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Blindgänger aus dem Zweiten WeltkriegDiese Bombe hielt 1200 Erftstädter in Atem

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Das Bild zeigt eine entschärfte Bombe in einem Transporter.

Am Montag wurde gegen 22 Uhr diese Bombe in Erftstadt-Kierdorf entschärft.

Wie viele Kampfmittel noch im Erftstädter Boden liegen, ist ungewiss. Warum es immer wieder zu Funden kommt und was getroffen werden sollte.

Eine der unzähligen Bomben, die während des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) über der heutigen Stadt Erftstadt abgeworfen worden war, wurde am Montagabend (22. September) erfolgreich geborgen. Wie viele dieser Kampfmittel noch bis heute im Erftstädter Boden liegen, ist ungewiss.

Um 22.02 Uhr dann die Entwarnung: Der Blindgänger war erfolgreich entschärft worden. Die Zünder waren herausgeschraubt worden, von der Bombe ging keine Gefahr mehr aus. Etwa 1200 betroffene Menschen durften wieder zurück in ihre Wohnungen und Häuser. Im Radius von 400 Metern um die Bombe herum mussten zuvor Häuser, Wohnungen und Gebäude evakuiert werden. 

Gefunden worden war die 250 Kilogramm schwere, amerikanische Weltkriegsbombe am Montagnachmittag bei Bauarbeiten auf einem Privatgrundstück in der Beethovenstraße/Ecke Schildgensacker in Erftstadt-Kierdorf. Wie der Sprecher der Erftstädter Feuerwehr, Elmar Mettke, mitteilte, lag die Bombe in 1,10 Meter Tiefe neben einem Einfamilienhaus. Der Bombentyp verfügte nach Angaben der Stadtverwaltung über zwei Zünder.

Erftstadt: Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) einberufen

Die Aufregung war groß, als der Fund gekannt wurde. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) wurde einberufen, um die Abläufe zu koordinieren. Das übernahm der Erste Beigeordnete Jörg Breetzmann gemeinsam mit der Bürgermeisterin Carolin Weitzel.

Das Ordnungsamt zog von Haus zu Haus, um sicherzustellen, dass alle Bürger die Räume verlassen hatten. Die Polizei und Feuerwehr sperrten die Straße, andere Teams trafen Vorbereitungen, um den betroffenen Bürgern eine Möglichkeit zu bieten, für die Zeit unterzukommen.

Bürgermeisterin Carolin Weitzel und Einsatzleiter Werner Erkens am Einsatzleitwagen.

In Erftstadt-Kierdorf ist in einem Garten eine Weltkriegsbombe gefunden worden. Die Feuerwehr und das Ordnungsamt der Stadt Erftstadt waren im Einsatz, um die Anwohner aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Einsatzleiter Wolfgang Erkens (M.) und Bürgermeisterin Carolin Weitzel am Einsatzleitwagen.

Etwa 15 bettlägerige Personen wurden vom Rettungsdienst abgeholt. Die Stadtverwaltung hatte die Anlaufstelle für die betroffene Bevölkerung in der Schützenhalle St. Hubertus an der Dechant-Nöthen-Straße eingerichtet. Dort wurde auch Verpflegung für Betroffene bereitgestellt. Mehr als 200 Menschen kamen hier zusammen - vom wenige Monate alten Kleinkind bis hin zum 102-Jährigen.

Das Bild zeigt das Haus, an dem die Bombe gefunden wurde.

Im Garten eines Einfamilienhauses wurde die Bombe bei Umbauarbeiten gefunden.

„Wir sind erleichtert und froh, dass die Evakuierungsmaßnahmen und die Entschärfung erfolgreich nach Plan verlaufen sind. Mein Dank gilt allen, die dafür so engagiert im Einsatz waren“, erklärte Bürgermeisterin Carolin Weitzel nach der Entschärfung erleichtert.

Dank an alle Helfer

„Wir möchten uns einmal für die Besonnenheit und Ruhe bedanken, mit der die Betroffenen agiert haben. Darüber hinaus gilt ein besonderer Dank den vielen hilfsbereiten Anwohnerinnen und Anwohnern, die die Einsatzkräfte mit Kaffee, Tee, Wasser, Plätzchen, Stühlen und mehr versorgt haben“, erklärten Thomas Hammer, Leiter der Feuerwehr Erftstadt und des Rettungsdienstes, sein Stellvertreter Olaf Stock sowie der Einsatzleiter vor Ort, Wolfgang Erkens.

Wolfgang Erkens bilanzierte: „Alleine seitens der Feuerwehr Erftstadt waren 48 Kräfte im Einsatz. Insgesamt - mit den Aktiven der Hilfsorganisationen, des Ordnungsamtes, des Bauhofes und der Polizei - waren es 82 Einsatzkräfte. Alles lief reibungslos, von der Evakuierung über die Anlaufstation am Schützenhaus bis hin zur Entschärfung des Blindgängers und der damit verbundenen Aufhebung der Sperrmaßnahmen.“ 19 Kranken- und Hilfstransporte waren im Rahmen der Evakuierung notwendig, gegen 23.15 Uhr waren alle Rücktransporte absolviert. Offiziell beendet war der Großeinsatz dann gegen 23.30 Uhr.

Zweiter Weltkrieg:  Bahnlinie und die Grubenindustrie waren Ziele

Es ist nicht der erste Kampfmittelfund in diesem Jahr. Zuletzt war in Erftstadt Anfang April eine Bombe im Stadtteil Bliesheim zwischen der Karolingerstraße und der Autobahn 1/61 gefunden worden. Es handelte sich um eine amerikanische 50-Kilogramm-Sprengbombe, die kurz vor dem Abschluss planmäßiger Untersuchungen auf einem Feld gefunden worden war. Mitte Januar war auf dem Baustellengelände zum Ville Campus in Liblar eine Artillerie-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Der Sprengkörper war 10,5 Zentimeter groß.

Dass es immer wieder zu solchen Funden im Stadtgebiet kommt, ist nicht ungewöhnlich. 1944 gab es heftige Luftangriffe auf Orte im Kreis, darunter auch auf das heutige Erftstadt: Am 29. Oktober 1944 fielen Bomben auf Lechenich, am 30. November auf Erp, am 28. Dezember auf Friesheim. Die Bahnlinie und die Grubenindustrie waren die Ziele, wie diese Redaktion zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs berichtete.

In der Chronik der Stadt Erftstadt ist zu lesen, dass Erp im Zweiten Weltkrieg starke Kriegszerstörungen durch Bombenangriffe und Kämpfe vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen erlitten. In Gymnich sind 1943 bei einem Bombenangriff 20 Wohnhäuser mit Hofgebäuden getroffen worden. In Friesheim ist 1943 das Herrenhaus der Weißen Burg von Bomben getroffen und völlig zerstört worden. Es wurde nicht mehr aufgebaut, wie es weiter heißt.

In Erp waren durch Bombenangriffe der Stadtchronik zufolge 80 Tote zu beklagen, in Gymnich 20 Tote. In Oberliblar seien durch Bomben und Tieffliegerbeschuss etwa 20 Tote zu beklagen gewesen.