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InterviewFrank Keppeler (CDU): „Manches geht mir einfach zu langsam“

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann lächelt in die Kamera.

Der amtierende Bürgermeister Frank Keppeler geht erneut für die CDU ins Rennen. Er ist seit 2009 im Amt.

Als Gründe nennt Frank Keppeler, der dienstälteste Bürgermeister im Rhein-Erft-Kreis, rechtliche Vorgaben und bürokratische Hürden. 

Der Christdemokrat Frank Keppeler ist seit 2009 Bürgermeister seiner Heimatstadt Pulheim. Bei der Kommunalwahl im Herbst strebt der 52-jährige Volljurist seine vierte Amtszeit an.

Sie üben seit nunmehr 16 Jahren "das schöne Amt des Bürgermeisters“ aus, wie Sie es zuletzt formuliert haben. Was motiviert Sie nach dieser langen Zeit, sich erneut zur Wahl zu stellen?

Einfach gesagt: Es macht mir immer noch Spaß. Seit fast 16 Jahren gestalte ich gemeinsam mit Rat und Verwaltung meine Heimatstadt und setze mich dafür ein, sie noch lebenswerter zu machen. Derzeit laufen wichtige und umfangreiche Projekte, die ich gerne weiterführen möchte.

Als Beispiel nenne ich das Schulsanierungs- und Neubauprogramm, mit dem wir unsere Schulen fit für die Zukunft machen. Auch der Bau von drei Feuerwehrgerätehäusern steht weit oben auf der Agenda, um die Sicherheit in unserer Stadt zu stärken.

Was sind Ihre bislang wichtigsten Erfolge?

Zu meinen Zielen gehörte es schon immer, dass die Menschen in Pulheim die Möglichkeit haben, Familie und Beruf leichter zu vereinbaren. Deshalb haben wir die Anzahl der Kita-Plätze kontinuierlich gesteigert und planen bereits den Bau einer weiteren Kindertagesstätte in Sinnersdorf. In der Offenen Ganztagsschule, der OGS, werden schon heute über 87 Prozent der Schulkinder betreut. Damit sind wir ein Jahr vor der Einführung des Rechtsanspruchs sehr gut aufgestellt.

So große Projekte wie die Ansiedlung von Segmüller, die Umgestaltung des Guidelplatzes, der Bau der Aquarena sowie der Umbau der Rathauskreuzung waren echte Herausforderungen, die wir erfolgreich gemeistert haben. In wenigen Wochen wird es mit der Fertigstellung des Sportparks Stommeln für alle Fußballvereine im Stadtgebiet Kunstrasenplätze geben, und der vor Kurzem eröffnete Bike- und Skatepark wird sicherlich ein beliebter Treffpunkt für Kinder, Jugendliche sowie Sportlerinnen und Sportler. Und eines ist bei allem hervorzuheben: Pulheims Finanzen sind sehr solide aufgestellt.

Was hätte besser laufen können oder sogar müssen?

Manches geht mir einfach zu langsam. Häufig sind hier rechtliche Vorgaben und bürokratische Hürden der Grund. Die Verwaltung hat bereits mehrfach bewiesen, dass sie Projekte dezernatsübergreifend zügig und erfolgreich umsetzen kann. Ein solches Handeln war beispielsweise in der aktuellen Flüchtlingskrise notwendig: Hier ist sicherlich nicht alles rund gelaufen, weil der Zeitdruck hoch war.

Aber wir haben es geschafft: Die neuen Unterkünfte in Brauweiler und Sinnersdorf werden in den kommenden Wochen bezogen. Somit können wir die Turnhallen wieder herrichten und so schnell wie möglich für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stellen.

Wohnraum in Pulheim ist begehrt, aber auch knapp und teuer. Wie möchten Sie bezahlbare, insbesondere öffentlich geförderte Wohnungen schaffen?

In Sinnersdorf steht das Projekt der GWG Rhein-Erft in den Startlöchern. Hier sollen nahe des Sportplatzes über 30 neue Wohneinheiten entstehen. Um bei Bauprojekten so Einfluss nehmen zu können, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, haben Rat und Verwaltung die Baulandrichtlinie entwickelt. Damit ist – vereinfacht gesagt – festgelegt worden, dass große Bauprojekte immer einen festen Anteil geförderten Wohnungsbau beinhalten müssen.

Ein Thema, das seit Jahren weit oben auf Ihrer Agenda steht: In der Stadt mangelt es nach wie vor an stationären Pflegeplätzen, an Plätzen in der Tages- und der Kurzzeitpflege. Die Stadt kann sie nicht schaffen, aber sie kann entsprechende Institutionen ansiedeln oder Ansiedlungen unterstützten. Zuletzt sagten Sie, dass gute Gespräche liefen für Standorte in Brauweiler und Stommeln? Wie ist der Stand der Dinge?

