Bis zum 25 Schüler treffen sich zweimal in der Woche in der Don-Bosco-Turnhalle, um in den Einheiten an den Figuren zu arbeiten.
Koreanische KampfsportartDino Zimmermann lehrt in Neunkirchen den Schwertkampf Haidong Gumdo

Dino Zimmermann (vorne) trainiert in Neunkirchen zweimal in der Woche mit seinen Schülern. Der Meister hat den 2. Dan in der Sportart Haidong Gumdo.
Copyright: Quentin Bröhl
Die kurzen und knackigen Kommandos erfolgen in koreanischer Sprache. Danach zeigen die Sportler einen Schattenkampf mit exakten und präzisen Figuren, bei denen das 1,2 Kilogramm schwere und 1,10 Meter lange Schwert durch die Luft gewirbelt wird. Die Bewegungen sind so schnell, dass in der Turnhalle in Neunkirchen ein lautes Zischen zu hören ist.
Zimmermann wurde 2018 Europameister
„Haidong heißt Meer des Ostens, Gum ist das Schwert und Do bedeutet Weg“, erklärt Dino Zimmermann. Er muss es wissen, denn der 50-jährige Neunkirchener leitet als Lehrer der koreanischen Kampfkunst die Interessengemeinschaft, die sich zweimal in der Woche in der kleinen Don-Bosco-Turnhalle hinter der Aquarena für jeweils zweieinhalb Stunden trifft.
Es gehe auch darum, ein besserer Mensch zu werden. Man sei sehr intensiv mit sich selbst beschäftigt. Ziel sei es auch, mit der richtigen Etikette einem Gegenüber klar zu machen, dass man kein Opfer sei, sondern etwas ausstrahle, fügt Dino Zimmermann an. „Es sind immer die gleichen Abläufe. Ich habe hier auch Menschen mit Autismus im Training, welche sich hier richtig wohlfühlen“, fügt er an.

Mit Kunststoff-Schwertern werden Kampf-Situationen nachgestellt.
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Zwischen neun und 63 Jahre alt sind seine rund 25 Schüler, die montags und donnerstags zum Teil schon seit über zehn Jahren diese koreanische Kampfkunst ausüben. Ähnlich wie im Judo beginnt man mit der Gürtelfarbe weiß und steigert sich von gelb, pink, orange, grün, blau, rot und braun zum schwarzen Gürtel, dem 1. Dan. Die Klassifizierung gehe bis zum 10. Dan, so Zimmermann, der selbst den 2. Dan um die Hüfte trägt.
Er habe einige Jahre Karate betrieben und habe dann bis vor 15 Jahren immer nach einer asiatischen Sportart gesucht, wo man auch eine Waffe tragen kann. Anderthalb Jahre ließ er sich im Alter von 34 Jahren in Hannover zum Lehrer in Haidong Gumdo ausbilden. „Als ich am ersten Wochenende zurückkam, konnte ich kein Glas mehr halten und die Beine haben so gezittert, dass meine Frau mir aus dem Auto helfen musste“, erinnert er sich.

Zimmermanns Gürtel trägt den 1. Dan.
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Seine Erfolge können sich sehen lassen. NRW-Meister, Deutscher Meister und sogar 2018 Europameister in Köln. 2022 hatte er sich sogar auf die Weltmeisterschaft in Korea vorbereitet, doch wegen der Pandemie war er bis heute noch nicht im Land der Morgenstille. „Irgendwann werde ich sicherlich mal da hin“, so Zimmermann, der mit seiner Frau in Neunkirchen-Seelscheid wohnt und als LVM-Vertreter als selbstständiger Versicherungskaufmann beruflich tätig ist.
Dino Zimmermann erklärt derweil die verschiedenen Waffen. Erst ab dem schwarzen Gürtel dürfe man mit einem Schwert mit Klinge kämpfen. Vorher sind es Holzwaffen oder Kunststoff-Schwerter. Bei der Grundstellung steht man in Reiterstellung in den Knien gebeugt, aber der Rücken ist dabei absolut gerade. „Es ist besonders anstrengend für die Muskulatur in den Beinen, Rücken, Arme und Schulter“, erklärt er.

Mit schnell schwingenden Holzschwertern löscht die Gruppe eine Kerze aus.
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Es gibt verschiedene Techniken des Kampfes von den Grundlagen über Formen, verschiedenen Sparring-Kämpfen sowie Schnittübungen. Eine der vielen Übungen ist zum Beispiel auch mit dem Luftzug des Holzschwertes eine brennende Kerze zu löschen. Natürlich ist Zimmermann schon nach wenigen Versuchen erfolgreich. Aber auch seine Schüler beherrschen ihre Schwerter schon sehr ordentlich.
Mit einer tiefen Verbeugung und dem Ruf „Haidong“ verabschieden sich die Schüler nach dem Training. „Es ist ein Abgrüßen der Halle. Wir haben hier gemeinsam Schweiß vergossen“, erklärt er.
Kampfkunst Haidong Gumbo
Haidong Gumbo ist eine koreanische Schwertkampfkunst, die seit dem Jahr 2000 auch in Europa mit Verbandsstrukturen aufgebaut ist. In Deutschland hat sich die Kampfkunst in Sportvereinen und kommerziellen Sportschulen etabliert.
Das Training besteht aus Grundlagen, Formen, eingeschränktem und freiem Sparring, Sparring mit echten Klingen und Schnittübungen. Das Standardtraining wird mit einem Holzschwert ausgeführt.
Es gibt zehn Schülergrade (Kup) und zehn Meistergrade (Dan). Der jeweils nächste Grad wird durch eine Prüfung erreicht. (que)