Kurz vor der Kommunalwahl am 14. September schauen wir auf die Orte im rechtsrheinischen Kreisgebiet: Wo muss was angepackt werden?
Orts-Check Sankt AugustinJunge Stadt als KI-Standort

Für den neuen Standort des IT-Dienstleisters Bechtle haben die Bauarbeiten bereits begonnen.
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Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren gemacht. Als die Kommune Sankt Augustin im Jahr 1969 mit der kommunalen Neugliederung aus dem Nichts entstand, konnte noch niemand etwas mit dem künstlichen Gebilde und seinem „Rathaus im Nirgendwo“ anfangen. Heute fällt vielen Menschen nicht nur die in der gesamten Region bekannte Asklepios-Kinderklinik ein, wenn von der Stadt die Rede ist. Die Steyler Missionare sind genauso bekannt wie das Einkaufszentrum Huma.
Während die Zahl der Klosterbrüder eher schrumpft, machte Huma deutschlandweit in der Branche von sich reden, als es eine Outlet-Ebene auf der obersten Etage eröffnete. Das Konzept ging auf, das Einkaufszentrum wächst und wird weiter ausgebaut.
Sankt Augustin zählt bei Künstlicher Intelligenz zu den führenden Standorten in Deutschland
Die im Jahr 1995 gegründete Hochschule (H-BRS) etablierte sich schnell. Mehr als 9000 junge Menschen studieren dort inzwischen. Ihr hat es die Stadt zu verdanken, dass das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen Standort für Sicherheit in der Künstlichen Intelligenz (KI) eröffnete, auf dem Butterberg ein neues Forschungszentrum bauen will und auf die Zusammenarbeit mit der H-BRS setzt. Das Wissen der jungen Absolventen ist zudem in der Industrie gefragt.
Deswegen kommt bald IT-Dienstleister Bechtle mit 300 Arbeitsplätzen nach Sankt Augustin. Die Bauarbeiten an den Klosterhöfen haben schon begonnen. Offizielle Grundsteinlegung ist in wenigen Tagen. Das Fraunhofer Institut mit seinen Forschungen zur KI hat in Birlinghoven seinen Sitz. Nicht ohne Stolz berichtet NRW-Wissenschaftministerin Ina Brandes, Sankt Augustin zähle in Sachen Künstliche Intelligenz inzwischen zu den führenden Standorten in Deutschland. Und darauf sind alle Politiker stolz. Es ist ihnen in den vergangenen Jahren gelungen, die Kommune zu entwickeln und weiter auszubauen.
Doch nun gilt es, den Status zu halten. Die öffentliche Infrastruktur ist in die Jahre gekommen. Hier stehen Investitionen in Millionenhöhe an. Dazu gehört besonders, die Stadt fahrradfreundlich zu gestalten. Der Radschnellweg nach Bonn ist noch immer nicht vollendet, und auch andere Strecken für Radfahrer könnten besser ausgebaut sein. „Der Umbau der Straßen, die ausschließlich für den Autoverkehr geplant wurden, zu Multifunktionswegen, auf denen Fahrräder ihren Platz haben, muss angegangen werden“, formulierte es der Technische Beigeordnete Rainer Gleß, der jetzt in Pension geht.
Als ein großes Problem erweist sich in diesem Zusammenhang die Streckenführung der Straßenbahnlinie 66, die die Stadt in zwei Hälften teilt. An den Schranken stauen sich die Autos, die Unterführung durch die Ost-West-Spange, die als Alternative gebaut wurde, wird als Zwischenlösung bislang nicht angenommen.