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Hiobsbotschaft am Tag vor Heiligabend
Marien-Hospital Erftstadt ist insolvent – 400 Mitarbeitende bangen

4 min
Das Marien-Hospital in Erftstadt ist in finanzielle Schieflage geraten.

Das Marien-Hospital in Erftstadt ist in finanzielle Schieflage geraten. (Archivfoto)

Ein Insolvenzverwalter soll Wege sondieren, um den Betrieb im 2023 wiedereröffneten Haus fortzuführen. Er zeigt sich optimistisch.

Der Kliniklandschaft im Rhein-Erft-Kreis droht ein weiterer Verlust. Weniger als ein Jahr nach der Schließung des Hubertusstifts in Bedburg befindet sich nun auch das Marien-Hospital Erftstadt-Frauenthal in finanzieller Schieflage.

Einen Tag vor Heiligabend haben die rund 400 Beschäftigten in einer Betriebsversammlung erfahren, dass die Klinikleitung tags zuvor einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Köln eingereicht hat. Es hat André Dobiey aus der Kanzlei Niering Stock Tömp zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Der Rechtsanwalt kümmert sich eigenen Angaben zufolge um die Fortführung des Krankenhauses.

Erftstadt: Das Krankenhaus beschäftigt rund 400 Mitarbeitende

In einer Pressemitteilung erklärte Dobiey am Dienstag (23. Dezember), für die finanzielle Schieflage seien die erheblichen Herausforderungen im Gesundheitswesen und hier insbesondere für kleinere Krankenhäuser mit unter 200 Betten verantwortlich. Gerade diese spürten die zunehmenden Auswirkungen von steigenden Personal-, Energie- und Sachkosten.

Hinzu kämen die besonderen Herausforderungen infolge der mehrjährigen Schließung und der Wiedereröffnung nach der Flut im Juli 2021. „Mit diesem Schritt stellen wir die Weichen, um unter dem Schutz der Insolvenzordnung eine dauerhafte und nachhaltige Sanierungslösung umsetzen zu können“, erklärt Hans-Peter Kippels, leitender Pfarrer der katholischen Kirchengemeinden von Erftstadt und zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stiftung.

Das Marien-Hospital in Erftstadt war im November 2023 nach umfassendem Wiederaufbau infolge der schweren Flutkatastrophe wieder eröffnet worden. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf mehr als 80 Millionen Euro.

Auch die Notaufnahme ist weiterhin 24/7 erreichbar
André Dobiey

Insolvenzverwalter Dobiey ist bemüht, trotz der Hiobsbotschaft für die 400 Mitarbeitenden und deren Familien Zuversicht zu versprühen: „Die Gehälter sind über das Insolvenzausfallgeld für die nächsten Monate gesichert. Das ist eine stabile Basis für den uneingeschränkten Krankenhausbetrieb. Auch die Notaufnahme ist weiterhin 24/7 erreichbar.“ Er sei zuversichtlich, das Marien-Hospital „als eines der modernsten Krankenhäuser in NRW dauerhaft erhalten zu können.“

Landrat Frank Rock sagte auf Anfrage dieser Redaktion, diese Entwicklung überrasche ihn in ihrer Kurzfristigkeit: „Ich denke so kurz vor Weihnachten nun vor allem an die Belegschaft. Gute Ärzte und Pflegekräfte sind zwar gesucht, aber das tröstet in diesem Moment kaum.“

Er vermutet, dass das Krankenhaus nach der Flut wohl nicht mehr einen wirtschaftlich stabilen Betrieb aufnehmen konnte. Für kleine Häuser sei die Marktlage im deutschen Krankenhauswesen scheinbar aktuell sehr schwierig. Vorerst bleibe aber abzuwarten, wie sich die Lage in der Insolvenz entwickelt.

Krankenhaus-Insolvenz: Bürgermeisterin spricht mit NRW-Gesundheitsminister Laumann

Bürgermeisterin Carolin Weitzel (CDU) will sich für den Erhalt des Krankenhauses starkmachen: „Ich werde für das Marien-Hospital und dessen Erhalt kämpfen!“ Als Bürgermeisterin ist Weitzel kraft Amtes Mitglied im Verwaltungsrat des Marien-Hospitals.

„Diese Nachricht schockiert in doppelter Hinsicht, einmal in der Sache und einmal natürlich auf Grund des Zeitpunktes“, so Weitzel. „Die Mitarbeitenden des Krankenhauses benötigen dringend eine stabile Zukunftsperspektive und die Bürgerinnen und Bürger eine sichere medizinische Versorgung. Das muss das Ziel aller Entscheidungsträger sein.“

Sie setzt sich laut der Pressemitteilung „mit aller Kraft dafür ein, um eine tragfähige Lösung auf den Weg zu bringen“. Ein erstes Gespräch mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, habe sie bereits führen können, so Weitzel weiter.

Verantwortliche der Klinikleitung betonten im September Auslastung des Marien-Hospitals

Die Fraktionen von CDU und Grünen im Erftstädter Stadtrat zeigen sich besorgt und betonen in einer gemeinsamen Mitteilung die „enorme Bedeutung des Krankenhauses für die medizinische Versorgung in der Stadt und für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger“.

CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan D. Bremer sagt: „Dass das Insolvenzverfahren ausgerechnet kurz vor Weihnachten eröffnet wurde, macht die Situation für die Mitarbeitenden und ihre Familien besonders belastend.“ Er betont: „Wir werden alles daransetzen, dass die Gesundheitsversorgung in Erftstadt gesichert bleibt und die Beschäftigten eine Perspektive behalten“.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Stephanie Bethmann und Kathleen Bausch teilen mit: „Das Marienhospital ist für Erftstadt unverzichtbar – sowohl als medizinisches Zentrum als auch als sozialer Anker in unserer Stadt. Wir werden genau verfolgen, wie sich das Verfahren entwickelt, und uns für tragfähige Lösungen stark machen.“

An einer unzureichenden Auslastung des 130-Betten-Hauses liegt die Notlage offenbar nicht. Noch im September hatten Verantwortliche der Klinikleitung im Gespräch mit dieser Redaktion betont, das Marien-Hospital sei ausgelastet. Das sei auch ein Ergebnis der Schließung des Bedburger Krankenhauses.

Zu Jahresbeginn war das Hubertusstift geschlossen worden. Dort waren der erhöhte Kostendruck, der Wegfall der Endoprothetik und der Sanierungsstau als Gründe für das Aus genannt worden.