Der Rösrather Bernhard Kunst, ehemaliger Professor für Wasserversorgung in Köln, empfiehlt eine Vertiefung des Flussbettes.
Fachleute mahnenZwei Jahre nach Flut – Rathausbrücke in Rösrath hindert Wasserdurchfluss

Prof. Bernhard Kunst weist auf Rückstau von Wasser an der Rathausbrücke Hoffnungsthal hin.
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Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe an der Sülz rückt ein Problem in den Blickpunkt, das bisher wenig Aufmerksamkeit in der öffentlichen Diskussion fand: Die zwischen Historischem Rathaus und Volberger Kirche gelegene Sülzbrücke lässt relativ wenig Raum für den Durchfluss von Wasser. Zu wenig, jedenfalls in Extremsituationen wie bei der Flut vom 14./15. Juli 2021.
Fachleute sprechen von einem „unzureichenden Durchflussquerschnitt“ der Rathausbrücke — so auch der Rösrather Bernhard Kunst, früherer Professor für Wasserversorgung in Köln. Er hat für den 14./15. Juli 2021 genau nachgezeichnet, wie sich ein immer größerer Rückstau von Wasser an der Rathausbrücke bildete und ausweichen musste, was aus seiner Sicht ein „entscheidender Faktor“ für die Überschwemmung in Hoffnungsthal war.
Sülzbrücke in Rösrath: Professor empfiehlt Ausbaggerung des Flussbetts
Zusätzlich zum Wasser habe sich auch Treibgut, darunter angeschwemmte Büsche und Bäume, an der Brücke gestaut, das verringerte den Durchfluss von Wasser weiter. An anderen, sülz-aufwärts gelegenen Brücken, an der Backeswiesen-Brücke und der Lehmbacher Brücke, sei der Rückstau deutlich geringer gewesen. „Mit dem Stau an der Brücke am Rathaus hat niemand gerechnet“, sagt Kunst. So sei die Hauptstraße zuerst vom Wasser von Bächen überschwemmt worden, erst später vom Wasser der Sülz.
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Um das Problem des Rückstaus an der Rathausbrücke für die Zukunft auszuräumen, empfiehlt Kunst, das Flussbett zu vertiefen, also auszubaggern. Außerdem schlägt er vor, das an der Rathausbrücke bestehende Stauwehr zurückzubauen, was ebenfalls dazu beitragen würde, dass mehr Wasser unter der Brücke hindurchfließen könnte.
Bei der Stadt Rösrath ist der Durchfluss von Wasser an der Rathausbrücke durchaus ein Thema. Unter anderem auch deshalb, weil der Landesbetrieb Straßen NRW bereits seit drei Jahren einen Neubau der Brücke plant.
Zunächst habe der Landesbetrieb den Neubau so geplant, dass der Durchfluss noch geringer geworden wäre. Dagegen habe sich die Stadt ebenso wie andere Beteiligte gewehrt, berichtet Dezernent Christoph Herrmann: „Es darf sich nicht nur nicht verschlechtern, es muss sich verbessern“, sagt er zur Position der Stadt. Die Planung von Straßen NRW werde daher überarbeitet. Er rechnet damit, dass die veränderten Pläne des Landesbetriebs in der nächsten Planungsausschuss-Sitzung am 4. September der Öffentlichkeit vorgestellt werden können.
Um mehr Raum zum Durchfluss von Wasser zu schaffen, sei jedenfalls eine bauliche Lösung zu empfehlen, sagt Herrmann. Dabei sei natürlich zu berücksichtigen, dass „jeder Meter Spannweite“ der Brücke, der zusätzlich geschaffen werde, Geld koste.
Bei dem von Kunst vorgeschlagenen Tieferlegen der Flusssohle seien die ökologischen Auswirkungen möglicherweise problematisch. Ein Fachbüro sei beauftragt worden, dies zu untersuchen — gemeinsam von Aggerverband, Straßen NRW und Stadt Rösrath.
Dass der Rückstau an der Rathausbrücke der „entscheidende Faktor“ bei der Überschwemmung vom 14./15. Juli gewesen sei, wie es Kunst darstellt, sieht Herrmann nicht. Der Rückstau sei „einer von vielen Punkten“ gewesen, der zu der Katastrophe beitrug.