Das ist tatsächlich ein Thema, bei dem ich als Bürgermeister mit Rat und Verwaltung eher strategisch wirken kann. Die Stadt hat jüngst beispielsweise in Brauweiler Flächen erworben, die für den Bau von Pflegeplätzen infrage kämen. Nun gilt es, potenzielle Betreiber zu gewinnen, doch die Situation – Stichwort Fachkräftemangel – ist schwierig. Auch der Bau eines Hospizes für Pulheim beschäftigt mich weiterhin intensiv. Doch sehen Sie es mir nach, dass ich mich zu laufenden Gesprächen öffentlich nicht äußere.

Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben Kinder vom ersten bis zum fünften Schuljahr einen Anspruch auf einen OGS-Platz. Ist Pulheim darauf vorbereitet?

Ein klares Ja! Ich hatte eben die heute schon hohe Betreuungsquote erwähnt. Zudem haben wir nach einer europaweiten Ausschreibung gerade die Kooperation mit dem Verein „Ganztag in Partnerschaft“, mit dem wir seit Beginn der OGS-Betreuung hervorragend zusammenarbeiten, für sechs Jahre verlängern können. Es wird also weiterhin ein qualitativ hochwertiges Angebot geben.

Die Stadt verschiebt immer wieder Projekte. Meist, weil Personal fehlt. Wie wollen Sie das ändern?

Häufig sind es große, komplexe Projekte, bei denen aufwendige Ausschreibungen notwendig und zahlreiche Fragen zu klären sind. Das ist von außen nicht immer nachvollziehbar, aber den rechtlichen Vorgaben geschuldet. Auch muss die Verwaltung immer wieder auf aktuelle Entwicklungen reagieren und neue Vorhaben realisieren, die nicht eingeplant waren – Stichwort: Flüchtlingsunterkünfte.

Dafür benötigt die Verwaltung ausreichend Personal, das gerade in den technischen Berufen nicht einfach zu gewinnen ist. Wir haben auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahren viel investiert – vom Internetauftritt über sogenannte Benefits bis hin zu finanziellen Anreizen, soweit dies im öffentlichen Dienst möglich ist. Den Weg werden wir weitergehen.

Seit Jahren ist geplant, dass der Pulheimer See zum Badesee werden soll. Das dafür erforderliche Bebauungsplanverfahren soll nun auf den Weg gebracht werden? Warum ist dies nicht längst geschehen und wann können die Menschen in dem See schwimmen?

Das Projekt „Pulheimer See“ ist ein Vorhaben, das ich gerne erfolgreich zu Ende führen möchte.  Ich will daran mitwirken, dass der Knoten aus komplexen Sachverhalten, den Wünschen der Bevölkerung, den Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes sowie den Anliegen der zahlreichen Vereine so aufgelöst werden kann, dass das Ziel, den Pulheimer See zu einem besonderen Anlaufpunkt zu machen, erreicht wird. Mit dem vor kurzem gefassten Aufstellungsbeschluss ist ein wichtiger Schritt getan.

Wie bewerten Sie die Stimmung im Stadtrat?

Der Umgang im Rat ist in aller Regel von Respekt geprägt und getragen von dem gemeinsamen Ziel, unsere Stadt für die Zukunft gut aufzustellen.

Was haben Sie sich für Ihre nächste Amtszeit vorgenommen?

Zu nennen sind hier insbesondere: Schulneubau und Sanierung, Ausbau der Kita-Plätze, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Ansiedlung von Pflegeplätzen, die Realisierung des Projekts „Pulheimer See“, der Neubau von Vereinsheimen in Sinnersdorf, Geyen und Brauweiler sowie die Errichtung der drei Feuerwehrgerätehäuser. Diese Projekte möchte ich als Bürgermeister gestalten und voranbringen – bei weiterhin solider Finanzpolitik.


Zur Person

Der Volljurist, der seit den 90er-Jahren für die CDU aktiv ist, geht am Sonntag, 14. September, zum vierten Mal für Pulheims Christdemokraten ins Rennen. Das Bürgermeisteramt hat Frank Keppeler seit Oktober 2009 inne, 2015 wurde er im ersten Wahlgang im Amt bestätigt, 2020 hat er sich in einer Stichwahl gegen die SPD-Kandidatin Marion Reiter durchgesetzt.

Als dienstältester Verwaltungschef im Kreis ist er Sprecher der Konferenz der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. In seiner Studienzeit hat der Pulheimer diverse juristische Abhandlungen veröffentlicht, unter anderem zu arbeits- und haftungsrechtlichen Fragen. Frank Keppeler und seine Frau Jennifer haben zwei gemeinsame Kinder. (mma)