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Vier Jahre BauzeitNeues Feuerwehrhaus in Neunkirchen ist bezugsfertig

Lesezeit 4 Minuten
Bis zu acht Fahrzeuge haben in der neuen Fahrzeughalle Platz.

Bis zu acht Fahrzeuge haben in der neuen Fahrzeughalle Platz.

Das neue Gerätehaus wurde später fertig als geplant und deutlich teurer.

Seit Mittwoch vergangener Woche rückt der Löschzug Neunkirchen vom neuen Standort an der Straße Zur Bröl aus. Dort finden nicht nur alle Fahrzeuge Platz, der Führungsstab kann auch bei Unwettern mit vielen Einsätzen autark agieren. Nach fast vierjähriger Bauzeit ist das Gebäude allerdings teurer geworden als gedacht.

Vierjährige Bauzeit in Neunkirchen

Roland Küpper, stellvertretender Wehrleiter, zeigt sich erleichtert: „Es hat mich eine Menge Nerven gekostet – vor neun Jahren haben wir mit der Planung begonnen.“ Als der Rhein-Sieg-Kreis in der Woche vor Ostern die Betriebserlaubnis erteilte, fackelte Küpper nicht lange und legte in Absprache mit den Ehrenamtlichen einen Tag fest, an dem Fahrzeuge und Uniformen von der Ringstraße zur B507 umziehen würden. „Den Rest müssen wir jetzt nach und nach rüberholen.“ Die Wände wirken daher noch ein wenig kahl, die Räume zweckmäßig.

Zu Jahresbeginn war die Anlage fertiggestellt worden. Das Hauptgebäude des Feuerwehrgerätehauses umfasst zwei Etagen. Die obere ist vom Sankt-Franziskus-Weg aus barrierefrei zugänglich und hat auch eine entsprechende Toilette. „Dabei hat man weniger an die Feuerwehrleute gedacht, stattdessen kann der Raum für Veranstaltungen der Gemeinde genutzt werden. Man kann auch eine Zwischenwand wegnehmen“, sagt Küpper. Die Büros der Wehrleitung befinden sich ebenfalls im oberen Stockwerk.

Meikel Kempfenheuer (l.) und Roland Küpper vom Löschzug Neunkirchen in der neuen Einsatzzentrale der Feuerwehr. Bei Unterwetterlagen sollen die Einsätze von hier aus koordiniert werden.

Meikel Kempfenheuer (l.) und Roland Küpper vom Löschzug Neunkirchen in der neuen Einsatzzentrale der Feuerwehr. Bei Unterwetterlagen sollen die Einsätze von hier aus koordiniert werden.

Die untere Etage ist dagegen auf die Belange der Feuerwehr ausgerichtet. In Neubauten sind Räume für die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung vorgeschrieben. „Damit niemand mit kontaminierten Einsatzklamotten in die Umkleide mit den sauberen Sachen läuft. Die zieht man vorher aus und kann direkt in die Duschen gehen“, sagt Küpper. Zwei Türen führen jeweils in die Umkleiden für Männer und Frauen, in der allerdings gerade mal vier Uniformen hängen. „Wir freuen uns über mehr Frauen in der Feuerwehr“, betont der stellvertretende Chef.

Die Männer-Umkleide ist dagegen voll. „Wir haben unsere Sollstärke nach dem Brandschutzbedarfsplan erfüllt.“ Jeder müsse nun erst einmal seinen neuen Platz suchen. Die Namen an den Spinden wirken willkürlich angeordnet, haben aber System: „Jemand, der aus Wolperath kommt, hat einen viel kürzeren Weg als jemand, der in Birkenfeld wohnt. Die Spinde sind so angeordnet, dass sich zwei mit demselben Wohnort nicht auf den Füßen stehen. Das wirkt sich auch auf die Anfahrt aus: Im ersten Fahrzeug werden nun andere Kameraden sitzen“, sagt Küpper.

Drehleiter bleibt weiter im Seelscheider Gerätehaus

Ein paar Türen weiter finden sich die Räume für den Führungsstab, der insbesondere bei Unwetterlagen zusammentritt. Computerbildschirme mit Funksystemen und Headsets stehen bereit. „Bei Unterwetterlagen mit besonders vielen Einsätzen leitet die Leitstelle die Einsätze direkt an uns weiter, und wir koordinieren die Lage von hier aus selbst“, sagt Küpper. Am alten Standort sei dafür kaum Platz gewesen.

Die Drehleiter solle weiterhin am Seelscheider Gerätehaus bleiben, obwohl die Neunkirchener Fahrzeughalle zwei freie Plätze hat: Nur sechs Autos sind dort untergebracht. „Wir stehen vor dem Kauf von zwei Waldbrand-Fahrzeugen, die dann hierhin kommen“, sagt Küpper. Am alten Standort sei nur Platz für drei Fahrzeuge gewesen, die übrigen standen notgedrungen unter einem Carport.

Reichlich Platz hat die Feuerwehr Neunkirchen im 12,5 Millionen Euro teuren Bau.

Reichlich Platz hat die Feuerwehr Neunkirchen im 12,5 Millionen Euro teuren Bau.

Trotzdem ist allein der Abstand zwischen den parkenden roten Autos in der neuen Halle gewaltig. „Die ist ja nicht so groß, weil wir das gerne so wollten, das ist alles vorgeschrieben, auch mit Blick auf die Unfallverhütungsvorschrift. Bis auf einen Raum für die Jugendfeuerwehr ist das alles bloß Standard“, betont er.

In einem Nebengebäude finden sich ein Lagerraum mit Hochregallager, eine Schlosserei, eine Fahrzeug-Waschanlage sowie eine Funkwerkstatt. „Wir haben einen Kameraden, der in dem Bereich arbeitet, der kann sich hier ein bisschen austoben“, berichtet Küpper.

Baukosten betragen rund 12,5 Millionen Euro

Zweimal seien Kabel während der vierjährigen Bauphase von der Baustelle gestohlen worden, was den Einzug verzögert habe. „Fehlende Angebote bei Ausschreibungen führten dazu, dass einige Gewerke mehrfach ausgeschrieben werden mussten, was zu zeitlichen Verzögerungen führte. Insgesamt mussten 36 Gewerke für das Projekt ausgeschrieben werden“, teilt Anna Peters, Sprecherin der Gemeinde, mit.

Neben der Anlage ist das neue Wasserwerk untergebracht, das schrittweise vom alten Bauhof in der Ohlenhohnstraße hierher zog. Zusätzlich sei der Sankt-Franziskus-Weg ausgebaut worden. „Die voraussichtlichen Baukosten liegen höher als ursprünglich geschätzt bei rund 12,5 Millionen Euro. Die Kostensteigerungen sind unter anderem auf die allgemeine Inflation, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie den Krieg in der Ukraine zurückzuführen.“

Auch die Bürgermeisterin Nicole Berka dankt allen Beteiligten für ihr Engagement und ihre Geduld während der Bauphase: „Mit dem Umzug der Feuerwehr in das neue Gebäude ist ein wichtiger Schritt getan, um die Einsatzfähigkeit und die Infrastruktur unserer Gemeinde nachhaltig zu stärken.“