Der Süßigkeiten-Konzern musste die beliebte Tradition kurzfristig absagen – doch die Problematik liegt tiefer.
Ende der Tradition?Haribo spricht nach Absage 2025 über die Zukunft der Kastanien-Aktion

Sammlerinnen und Sammler bei der Kastanien-Aktion des Süßigkeiten-Konzerns Haribo 2023.
Copyright: Haribo
Jedes Jahr, wenn die Kastanien gereift sind, ist es wieder Zeit für eine beliebte Aktion von Haribo. Das Unternehmen aus Bonn tauscht dann Kastanien und Eicheln gegen Süßigkeiten. Doch 2025 musste Haribo die Kastanien-Aktion absagen. Die Gefahr der Virusinfektion Afrikanischen Schweinepest (ASP) sei einfach zu hoch – eine Gefahr, welche die Tradition des Süßigkeiten-Konzerns als solche zu bedrohen scheint. Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Haribo über die Zukunft der beliebten Aktion gesprochen.
Erfinder der Aktion war Unternehmensgründer Hans Riegel Senior. 1936 fand der kleine Tauschspaß für Kinder aus Riegels Nachbarschaft in Bonn erstmals statt. Inzwischen gehört sie zur festen Tradition von Haribo. Bereits 86 Mal fand die Kastanien-Aktion seither statt und begrüßte in den letzten Jahren durchschnittlich über 10.000 Sammlerinnen und Sammler.
Für die Tiere: Haribo tauscht Süßigkeiten gegen Kastanien
All die Jahre hielt sich dabei eine Legende. Viele vermuten nämlich bis heute, dass die Waldfrüchte irgendwie für die Produktion der Süßigkeiten benötigt würden. Eine Vermutung, die jedoch keinen Wahrheitsgehalt hat. „In unseren Produkten haben die Kastanien nichts zu suchen“, bestätigt ein Sprecher des Unternehmens.
Denn tatsächlich geht es bei der Kastanien-Aktion nur um den Sammelspaß und die Tiere. Haribo spendet die Waldfrüchte regelmäßig als Futter an Wildgehege in Deutschland und Österreich.
Steht die Haribo-Tradition vor dem Aus?
Die gefährliche Virusinfektion ASP scheint die Kastanien-Aktion vor diesem Hintergrund jedoch zu torpedieren. Steht die lange und beliebte Haribo-Tradition vor dem Aus? Denn was bringt eine Kastanien-Aktion, wenn die Waldfrüchte nicht für einen guten Zweck benötigt werden?

Blick auf das Werksgelände von Haribo in der Grafschaft bei der Kastanien-Aktion 2022.
Copyright: Haribo
Wie wichtig Haribo die Kastanien-Aktion ist, zeigen die Daten. Mit der Tradition wurde nur in absoluten Ausnahmefällen gebrochen. „Mit der Absage der Kastanien-Aktion in diesem Jahr findet die traditionelle Sammelaktion zum dritten Mal nicht wie sonst üblich statt“, führte der Haribo-Sprecher aus.
Im Jahr 2020 fand die Kastanienaktion aufgrund der Corona-Pandemie eingeschränkt für ausgewählte Vereine und Organisationen mittels einem Drive-Through Konzept statt. Private Sammlerinnen und Sammler konnten wegen der behördlichen Auflagen zu Großveranstaltungen leider nicht teilnehmen. Im Jahr 2021 hatte für Haribo das regionale Engagement aufgrund der Flutkatastrophe höchste Priorität, sodass die Kastanienaktion in dem Jahr nicht durchgeführt wurde.
Haribo fand 2024 eine Lösung für die Kastanien-Aktion
Aufgrund der Afrikanischen Schweinepest stand die Kastanien-Aktion im vergangenen Jahr 2024 bereits auf der Kippe. „Die Infektionszahlen der ASP stiegen kurz vor dem Event-Wochenende rapide an, sodass die Aktion nicht mehr abgesagt und eine Alternativlösung gefunden wurde“, rekapituliert der Sprecher des Unternehmens.

Auch der Haribo-Goldbär hilft bei den Kastanien-Aktionen immer fleißig mit.
Copyright: Haribo
Die Kastanien und Eicheln wurden dann 2024 nicht wie sonst üblich als Winterfutter an Wildgehege gespendet. Die Notlösung bestand darin, dass Haribo die gesammelten Wildfrüchte über einen Partner in CO2-neutrale Wärme produzieren ließ.
Wärme-Energie für Haribo keine Dauerlösung
Ein Konzept, das eigentlich mehr als sinnvoll klingt. Doch Haribo macht auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ deutlich: „Dies ist keine Dauerlösung. Die Umwandlung in Wärme-Energie war eine einmalige Alternativlösung im letzten Jahr.“
Das Problem: Die für Wild- und Hausschweine hochansteckende und lebensbedrohliche Tierseuche ASP kann über kontaminierte Gegenstände, Lebensmittel oder Futter übertragen werden. Haribo wolle jegliche Gefahr der Ausbreitung vermeiden und daher nicht zum Sammeln von Waldfrüchten in Wäldern aufrufen.
Zukunft der Haribo-Tradition Kastanien gegen Süßigkeiten ungewiss
Die Zukunft der Haribo-Tradition ist ungewiss. Die Lage der ASP-Infektionszahlen hat sich noch weiter verschärft. Mitte Juni war die Tierseuche erstmals in NRW bei mehreren Wildschweinen festgestellt worden. Ist ein Hausschwein erkrankt, muss in der Regel der gesamte Bestand getötet werden. Daher drohen wirtschaftliche Einbußen und Handelsrestriktionen.
Ob das Problem der Afrikanischen Schweinepest längerfristig in Deutschland bestehen bleiben wird, ist derzeit nicht abzusehen. „Wir werden hier ‚auf Sicht fahren‘ müssen, verbunden mit dem Anspruch, so wie in diesem Jahr, frühzeitig zu informieren“, so Haribo abschließend.