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Serie „LadenLokal“Das Brühler Whiskyhaus handelt mit Genuss und Emotionen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Mitarbeiterin bei der Vorbereitung. Auf dem Tisch stehen zahlreiche Gläser mit Whiskey, im Hintergrund ein Schrank voller Flaschen.

Hier laufen die Vorbereitungen zu den regelmäßigen Tastings von Spirituosen im Ladenlokal, auch begleitet von Speisen.

Für unsere Serie besuchen wir den Einzelhandel im Rhein-Erft-Kreis. In dieser Folge: Das Brühler Whiskyhaus um Inhaber Marco Bonn. 

Heißt es nun Whisky oder Whiskey? Es gebe keine richtige Schreibweise, sagt der Inhaber des Brühler Whiskyhauses, Marco Bonn. „Ob mit oder ohne ‚e‘, entscheide sich nach Herkunft der Spirituose und den dortigen Sprachgewohnheiten. Mittlerweile werde sie fast überall hergestellt.“

Gemeint sei in beiden Fällen das gleiche, im Kern ein alkoholisches Destillat aus Malz. Nach Reifung in Eichenfässern, wenigstens drei Jahren und einem Tag dürfe sich der sogenannte Newmake, der aus der Tülle tropfe, dann Whisky nennen. „Für durchschnittlichen Anspruch wird es nach 13 Jahren interessant“, sagt er - und natürlich teurer. Dann entwickle sich eine Fülle von Aromen von lichten, fruchtigen, runden Apfelnoten bis hin zu den schwereren, dunklen Spielarten nach Erde, Moor und Rauch, erläutert Bonn. Gleichzeitig steige bisweilen der Alkoholgehalt auf über 50 Volumenprozent.

Whisky-Tastings im Brühler Laden

Zur professionellen Whisky-Degustation lädt er seine Kunden gerne in seinem Laden ein, da ist der Aficionado mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Handel in seinem Element. Noch bevor die Blume im tulpenförmigen Probierglas verrät, wo die Geschmacksreise hingeht, hat er den Unkundigen schon in grundlegendes Whisky-Wissen eingeweiht. Die geografische Verortung des Getränkes, was den so genannten Single Malt vom Blended Malt unterscheidet, oder wie es auf einer Inselgruppe vor Schottland beim Rösten des Malzes über Torf, dem seinerzeit dort üblichen Brenn- und Heizmaterial, zur rauchigen Variante gekommen ist.

Marco Bonn trägt ein schwarzes T-Shirt und ein blaues Overshirt. Neben ihm ein Regal voller Whiskyflaschen. Das Bild zeigt, wie er ein Glas mit Whisky füllt.

Der Inhaber des Brühler Whiskyhauses Marco Bonn lädt seine Gäste zur Auswahl des richtigen Whisky auf einer Geschmacksprobe ein.

Mit einem Finger langt er in die golden schimmernde Flüssigkeit, benetzt damit den Rücken der rechten Hand und schnuppert daran. Zum Vergleich der Geschmackspole zweier Sorten bleibt dem Verkoster noch die andere Hand. So vorbereitet, empfiehlt Bonn einen Schluck zu nehmen, oder man hat schon vorher genippt – auch gut.

Ursprung des Getränks liegt im Jahre 1495

Mehr als ein Beratungsgespräch führe er mit allen, die sich für Whisky interessierten, Bonn nennt es lieber „Erlebnisshoppen“, die Geschmacksproben gehörten auf jeden Fall dazu. Jede Menge Geschichten und Geschichtchen um den goldgelben Tropfen hat Bonn auf Lager. Er erzählt vom Ursprung des Whisky als Aquae Vitae, als Lebenswasser, das urkundlich erstmals 1495 erwähnt worden sei, als der schottische Pater John Cor aus „acht Ballen Malz“, das erste Destillat als Mittel gegen Wundbrand hergestellt habe.

Berichte von seinen Besuchen bei Destillerien im Herzen des schottischen Whiskys in der Speyside runden die Erzählungen ab, wo er Whisky aus Fässern probiere und nur jene einkaufe, die auch schmeckten. Oder er rankt Geschichten um seltene Tropfen, wie den schottischen „Gordon & MacPhail“, der 1963 in der Destillerie „Strathisla“ ins Fass kam, und nach 48 Jahren für die Limburger Messe „Whisky Fair“ 2011 in Flaschen abgefüllt wurde. Von einem Sammler habe er eine einzige der wenigen, nummerierten Flaschen dieses Fasses für einen besonderen Abend kaufen können. Er vergleicht ihn mit „einem Oldtimer, einer besonderen Uhr oder einem Gemälde“.

Das wahre Geschäft ist die Leidenschaft

„Ich verkaufe mehr als ein Getränk, ich verkaufe Emotionen und Leidenschaft und Genuss“, sagt Bonn. Das sei das Merkmal des „Erlebnisshoppens“. Nur den Liebhabergeschäften prophezeit er beim absehbaren Niedergang des Einzelhandels im Zeitalter des Händlers mit dem großen „A“ auch zukünftig Bestand.

Seine Geschäfte liefen jedenfalls gut, sagt Bonn. So gut, dass er das im Jahr 2010 eröffnete Whisky-Haus nur wenige Schritte vom heutigen Standort entfernt, auf 106 Quadratmeter, vergrößert habe, geführt von mehr als 15 Mitarbeitern. Hier befinden sich neben all den Flaschen, komfortable Ledersofas, Billardtisch, Raucherkabine, ein begehbarer Humidor und Räumlichkeiten für die Tasting-Seminare.

Zum Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus befindet sich am Balthasar-Neumann-Platz 28. 2024 wurde das Haus als bester Whisky-Shop Deutschlands ausgezeichnet. Hauptsächlich dreht es sich hier um Whisky. Aber auch andere Spirituosen sind im Ladenlokal zu finden, Rum, Cognac, Grappa, Gin, Tequila und vieles mehr. Das Sortiment runden verschiedene Craft-Biere ab und eine Auswahl an Zigarren aus dem Humidor. Tasting-Seminare mit Whiskey und Rum finden an Wochenenden statt, häufig begleitet mit Speisen, geliefert von einem befreundeten Caterer. Fragen können der per E-Mail gestellt und Informationen auf der Homepage abgefragt werden.