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SuchthilfeBeratungsmobil steuert Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis an

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen und ein Mann stehen vor einem Kleinlaster mit einem Containeraufbau, ein zweiter Mann sitzt im Führerhaus. Auf dem Aufbau steht Diakonie Beratungsmobil.

Die Suchthilfe der Diakonie An Sieg und Rhein hat ein Beratungsmobil in Betrieb genommen. Sozialarbeiter Nikolas Weinhold (im Auto) bietet Beratungen im ländlichen Raum an. Gemeinsam mit (von links) Diakoniegechäftsführer Patrick Ehmann, Superintendentin Almut van Niekerk und Fachbereichsleitung Michaela Teigelmeister stellte er das Angebot vor.

Sozialarbeiter Nikolas Weinhold berichtet von bislang „durchweg positiven Erfahrungen.“

Suchterkrankungen sind keinesfalls auf die Städte beschränkt. Die Hilfe für erkrankte Menschen oder Angehörige aber ist meistens ziemlich weit weg, wenn sie auf dem Land wohnen. Ein neues Angebot macht jetzt die Suchthilfe der Diakonie An Sieg und Rhein: Mit einem Beratungsmobil ist Sozialarbeiter Nikolas Weinhold seit einigen Wochen in Much und Seelscheid anzutreffen.

Angebot der Rhein-Sieg-Diakonie will Menschen im ländlichen Raum erreichen

„Die Suchthilfe hat Räder bekommen“, stellte Kirchenkreis-Sprecherin Anna Neumann bei der Vorstellung des neuen Angebots in Troisdorf erfreut fest. „Wir versuchen, die Menschen außerhalb der Ballungsgebiete zu erreichen“, beschrieb Michaela Teigelmeister das Ziel. Die Wege seien weit, sagt die Fachbereichsleiterin Suchthilfe; die Ratsuchenden müssten Tickets bezahlen und überhaupt die Zeit finden für den Besuch in einer Beratungsstelle.

Von durchweg positiven Erfahrungen berichtet Sozialarbeiter Weinhold. „Alle sind ziemlich froh, dass ich da bin“, so unterschiedlich wie die Ratsuchenden seien auch die Themen gewesen: Ein 18-Jähriger fand ebenso zum Beratungsmobil wie ein Rentner, die Gespräche kreisten um Alkohol und Amphetamine genauso wie um Cannabis oder Diazepine.  Fragen nach möglichen Therapien wurden gestellt, aber auch der eigene Konsum wurde erörtert.

Standorte in Much und Seelscheid sind „diskret, aber zentral“

Wo Suchthilfe drin ist, steht Suchthilfe nicht drauf: „Beratungsmobil“ ist der Schriftzug auf dem Fahrzeugaufbau; „diskret, aber zentral“ sind auch die Standorte gewählt: Am Dienstag ist Nikolas Weinhold von 11 bis 13 Uhr an der evangelischen Kirche in Seelscheid anzutreffen, tags darauf zur gleichen Zeit an der evangelischen Kirche in Much. „Wenn aber jemand erst um 15 Uhr kann, mache ich auch einen Termin“, betont der Berater.

Als dritter Standort wird demnächst die evangelische Kirche an der Hauptstraße in Lohmar hinzukommen, insgesamt ist das Konzept erst einmal auf vier Kommunen ausgelegt. Das Projekt ist Teil des NRW-Aktionsplans gegen Sucht, in dem auch neue Modelle der Suchtberatung erprobt werden.

„Die Menschen müssen nicht mehr der Hilfe hinterherfahren“, sagte Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann am Freitag in Troisdorf. Zugleich ist das Beratungsmobil stets digital vernetzt. Wehrheid kann direkt beim Ausfüllen von Anträgen helfen. Und bei Bedarf können die Kolleginnen und Kollegen anderer Fachbereiche kurzfristig zugeschaltet werden. Damit sei das zunächst auf zwei Jahre angelegte – und vom Land NRW mit 300.000 Euro geförderte – Projekt auch ein Einstieg in die integrierte Sozialberatung.

Immer mehr Menschen haben mehr als ein Problem

Das Konzept trägt der Tatsache Rechnung, dass immer mehr Ratsuchende nicht nur ein Thema haben, sondern mehrere. Menschen mit Migrationshintergrund und einer Behinderung müssten dann nicht mehr, wie bisher, unter Umständen immer wieder weitergeschickt werden. Stattdessen werde das wichtigste Problem ermittelt und bei Bedarf weiteres fachkundiges Personal hinzugezogen.

Für ein Miteinander von Wohlfahrtsverbänden und Kommunen warb die Superintendentin Almut van Niekerk, Vorstandsvorsitzende der Rhein-Sieg Diakonie: „Wir sind die Seismographen, schlagen Alarm.“ Kirchen und Kommunen müssten dann „gemeinsam funktionieren“.