Abriss unterbrochen: Streng geschützte Fledermäuse könnten in den leerstehenden Häusern an der A 59 eine Unterkunft gefunden haben.
Die ersten Häuser sind schon wegAbrissarbeiten an der A 59 in Sankt Augustin in vollem Gange

Die A59 soll verbreitert werden. Deswegen werden Häuser in Meindorf abgerissen. Harald Rudolf wohnt direkt nebenan.
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Harald Rudolf wohnt seit 1992 mit Ehefrau Brigitte in Sankt Augustin-Meindorf an der Johann-Quadt-Straße. Beide fühlen sich dort wohl, haben einen liebevoll gepflegten Garten mit blühenden Stauden. „Wir möchten etwas für die Insekten tun“, sagt Brigitte Rudolf mit Blick auf eine Biene. Doch zurzeit ist nichts mehr so, wie es früher war: Direkt neben ihrem Grundstück werden Häuser abgerissen.
Eine rund 3,2 Kilometer lange Strecke zwischen den Autobahndreiecken Sankt Augustin-West und Bonn-Nordost soll auf acht Fahrspuren erweitert werden. Hinzu kommt ein Standstreifen, der an dieser Stelle bislang fehlt. Um das zu realisieren, war der Abriss von Häusern an der Fahrbahn nötig. Die Landesregierung kaufte sechs Grundstücke, die Besitzer mussten umziehen. „Irgendwann waren die Nachbarn dann wirklich weg“, erinnert sich Harald Rudolf. „Es war schon ein komisches Gefühl, als die Häuser neben uns nach und nach leer wurden.“
Die Abrissarbeiten an der Autobahn 59 bei Sankt Augustin-Meindorf haben im Februar 2025 begonnen
Die Rudolfs sind noch in Kontakt mit früheren Nachbarn. „Wir berichten denen über den Stand der Abrissarbeiten, schicken Bilder mit dem Smartphone.“ Manche kommen sogar ab und zu vorbei, um zu schauen, was aus ihrem ehemaligen Haus geworden ist. Doch die Grundstücke sind leer. „Die Arbeiten hier sind sehr professionell“, hat Harald Rudolf beobachtet. Alle Stoffe würden getrennt, gesammelt und dann abgeholt.
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Verbauter Asbest in den Mietshäusern direkt an der Johann-Quadt-Straße wurde fachgerecht entsorgt. Eine Luftschleuse verhinderte, dass die Schadstoffe in die Außenwelt gelangten. Sie wird in den nächsten Tagen abgebaut.
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Die Arbeiten an den Grundstücken begannen Mitte Februar 2025. Los ging es mit Rückschnittarbeiten, Schadstoffsanierungen und die Entkernung der Gebäude folgten. Dann kamen die Abrissbagger. Zurzeit steht noch der Riegel der hellen Mietshäuser direkt an der Johann-Quadt-Straße. Verbauter Asbest in den Mietshäusern wurde entsorgt. Eine Luftschleuse verhinderte, dass die Schadstoffe in die Außenwelt gelangten. Sie wird in den nächsten Tagen abgebaut.
Fledermäuse leben in dem Gebiet in Sankt Augustin-Meindorf und fliegen auch über die Autobahn 59
Eigentlich hätte der Riegel der hellen Mietshäuser schon niedergelegt sein können. Doch es muss geklärt werden, ob dort Fledermäuse eine Heimat gefunden haben. Das Vorkommen wurde während der Planungen festgestellt. „Die fliegen hier in den Abendstunden immer munter herum“, bestätigt Brigitte Rudolf die Aktivitäten der Tiere, die sich mit Ultraschall orientieren. Mit Zeigefinger und Daumen zeigt ihr Ehemann die Größe der Fledermäuse, die an die Ausmaße eines Spatzes herankommt.
Im Vorfeld war untersucht worden, wo derzeit besonders viele Tiere die Autobahn queren und, ob sich diese Flugrouten in Zukunft verändern werden. Mit diesen Informationen lasse sich vermeiden, dass während der Bauphase oder nach dem Ausbau vermehrt Tiere mit Fahrzeugen kollidieren, so die Autobahngesellschaft. Dass sich die Fledermäuse eine Unterkunft in den leerstehenden Häusern suchen könnten, wurde damals jedoch nicht bedacht.
Derweil sind die Arbeiten hinter den Mietshäusern in vollem Gange. Morgens früh um 7 Uhr geht es los. Das Ehepaar Rudolf kommt ursprünglich aus der Eifel, hat jedoch schon die rheinische Gelassenheit angenommen. „Wir werden sowieso immer früh wach, und die Abrissarbeiten sind auch irgendwann vorbei“, sagt Harald Rudolf. Sein Enkel Maximilian habe die Baustelle sogar als Attraktion entdeckt. Mit dem Großvater kann er sie aus sicherer Entfernung beobachten.

Die Rückansicht der hellen Mietshäuser. Der Bagger wartet auf seinen Einsatz. Rechts sind die Häuser auf den Grundstücken schon niedergelegt worden.
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Die geplanten Lärmschutzwände an der Autobahn 59 in Sankt Augustin haben eine Höhe von neun Metern
Wenn dann der Ausbau der Autobahn beendet sein sollte, rücken die Autos auch näher an das Haus der Familie Rudolf heran. Das Ehepaar macht sich deswegen aber keine Sorgen. „Die geplanten Lärmschutzwände haben eine Höhe von neun Metern, dazu kommt noch Flüsterasphalt als Belag“, berichtet Harald Rudolf. Er habe bemerkt, dass die Fahrgeräusche von der Autobahn nach dem Abriss der Häuser sogar „ein wenig leiser“ geworden seien.

Wo früher Häuser standen, fahren nun Bagger. Die Fläche soll später teilweise begrünt werden.
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In der nächsten Woche beginnen die Abrissarbeiten an der benachbarten Straße Im Winkel. „Die Dächer der Häuser dort sind schon komplett abgedeckt“, berichtet der Polier der Abrissfirma. „Auf den Grundstücken entsteht später erst einmal eine eingezäunte Wiese, bis die Ausbauarbeiten beginnen“, teilt eine Sprecherin der Autobahngesellschaft mit. „Der Fuß- und Radweg, der die Bahnhofstraße mit der Johann-Quadt-Straße verbindet, wird später als Fläche für die Erweiterung der A59 genutzt werden.“ Um eine Verschattung von Anwohnergrundstücken zu reduzieren, würden die neun Meter hohen Lärmschutzwände in den oberen vier Metern transparent ausgebildet.
Die Planungen gehen davon aus, dass 139.800 Kraftfahrzeuge im Jahr 2030 diesen Abschnitt der A59 an Werktagen nutzen werden nutzen. Dabei seien die verkehrlichen Veränderungen durch die neu geplante Querung des Rheines bereits berücksichtigt, so die Autobahngesellschaft.