2026 werden die roten Teppiche ausgerollt werden, wenn Politiker aus Bund und Land sich feiern lassen wollen. Derweil machen die Rathäuser ihre Arbeit.
Microsoft-Ansiedlung im PlanIm Norden des Rhein-Erft-Kreises reifen Träume


Microsoft verhilft dem Rhein-Erft-Kreis zu großer Aufmerksamkeit und Bekanntheit.
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Eine Woche, in der so mancher nach den Sternen griff: Da ließ sich eine Gruppe zahlungskräftiger Frauen für zehn Minuten ins Weltall schießen, organisiert vom Weltraumunternehmen Blue Origin von Jeff Bezos. Zum elften Mal hat der Amazon-Gründer Menschen diesen exklusiven An- und Ausblick gewährt.
Ja, Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Längst agieren Unternehmen wie das von Bezos weltumspannend, wie es Jahrzehnte zuvor schon McDonald's, Coca-Cola und ungezählte andere geschafft haben.
Microsoft: Zwei Herzstücke liegen künftig in Bedburg und Bergheim
Microsoft, noch so eine amerikanische Erfolgsgeschichte. Die Entwicklung von Hard- und Software hat dem Technologieunternehmen zu Weltrang verholfen und begleitet den Arbeitsalltag vieler von uns. Und nicht nur den. Wer davor oder danach noch schnell seine E-Mails checkt, tut dies über seinen Outlook-Account . . . von Microsoft.
Dass das Unternehmen seine Geschäfte nach Deutschland und bis in den Rhein-Erft-Kreis ausweiten will, war eine der Top-Nachrichten des vergangenen Jahres aus dem Wirtschaftsbereich. Microsoft investiert in den kommenden Jahren 3,2 Milliarden Euro in Deutschland in die Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz.
Und zwei Herzstücke dafür liegen im Norden des Kreises: in Bedburg und Bergheim, unter enger Beteiligung Elsdorfs. In den beiden „B“-Städten entstehen in zwei Gewerbegebieten (an denen Elsdorf beteiligt ist) in den kommenden Jahren riesige Rechenzentren.

Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (r.)
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Nur der BUND kämpft weiterDiese Hyperscale Datacenter sollen die neuen Kraftwerke der Region werden. Nach einer Studie des Landes NRW aus 2021 folgen einem Hyperscaler Tausende neue Jobs in der Digitalwirtschaft in den kommenden Jahren. Die Hyperscaler des Rheinischen Reviers werden 111 Millionen Menschen in Deutschland und den Benelux-Ländern erreichen.
Nachdem der Hype vom Februar 2024 etwas abgeklungen war, wurde es ruhiger um das Vorhaben – weil die eigentliche Arbeit in den Rathäusern in Bedburg und Bergheim erst begann. Bebauungspläne mussten erarbeitet werden, in Bedburg – das gegenüber der größeren Nachbarstadt Bergheim einen Vorsprung hatte – wurden bereits Kanal- und Versorgungsleitungen für das Gewerbegebiet „BEB61“ verlegt.
Protest: Petition des BUND hat 79.000 Unterstützer gefunden
Allein die Naturschützer vom BUND brachten die Microsoft-Ansiedlung regelmäßig wieder auf die Tagesordnung. Sie hatten eine Petition auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, den Bau auf der grünen Wiese zu verhindern und das Unternehmen aufzufordern, auf Arealen bestehender Industrieanlagen zu bauen. 79.000 Unterschriften wollten sie im März an Microsoft übergeben. Die Unternehmensvertreter ignorierten die Naturschützer allerdings.
Nun hat auch die Politik in Bergheim in dieser Woche den Bebauungsplan für das Rechenzentrum beschlossen. Und wenn alles glatt geht, können im Sommer die Bagger rollen. 2026 könnten die Rechenzentren loslegen. Dann werden Bergheim, Bedburg und Elsdorf wieder im Fokus des Interesses weit über die Grenzen des Rhein-Erft-Kreis hinaus stehen und dürfen die zuvor gründlich gereinigten roten Teppiche für Bundes- und Landespolitiker ausrollen.

Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler (CDU)
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Wer sich dann feiern lassen darf, wird sich im September entscheiden, bei der Kommunalwahl. Sascha Solbach aus Bedburg (SPD), Volker Mießeler aus Bergheim und ihr Elsdorfer Amtskollege Andreas Heller (beide CDU) treten wieder an. Ein Selbstläufer dürfte die Wiederwahl aber für keinen der drei werden. So lange lebt ihr amerikanischer Traum aber.