Der Leiter der Niederlassung Rhein-/Ruhrgebiet der Deutschen Marktgilde, Martin Rosmiarek, spricht über die Zukunft und Probleme der traditionellen Wochenmärkte.
Food-Trends und FachkräftemangelSo steht es um die Wochenmärkte im Rhein-Erft-Kreis

Martin Rosmiarek ist seit 2017 bei der Deutschen Marktgilde eG als Niederlassungsleiter mit Prokura tätig und für die Wochenmärkte im Rhein-/Ruhrgebiet zuständig.
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Martin Rosmiarek ist Leiter der Niederlassung Köln der Deutschen Markgilde. Das Unternehmen organisiert und betreut im Rhein-Erft-Kreis die Wochenmärkte in Frechen, Pulheim und Wesseling. Über die Herausforderungen und Zukunftspläne sowie die Trends der Märkte sprach er mit Alexa Jansen.
Wie hat sich die Situation der Wochenmärkte in den vergangenen Jahren entwickelt?
Die Wochenmärkte sind in den letzten Jahren mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert worden. Der Einzelhandel insgesamt verzeichnet rückläufige Umsätze. Zu den Ursachen zählen unter anderem die starke Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter, verändertes Konsumverhalten (z. B. Einkaufen bis spät in die Nacht), gesellschaftliche Veränderungen wie die Berufstätigkeit beider Partner, sowie externe Faktoren wie die Corona-Pandemie, Energiekrise, Inflation und eine allgemein zurückhaltende Kauflaune. Auch der Fachkräftemangel belastet viele unserer Händler erheblich.
Wie können sich Wochenmärkte gegen Lieferservices, Bio-Kisten und Online-Lebensmittelhandel behaupten?
Wochenmärkte bieten viele Alleinstellungsmerkmale, die andere Vertriebswege nicht bieten können: Persönliche Beratung direkt am Stand. Einkauf unter freiem Himmel, was bei schönem Wetter besonders attraktiv ist. Sozialer Treffpunkt: Märkte fördern den Austausch unter den Menschen, sie beleben die Innenstädte und wirken Vereinsamung entgegen.
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Welche Trends sind bei den Händlern zu beobachten? Welche Angebote sind neu, welche verlieren an Bedeutung?
Frischeprodukte wie Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Geflügel, Eier, Fisch, Backwaren sowie Blumen und Pflanzen sind nach wie vor sehr gefragt. Imbissstände spielen eine wichtige Rolle, da sie die Verweildauer der Besucher erhöhen – jedoch ist es für sie nicht immer einfach, auf Vormittagsmärkten ausreichend Umsatz zu generieren, da sich das Hauptgeschäft der Imbisshändler, das erst ab ca. 11 Uhr beginnt, auf wenige Stunden am späten Vormittag konzentriert.
Die Arbeitszeiten von drei Uhr morgens bis 16 Uhr machen den Beruf unattraktiv
Ergänzt wird das Angebot durch besondere Stände wie Scherenschleifer oder Korbwaren, die das Einkaufserlebnis abrunden.
Gleichzeitig wird es immer schwieriger, neue Händler zu gewinnen. Die besonderen Arbeitszeiten (Arbeitsbeginn gegen drei Uhr morgens, Feierabend gegen 16 Uhr) machen diesen Beruf für viele unattraktiv. Neue Konzepte, wie vegane Imbissangebote, finden sich häufig eher auf Feierabendmärkten oder Foodtruck-Events mit Fokus auf Verzehr, Getränkeausschank und Unterhaltung.

