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Nach Tod einer Schülerin (10)Tausende Menschen fordern Tempo 30 an der Unfallstelle in Hürth

Lesezeit 3 Minuten
An der Unglücksstelle an der Frechener Straße werden immer mehr Blumen und Plüschtiere niedergelegt, Kerzen entzündet.

An der Unglücksstelle an der Frechener Straße werden immer mehr Blumen und Plüschtiere niedergelegt und Kerzen entzündet.

Die Initiatoren verweisen darauf, dass es bereits der dritte tödliche Unfall innerhalb weniger Jahre in diesem Bereich sei. Geldspenden für Unfallopfer.

Fast 5200 Menschen haben nach dem tödlichen Unfall in Hürth bis Sonntagmittag (8. Juni) eine Online-Petition unterschrieben. Darin fordern sie die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, namentlich Landrat Frank Rock (CDU), auf, Konsequenzen zu ziehen. Sie verlangen unter anderem die Einführung von Tempo 30 im Abschnitt zwischen Alt-Hürth und dem Radwegübergang in Stotzheim. Erlaubt sind dort 70 km/h.

Die Unterschriftensammlung über das Portal Open Petition war am Freitag gestartet worden, nachdem mittags bekannt geworden war, dass ein zehnjähriges Mädchen an den Folgen des Unfalls von Mittwoch gestorben war. Unsere Redaktion hatte als erstes darüber berichtet. Ein 25-jähriger Betreuer der Viertklässler der Carl-Orff-Grundschule schwebt weiter in Lebensgefahr. 

Diese Kreuzungen müssen erheblich sicherer werden und die Ampelschaltungen so verbessert werden, dass die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer gewährleistet ist
Initiatoren der Petition

Ein 20-Jähriger war in die Schülergruppe und deren Betreuer gefahren, die bei grüner Fußgängerampel die Frechener Straße überquerte, und hatte sieben Menschen schwer verletzt. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte er die rote Ampel missachtet. Weitere Hintergründe haben die Ermittler bisher nicht bekannt gegeben. Einen Anschlag hatten sie bereits kurze Zeit nach dem folgenschweren Vorfall ausgeschlossen.

In der Strafakte des Fahrers finden sich unter anderem Einträge wegen Straßenverkehrsdelikten. Aus Ermittlerkreisen hat diese Redaktion erfahren, dass er in mindestens einem Fall Fahrerflucht begangen hat. Auch am Mittwoch war er zunächst von der Unfallstelle geflüchtet, aber wenig später zurückgekehrt,

Zahlreiche Rettungskräfte und Helfer waren in Hürth im Einsatz.

Zahlreiche Rettungskräfte und Helfer waren in Hürth im Einsatz.

Aufgefallen ist der 20-Jäjhrige zudem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ein Alkohol- und Drogentest am Mittwoch war negativ ausgefallen. Weitere Angaben zum Hergang des Unfalls haben die Ermittler bisher nicht gemacht.

Die Mediziner Dr. Ingo Benz und Dr. Zeynep Fuchs aus Hürth sind die Initiatoren der Unterschriftensammlung. Sie verweisen in ihrer Petition darauf, dass die zehnjährige Grundschülerin nicht die erste Verkehrstote an der Frechener Straße gewesen sei. Am 7. Oktober 2018 sei ein Radfahrer wird beim Überqueren der Frechener Straße von einem Pkw erfasst worden. Am 7. Dezember 2021 starb ein Junge an der Kreuzung Frechener Straße, weil ein Lkw-Fahrer ihn beim Abbiegen übersehen hatte.

Benz und Fuchs argumentieren: Zahlreiche Schulwege und zentrale Radwege kreuzten die Frechener Straße. Hunderte Hürther Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssten die Straße täglich überqueren. Sie fordern: „Diese Kreuzungen müssen erheblich sicherer werden und die Ampelschaltungen so verbessert werden, dass die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer gewährleistet ist.“

Adressat der Petition ist Landrat Rock, da es sich um eine Landesstraße handelt. Zuständig dafür ist die Kreisverwaltung in Bergheim. Der CDU-Politiker ist mit der  Verkehrssituation bestens vertraut, lebt er doch mit seiner Familie in At-Hürth. Bisher hat er sich noch nicht zu den Forderungen geäußert. 

Die Betroffenheit in Hürth und auch außerhalb der Stadt vor den Toren Kölns ist groß. Groß ist auch die Hilfsbereitschaft. So hat Steffi Kaczmarek über die Plattform gofundme zu Spenden aufgerufen. Sie möchte zu ihrem Geburtstag „die traumatisierten Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Betreuerinnen Betreuer der Carl-Orff Schule unterstützen“. Bis Sonntagmittag hatten 90 Menschen rund 2100 Euro gespendet.