Was der Kandidat der Kerpener SPD als Bürgermeister vorhätte, verrät er im Interview.
BürgermeisterkandidatThomas Jurczyk (SPD) aus Kerpen sieht seine Stärke in der Personalführung

Thomas Jurczyk (SPD) will Bürgermeister in Kerpen werden.
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Thomas Jurczyk ist der Bürgermeisterkandidat der SPD Kerpen. Er ist 56 Jahre alt und arbeitet als Berufssoldat mit dem Dienstgrad Oberstleutnant. Nach eigenen Aussagen weiß er, wie man Menschen führt und sieht sich daher als geeigneten Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters. Welche Themen ihm wichtig sind und was er ändern will, verrät er im Interview mit Elena Pintus.
Herr Jurczyk, warum wollen Sie Bürgermeister werden?
Nach meiner langen Hin- und Herzieherei als Stabsoffizier in der Bundeswehr kam es, dass meine Tochter Marie in Dresden geboren wurde. Ich habe daraufhin mit meinem Personalführer gesprochen und gesagt, das geht so nicht, ich brauche eine Heimat, einen sicheren Hafen, auch für meine Kinder. Dann sind wir 2008 nach Sindorf gezogen und da hat es mir so gut gefallen, dass ich gesagt habe, ich möchte etwas zurückgeben.
Kandidat will seiner Wahlheimat etwas zurückgeben
Ich wurde Vorsitzender des Fördervereins der Mühlenfeldschule, Geschäftsführer im Karnevalsverein Rötsch Mer Jett und dann hat Branko Appelmann mich in die Politik gebracht. Ich kam relativ früh in den geschäftsführenden Vorstand bis hin zum Direktmandat, das ich vor fünf Jahren geholt habe und bin seitdem im Stadtrat. Ich möchte die Lebensbedingungen in Kerpen weiter verbessern. Kerpen kann mehr. Wir müssen effizienter und effektiver werden.
Warum denken Sie, dass Sie dafür geeignet sind?
Welche Kompetenzen bringe ich mit? Eine Verwaltung mit 1200 Menschen hat das Anrecht darauf, geführt zu werden. Sonst macht jeder, was er will und nicht, was er kann. Ich führe Menschen seit 36 Jahren in meiner Funktion als Soldat, auch bis zu 1200 Personen. Nicht nur im Grundbetrieb, sondern auch im Einsatz, bei Katastrophenfällen. Wir Soldaten haben es drauf, Menschen zu motivieren, auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören und zu führen.
Zweitens komme ich aus einem Bereich, der sich mit Prozessoptimierung befasst. Wir haben in der Abteilung, in der ich zehn Jahre lang war, auf Prozesse geschaut - geschaut, was machen wir richtig und was können wir noch verbessern?
Kerpen: Erfahrung in der Prozessoptimierung
Seit 2015 bin ich zudem im Amt für Heeresentwicklung in der Fachaufgabe Organisation tätig. Ich kann also bewerten, wer überbelastet ist, wo wir Synergien schaffen und Aufgaben teilen können. Insgesamt gesehen brauchen wir ein gutes Betriebsklima. Wir haben wahnsinnig viele Vakanzen und Langzeitkranke. Deswegen setze ich da an und sage, wir müssen das Betriebsklima angehen, wir müssen die Menschen mitnehmen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Ich will, dass einer aus Bedburg sagt, bis zu meiner Verwaltung ist es zwar näher, aber ich will lieber in Kerpen arbeiten, da ist es so toll.
Das setzt voraus, dass ich die Menschen hier kenne. Als Dezernatsleiter in Köln mache ich das immer so, wenn ich mit einer Besprechung anfange, erzähle ich etwas Privates von mir. So geht das reihum, so lernen wir uns besser kennen. Dann ist das Gefühl ein anderes, weniger „Ich gehe zur Arbeit“, mehr „Das ist mein Team“. Da muss ich ansetzen.
Was kommt, nachdem Sie die Leute kennengelernt haben?
Danach kommt die inhaltliche Arbeit. Kitas und Schulen, Innenstadtbelebung sind mir sehr wichtig. Die Hahnenpassage ist auch so ein Thema. Pflegeplätze, sozialer Wohnraum. Dann geht es weiter mit Bildung. Bei der Schulbereisung haben wir festgestellt, was da alles kaputt ist. Das ist ein unhaltbarer Zustand.
Finanzen für Pflichtaufgaben optimieren
Ich werde oft gefragt, wie wir das machen wollen. Wir haben ja kein Geld. Und das stimmt. Wir bekommen immer mehr Aufträge vom Land bei dem gleichen Geld. Das führt zu einer Schere, die immer weiter auseinandergeht. Ungefähr 98 Prozent des Haushaltes ist für Pflichtaufgaben vorgesehen. Nur zwei Prozent sind für freiwillige Aufgaben angesetzt, das ist zu wenig. Wenn ich aber nicht mehr Geld bekomme, muss ich auf die Standards der Pflichtaufgaben schauen. Soll heißen, wenn ich seit zwanzig Jahren irgendeinen Kreisel an einer Stelle nicht gebraucht habe, brauche ich ihn in den nächsten zehn Jahren an der Stelle auch nicht.
Was denken Sie, braucht Kerpen?
Kerpen braucht Innovation. Wir kommen von einer Gewerbesteuer von 80 Millionen Euro zu zuletzt 40 Millionen Euro. Da bricht uns einiges weg. Auch, weil für das Gewerbe alles teurer geworden ist. Wir brauchen Innovation, die Arbeitsplätze schafft. Ich denke da in Richtung Bedburg: Windparks, Hyperscaler, Microsoft. Das brauchen wir auch. Wir müssen Gewerbeflächen bereithalten, aber natürlich im gesunden Maß zum Wohnraum.
Was halten Sie vom Gewerbegebiet Kerpen-Süd?
Ja, dort gibt es besondere Ackerböden. Auf der anderen Seite brauche ich aber Wohnen und Gewerbe. Können wir uns leisten, den Kerpener Süden nicht zu erschließen, so schön die Grünflächen dort auch sind? Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir ein Wohn- oder Gewerbegebiet daraus machen.
Sie wurden als erster Bürgermeisterkandidat der Öffentlichkeit vorgestellt. Hat das den Wahlkampf erschwert?
Ja. Ich musste mich den Leuten über einen langen Zeitraum ins Gedächtnis rufen. Deshalb habe ich unter anderem diese Jacken bedrucken lassen, auf denen steht, dass ich der Bürgermeisterkandidat der SPD bin. Wir wollten mit der frühen Vorstellung einfach Transparenz schaffen, damit die Menschen frühzeitig wissen, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können.
Wie bewerten Sie Ihre Konkurrenz?
Das ist schwer zu sagen. Am Ende entscheidet der Wähler. Was der am Ende wirklich denkt oder weiß, das können wir nicht wissen. Ich würde den Kleinstparteien aber eher geringere Chancen auf den Bürgermeisterposten einräumen.