Die Wochenmärkte in Pulheim haben seit Januar 2025 einen neuen Betreiber. Mit dem Jahreswechsel ist die Leitung an die Deutsche Marktgilde übergegangen.
Copyright: Deutsche Marktgilde
Umso mehr freuen wir uns über die neuen Händler, die wir für Pulheim begeistern konnten, z. B. den Reibekuchenstand der Familie Cura, den Verzehrstand der „Küchenfreaks“ oder den Korbflechter, der regelmäßig einmal im Monat auf den Pulheimer Märkten teilnimmt.
Warum gibt es keine Wochenmärkte am Nachmittag oder Abend?
Die Marktzeiten sind oft historisch gewachsen und im Tagesablauf vieler Händler sowie ihrer Kunden fest verankert. Viele Marktbeschicker arbeiten an mehreren Vormittagsmärkten pro Woche und haben sich auf diesen Rhythmus eingestellt. Auch die Kunden schätzen den frühen Einkauf, gerade bei Frischeprodukten.
Zudem ist die Nachfrage am Nachmittag nicht automatisch höher – viele Berufstätige haben auch am späten Nachmittag noch Verpflichtungen. Für die Händler, die oft schon sehr früh aufstehen und teils familiengebunden sind, wäre ein Nachmittagsmarkt eine große Herausforderung. Bei einem Wochenmarkt, der gut läuft, wird man nicht leichtfertig die Zeiten ändern. Wenn ein solcher Wunsch an uns herangetragen wird, prüfen wir zunächst mit viel Feingefühl, wie die Marktbeschicker und die Kunden zu einer solchen Umstellung stehen.

Der Wochenmarkt Frechen bietet viele Stände mit Obst und Gemüse an.
Copyright: Archivbild: Wolfgang Mrziglod
Gibt es regionale Unterschiede bei den Märkten, die die Marktgilde betreut?
Ja, durchaus. Die Deutsche Marktgilde betreut bundesweit über 160 Marktplätze und organisiert rund 240 Wochenmärkte pro Woche. In der Region Berlin gibt es z.B. eine starke Nachfrage im Textilbereich. In Süddeutschland liegt der Fokus ganz auf Frischeprodukten. Im Rhein-Ruhr-Gebiet, das ich betreue, liegt der Schwerpunkt auf dem Frischesortiment; wenn es freie Plätze gibt, werden ausgewählte Verkaufsstände mit Haushaltswaren und Kleidung zugelassen.
Welche Projekte organisieren Sie, um mehr Besucher auf die Märkte zu locken?
Wir veranstalten regelmäßig thematische Aktionen, um zusätzliche Besucher anzusprechen. Unsere Erfahrung zeigt: Solche Veranstaltungen stärken nicht nur die Kundenbindung, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl auf dem Markt.
Frechen und Pulheim: Aktionen auf den Wochenmärkten
In den vergangenen fünf Monaten haben wir z. B. auf dem Pulheimer und auch Frechener Märkten eine Frühjahrsaktion mit Präsenten für Kundinnen und Kunden, einen „Tag der Pflege“ mit Beratung sowie einen Informationsstand zur Geburtshilfe in Zusammenarbeit mit dem Cellitinnen-Krankenhaus Heilig Geist organisiert.
Wie schätzen Sie die Zukunft der Wochenmärkte ein?
Die Wochenmärkte stehen vor großen Herausforderungen – sei es durch Fachkräftemangel, strengere Auflagen oder die hohe Arbeitsbelastung der Händler. Gleichzeitig gewinnen sie als sozialer Ort und als Beitrag zur Belebung der Innenstädte zunehmend an Bedeutung. Wir unterstützen unsere Händler mit Beratung, Marketingmaßnahmen und bei organisatorischen Fragen. Auch wenn die Zahl der Beschicker bundesweit zurückgeht – unter anderem wegen fehlender Nachfolgeregelungen – setzen wir alles daran, neue Händler zu gewinnen und unsere Märkte weiterzuentwickeln
Martin Rosmiarek wurde 1971 in Köln geboren und studierte an der Universität zu Köln Betriebswirtschaft. Der Diplom-Kaufmann ist seit 2000 hauptberuflich in der Veranstaltungsbranche tätig. Seit 2017 ist er bei der Deutschen Marktgilde eG als Niederlassungsleiter mit Prokura tätig und für die Wochenmärkte im Rhein-/Ruhrgebiet zuständig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.