischen Waldbewohner.
Sie leben, versteckt hinter Farn und Brombeere, im Dickicht. „Sie dienen als natürlicher Wall. Man sollte sich aus der Natur raushalten“, bittet Förster Greißner die Besucher, denn nur wenige Meter weiter könnte eine Bache ihre Ferkel abgelegt haben und bei Gefahr im Verzug beißen, das Reh sein Kitz zurücklassen wegen menschlicher Witterung.
Auch für die Autofahrer, die im Königsforst unterwegs sind, hat Greißner Ratschläge, um Wildunfälle zu vermeiden: „Nicht drängeln, wenn jemand im Wald langsam fährt, und an unüberschaubaren Stellen die Geschwindigkeit anpassen, vor allem in den Morgen- und Abendstunden“, erklärt der erfahrene Förster, während immer wieder Zwei- und Vierbeiner, Radfahrer, Sportler, Alt und Jung seinen Weg kreuzen und sich am Waldfrühling im Königsforst erfreuen.