Mehr Sicherheit für Fußgänger: Verkehrsminister Krischer besucht Lohmar, um zu sehen, wie die Stadt den Fußverkehrs-Check umgesetzt hat.
Schulverkehr soll sicherer werdenWie gut ist Lohmar für Fußgänger geeignet?

Verkehrsminister Oliver Krischer und Bürgermeisterin Claudia Wieja bringen einen Aufsteller für mehr Sicherheit am Knoten Bachstraße/ Rathausstraße/ Am Bungert an.
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Egal, ob man mit dem PKW, mit der Bahn oder dem Bus von A nach B kommt – einen Teil des Wegs geht man fast immer zu Fuß. Dennoch: „In der Vergangenheit sind Fußgängerinnen und Fußgänger in der Verkehrspolitik total vernachlässigt worden“, sagt NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, der zu Besuch in Lohmar ist.
Der Fußverkehrs-Check ist eine zentrale Maßnahme der Landesregierung, um Fußgänger in den Vordergrund zu rücken. Planungsbüros tun sich mit Kommunalverwaltungen zusammen, die dann unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern lokale Probleme identifizieren und angehen. Auch Lohmar hat an dem vom Verkehrsministerium und Zukunftsnetz Mobilität NRW geförderten Projekt teilgenommen. Wie die Umsetzung hier funktioniert hat, davon macht der Verkehrsminister sich im Rahmen eines Rundgangs ein Bild, unter anderem mit Bürgermeisterin Claudia Wieja.
Fußverkehrs-Check für mehr Sicherheit und eine lebenswertere Stadt
Sind Bordsteine an den Gehwegen abgesenkt? Gibt es genügend Zebrastreifen? Sind Wege rollstuhlgerecht? Gibt es ausreichend Möglichkeiten zum Ausruhen? Eine fußverkehrsfreundliche Stadt schließt viele unterschiedliche Aspekte ein. In Lohmar steht ein zentrales Thema im Vordergrund, das den Verkehrsminister unter anderem dazu bewegt hat, persönlich zur Begehung zu erscheinen: der Schülerverkehr.
„Hier gibt es einige schwierige Situationen, was Schulwege angeht, die nicht einfach zu lösen sind“, so Krischer. „Es hat mich sehr interessiert, wie die Stadt es angeht und nach meinem Eindruck auch konfliktfrei hinbekommt, die Schulwege für die Grundschule und Gesamtschule in Lohmar sicherer zu machen.“
Hier gibt es einige schwierige Situationen, was Schulwege angeht, die nicht einfach zu lösen sind.
Um die 680 Elterntaxen seien teilweise pro Tag im Bereich um die Hermann-Löns-Straße angefahren, sagt der Mobilitätsmanager Rupert Eggers. Dies habe man durch Erhebungen mit Strichlisten beobachtet. Um diese zu reduzieren und damit auch die Wege für zu Fuß gehende Schülerinnen und Schüler sicherer zu machen, habe man sogenannte „Hol- und Bringzonen“ an der Bachstraße und Poststraße eingerichtet.
Die Parkplätze und Parkzeiten außerhalb dieser Zonen wurden reduziert, was bei Anwohnenden nicht nur auf Zuspruch gestoßen sei, sagt Bürgermeisterin Claudia Wieja. Das Einhalten der Regeln in der Hol- und Bringzone wird das lokale Ordnungsamt überwachen. „Gerade sind wir noch in der Gewöhnungsphase, aber wir sind guter Dinge, dass die Hol- und Bringzone gut angenommen wird“, sagt Frida Liebig von der Straßenverkehrsbehörde.

Die Baustelle zum Umbau der Querungsstraße an der Ecke Hermann-Löns-Straße/ Im Korresgarten ist rollstuhlgerecht gestaltet.
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Am Knoten Bachstraße/ Rathausstraße/ Am Bungert nahmen Wieja und Verkehrsminister Krischer selbst den Schraubenschlüssel in die Hand, um gemeinsam ein Verkehrsmännchen in Kindergröße auf dem Bordstein anzubringen. Autofahrende sollen so daran gehindert werden, über den Bordstein zu fahren – und darauf aufmerksam werden, dass hier auch ein Kind stehen könnte. Es ist der erste von insgesamt sechs solcher reflektierender Aufsteller, die an stark von Schülern und Schülerinnen frequentierten Wegen in Lohmar angebracht werden sollen.
Gefährliche Stellen an Schulwegen in Lohmar: Nicht überall sind schon Lösungen gefunden
Auf Schulwegen gibt es hier nach wie vor noch gefährliche Stellen, für die noch keine Lösungen gefunden werden konnten; so beispielsweise im Bereich von Schmiedgasse und Birkenweg. „Die Woche habe ich wieder ein Video zugeschickt bekommen, wo hier ein Bus über den Gehweg fährt. Gleich daneben sieht man die Füße von einem Kind“, berichtet Claudia Wieja.
Die RSVG habe der Bürgermeisterin rückgemeldet, die Busfahrer seien auf solche Gefahrensituationen sensibilisiert, auf den Gehweg auszuweichen sei hier jedoch ihre einzige Möglichkeit, da Busse aus dem Gegenverkehr kommen und die Straße in diesem Fall zu eng sei. Das Aufstellen von Pollern zum Schutz und der Abgrenzung der Bürgersteige von der Straße sei nicht überall möglich, da die Fußgängerwege im Sinne der Barrierefreiheit dann nicht mehr breit genug wären, erklärt Wieja.

Oliver Krischer und Claudia Wieja sehen Vorher-Nachher-Fotos des jetzt klimafreundlicher gestalteten Frouardplatzes.
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Sicherheit stellt ein Kernthema der Lohmarer Maßnahmen für Fußgänger dar, aber auch die Aufenthaltsqualität an öffentlichen Plätzen soll verbessert werden. Der Klimaschutzmanager Dirk Schulz zeigt, wie der Frouardplatz durch klimaresiliente Begrünung und einen neuen, kühlenden Boden zu einem angenehmeren Aufenthaltsort geworden ist, auch an heißen Sommertagen.
„Ich habe gesehen, was unser Fußverkehrs-Check hier bewirkt hat“, äußert sich der Verkehrsminister nach dem Rundgang, „die Stadt verändert sich an kleinen, aber sehr wichtigen Stellen“. Solche Kleinigkeiten können im Ernstfall über die Gesundheit oder das Leben von Menschen entscheiden.
Lohmar ist mittlerweile eine von 82 Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die den Fußverkehrs-Check durchgeführt haben. Es bewerben sich immer etwa doppelt bis dreimal so viele Kommunen, wie das Land finanziell unterstützen könne, sagt Krischer. „Lohmar hat von Anfang an deutlich gemacht, dass sie eine Menge Ideen haben, dass sie aktive Teilnehmer in der Bürgerschaft haben, aber auch in der Verwaltung“, begründet der Minister die Wahl der Kommune.
Auch Claudia Wieja zeigt sich mit dem Engagement der lokalen Bürgerschaft sehr zufrieden. Schon beim ersten Fußverkehrs-Check im Jahr 2022 haben sich auffallend viele Anwohnende eingebracht. Um diverse Perspektiven zu gewährleisten, habe man unter anderem Schulen und Kindergärten, aber auch den Behindertenbeirat und die Seniorenvertretung in die Planung des Projekts einbezogen. „Das war eine wertvolle Chance für uns, die Bedürfnisse der Fußgängerinnen und Fußgänger in den Fokus zu rücken“, so Wieja.