Viele Händler bieten ihre Waren schon seit Jahrzehnten auf dem Wochenmarkt an. Er findet dienstags und freitags von 8 bis 13 Uhr statt.
Serie zu WochenmärktenDienstags und freitags beleben Händler den Pulheimer Marktplatz

Heinz Sevenich hat für Gesprächsstoff gesorgt - er hört am 30. Juni auf, er geht nach 45 Jahren in den Ruhestand
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Auf dem Marktplatz an der Venloer Straße duftet es nach Reibekuchen. Für viele verlockend. Jeden Dienstag machen sich Menschen jeden Alters mit Rad, Bus, Bahn oder Auto auf den Weg in die Pulheimer Innenstadt, um auf dem Wochenmarkt Reibekuchen zu essen. Sie kommen aus dem Stadtgebiet, aber auch aus der Nachbarstadt Bergheim.
Eine von ihnen ist Corinna Blum. „Wenn der Wagen hier steht, kann ich nicht vorbeigehen. Ich muss dann unbedingt einen Reibekuchen essen.“ Sie komme gerne hierher und decke sich dann auch mit Obst und Gemüse ein, das sie an einem der beiden Gemüsestände kaufe. Sie habe es schon erlebt, dass sich die Schlange fast bis ans Ende des Platzes ziehe.
Pulheim: Service für die Kunden
Dass seine Reibekuchen so gut bei der Kundschaft ankommen, freut Danny Maus. Seit 2008 steht der 50-Jährige dienstags mit seinem Wagen, auf dem immer noch der Schriftzug „orig. Zimmermanns“ zu lesen ist, weil er ihn so übernommen hat, auf dem Pulheimer Marktplatz. Tochter Laura unterstützt ihn. Danny Maus ahnt, warum seine Reibekuchen so beliebt sind.
„Wir bekommen Kartoffeln, Zwiebeln und Eier von einem Bauern in Kerpen. Bei uns kommt keine Chemie rein.“ Um nicht in der Schlange stehen zu müssen, greifen viele Kundinnen und Kunden zu Telefon oder Handy – „wir haben Jung und Alt aus allen Nationen“ –, bestellen vor und holen ihre Reibekuchen zur vereinbarten Zeit ab.
Nach 45 Jahren ist es irgendwann mal gut
Am Stand von Heinz Sevenich, wo die Reibekuchenschlange oft endet, ist am ersten Dienstag im Juni einiges los. Der 68 Jahre alte Kölner sorgt für Gesprächsstoff auf dem Marktplatz. Am 30. Juni ist sein letzter Arbeitstag, Heinz Sevenich geht in den Ruhestand. „Nach 45 Jahren ist es irgendwann mal gut.“ Er betreibe den Stand für Obst, Gemüse und Südfrüchte in dritter Generation und wolle nicht länger nachts um halb 2 aufstehen.
Es werde immer schwieriger. Das Einkaufsverhalten habe sich geändert, junge Leute, da berufstätig, hätten keine Zeit, auf dem Markt einzukaufen. Hinzu komme die geplante Schließung des Kölner Großmarktes zum Jahresende. Er kaufe zwar nicht ausschließlich dort ein. „Aber wenn der Großmarkt schließt, fallen Kühlhaus, Lkw-Parkplatz und der Stellplatz für den Anhänger weg.“

Die Reibekuchen von Danny Maus sind sehr gefragt.
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Eine Kundin geht auf Heinz Sevenich zu. Sie hat die persönlichen Worte auf einem Aufsteller gelesen, die er und seine Frau Anna an ihre Kundschaft richten, als Dank für ihre Treue und Herzlichkeit, für jedes Lächeln und Gespräch, für all die schönen Jahre. „Sie gehen in den Ruhestand? Das ist ein starkes Stück“, sagt die Stommelnerin, die ihren Namen nicht verraten möchte. Sie kaufe seit über 40 Jahren auf dem Wochenmarkt in Pulheim ein, mal dienstags, aber auch schon mal freitags.
„Auf dem Markt gibt es immer noch das größte Angebot und das frischeste. Es gibt sogar noch einen Metzger“, freut sie sich und zeigt auf den Verkaufswagen der Firma Struzina aus Dormagen, der nahe dem Brunnen des Sinnersdorfer Künstlers Holger Hagedorn steht. Das seit Jahrzehnten, wie auch der Blumenhandel Boon aus Pulheim.
Pulheim: Ansprechpartner für die Händler
Eine andere Kundin, auch sie möchte ihren Namen nicht verraten, fragt besorgt, ob Heinz und Anna Sevenich einen Nachfolger hätten. Der Kölner beruhigt. Burak Gökce, Einzelhandelskaufmann aus Leverkusen, übernimmt den Stand. Anfang Juli geht es los. „Heinz begleitet mich noch zwei Wochen“, verrät der 30-Jährige.
Auch schon früh auf den Beinen ist Marktleiter Hans-Bernd Heinen. Der Sintherner arbeitet für die Deutsche Marktgilde, die die Märkte in Brauweiler, Pulheim, Sinnersdorf und Stommeln betreibt. Sie sind jeweils von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Er ist Ansprechpartner für die Händler. „Ich bin ab 5 Uhr vor Ort, dann beginnt der Aufbau.“

Pflanzen aus eigenem Anbau gibt es am Stand der Firma Boon.
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Er entfernt die Poller, damit die Händler auf den Platz fahren können, schließt die Stromkästen auf, liest die Zähler ab, rechnet die Standgebühr ab und setzt die Poller wieder ein. Meistens wisse er auch, wer am Markttag fehle. „Die meisten Händler rufen mich an und sagen mir, ob sie kommen.“
Die Pulheimerin Christine Fuchs schlendert an ihrem freien Tag über den „Driesch“ und den Marktplatz, vorbei am Obst- und Gemüsestand von Josef Ploch, den Textil- und Lederwarenständen, den Blumenhändlern, dem Wagen der Prümtaler Mühlenbäckerei, der Firma Geflügel Baumann aus Berheim und dem Fischhandel Albert aus Erftstadt. Sie sei auf dem Weg zu einer Freundin und nutze die Gelegenheit, Obst zu kaufen, ansonsten müsse sie in der Woche arbeiten. „Es ist schade, dass der Markt nicht samstags stattfindet.“
Fans von Bio-Produkten besuchen gerne den Stand von Beate Görgens aus Dormagen. Sie bietet Honig aus eigener Imkerei an und Gemüse, „hauptsächlich von Produzenten aus der Bio-Region Niederrhein“, erzählt die 54-Jährige. „Ich habe 100 Bienenvölker, das ist eine vergleichsweise kleine Berufsimkerei. Es läuft rund, ich mag den Kundenkontakt und bekomme ein Feedback.“
Der Wochenmarkt
Der Wochenmarkt in Pulheim findet dienstags und freitags auf dem Marktplatz statt. In Brauweiler und Stommeln bieten Händler ihre Waren donnerstags an, in Sinnersdorf samstags. Alle Märkte sind von 8 bis 13 Uhr, geöffnet. Die Deutsche Marktgilde, die die Märkte betreibt, versucht, das Angebot nach und nach zu erweitern. Freitags bietet Ömer Cura auf dem Markt Reibekuchen an. Einmal im Monat kommt ein Korbflechter nach Pulheim.
Am Samstag, 14. Juni, stellen wir den Wochenmarkt in Frechen vor.