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Unterkunft am HöfferhofNeunkirchen-Seelscheid plant nach Bürgerprotest nur noch halb so groß

Lesezeit 3 Minuten
Am Innovations-Quartier Neunkirchen-Süd steht eine große Container-Flüchtlingsunterkunft

Wohin mit den Geflüchteten? Bis Jahresende müssen die Container am Thurn-Gelände leer gezogen sein.

Bis Ende 2025 müssen die Geflüchteten-Container am Thurn-Gelände leer gezogen sein. Nach Bürgerprotest wird der neue Standort Höfferhof jedoch kleiner.

Wohin nur mit den Geflüchteten? 199 Menschen sind derzeit in Containern am ehemaligen Thurn-Gelände untergebracht, doch diese Nutzung ist befristet, die Genehmigung läuft nur bei Ende des Jahres 2025. Am Höfferhof sollte Platz für 84 Geflüchtete, alles anerkannte Asylbewerber, entstehen. Nach massiven Bürgerprotesten plant die Gemeinde aber nur noch rund halb so groß.

Darüber debattierte der Sozialausschuss, der indes noch keine Entscheidung fällte. Nach den geänderten Planen sollen auf dem Parkplatz neben dem Sportplatz in zweigeschossigen Gebäuden in Modulbauweise nur noch Wohnraum für 48 Personen entstehen.

Das endgültige Votum über den Höfferhof soll in der Ratssitzung fallen

Alle Fraktionen sprachen sich zwar grundsätzlich für den Kompromiss aus, die Christdemokraten mahnten aber Korrekturen an und kündigten an, einen Beschluss ansonsten nicht mitzutragen. Das endgültige Votum soll in der Ratssitzung am Donnerstag, 10. Juli (18 Uhr, Rathaus, Hauptstraße 78), fallen.   

Arthur Röben, sachkundiger Bürger der CDU, forderte klare Formulierungen. Wenn die Verwaltung von einem weitgehend minimalen Eingriff in die Natur spreche, sei das zu schwammig. Es gehe darum, „Ressourcen und das Wäldchen zu schützen“.

Auch müsse auch von der Bauaufsichtsbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis deutlich kommuniziert werden, dass der Sportplatz erhalten bleibe. Zudem dürfe der geplante Neubau des Sportlerheims nicht als Domizil für Sozial- und Integrationsberatung zweckentfremdet werden. Röben: „Es muss ab dem ersten Tag als Sportlerheim nutzbar sein.“

Eine Lösung könnte sein, es zweigeschossig zu errichten. Laut dem ersten Vorschlag der Gemeinde sollte der künftige, weiterhin eingeschossige Multifunktionsbau erst „bei rückläufigen Zuweisungszahlen“ wieder den Sportvereinen zur Verfügung stehen. Im alten, seit längerem baufälligen Sportlerheim war bereits in der Vergangenheit eine kleine Gruppe Geflüchteter untergebracht. Nun heißt es aus dem Rathaus, dass es eine gemeinsame Nutzung geben solle, außerhalb der Beratung stehe dieses Gebäude aber „uneingeschränkt von den Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Schulen zur Verfügung“.

Protest gegen den Standort Höfferhof: Zu einer Bürgerinitiative haben sich mehrere hundert Anwohner zusammengeschlossen, ein Teil kam am Mittag zum Termin mit der Presse.

Protest gegen den Standort Höfferhof: Zu einer Bürgerinitiative haben sich mehrere hundert Anwohner zusammengeschlossen.

Die Gemeinde sei mit ihrer Umplanung auf die Bürgerinteressen eingegangen, lobte Barbara Altmann (SPD), kritisierte dagegen den „nicht angemessenen, in Teilen arroganten Ton“ Röbers. Sie frage sich, warum die CDU nicht von Anfang an diese Argumente vorgebracht habe. Man beschäftigte sich ja schon länger mit der Liste möglicher Standorte.

Die allerdings umfasst nur Grundstücke im Besitz der Gemeinde, man sollte laut CDU auch andere Flächen in Betracht ziehen. Florian Barthel (CDU) brachte eine bereits gerodete Fläche im Bicesterpark in Seelscheid ins Gespräch. Einst habe seine Fraktion aber gegen die SPD-Idee, dort eine Kita zu bauen, protestiert, erwiderte SPD-Fraktionsvorsitzende Nicole Männig-Güney: „Dafür sind wir verprügelt worden.“      

Umstritten ist auch, ob die Bebauung nur temporär oder dauerhaft bleiben soll. So hieß es ursprünglich, dass die Gebäude später als Mietwohnungen umgenutzt werden könnten. Es hätten sich in der Informationsveranstaltung unter den 400 Interessierten auch Bürger zu Wort gemeldet, „die das begrüßen“, so Männig-Güney.

Selbst mit dem Bau am Höfferhof und dem bald bezugsfertigen Container-Standort Hochhausen für 132 Menschen wird das Problem die Kommune weiterhin begleiten, das geht aus den aktuellen Zahlen hervor. Die Gemeinde sei verpflichtet, noch 139 weitere Personen aufzunehmen, 45 seien bereits für die kommenden Wochen angekündigt. Für 80 werde es nach derzeitigem Stand keine Unterbringungsmöglichkeiten geben.

Leer stehende Wohnungen und Mehrfamilienhäuser hatte der Sprecher Bürgerinitiative Stephan Kiebart in Gespräch gebracht. Von den vier Vorschlägen habe aber der Verwaltung zufolge noch keiner realisiert werden können.