Der Wirtschaftsförderer Edgar Bastian musste aufgrund einer Verwechslung mehrere Tage mit Ex-Bürgermeister Schumacher im Ehebett schlafen.
50 Jahre im Dienst der StadtWas Sankt Augustins Wirtschaftsförderer jetzt im Ruhestand macht

Edgar Bastian (M.) hört als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in Sankt Augustin auf. Diese Verwaltungschefs begleiteten ihn (von links): Ex-Bürgermeister Klaus Schumacher, Ex-Stadtdirektor Dr. Walter Quasten, Ex-Bürgermeisterin Anke Riefers, Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf
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Es gibt Dinge, die kommen erst bei einer launigen Feier ans Tageslicht. Unter anderem war zu erfahren, dass Edgar Bastian mehrere Tage mit seinem damaligen Chef Bürgermeister Klaus Schumacher im Doppelbett schlafen musste und dass er eigentlich lieber Elektriker geworden wäre. Der Ausbildungsvertrag hätte nur unterschrieben werden müssen. Seine Eltern legten ihm jedoch „mit tagelangen Überzeugungsversuchen die weniger anstrengende Berufslaufbahn im Amt“ an Herz. Und die endet nun nach 50 Jahren. Ob sie allerdings weniger anstrengend war, da ist sich Bastian nicht sicher. Zahlreiche Weggefährtinnen und Weggefährten lud er zum Abschied ins Foyer des Rathauses ein.
Zum Berufsbild des Elektrikers gehört es, Strippen zu ziehen. Und das war auch ein wichtiges Tätigkeitsfeld in seiner Funktion als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt. Gekonnt verknüpfte Bastian die Wünsche von Investoren mit den Anforderungen aus Verwaltung und Politik. Zahlreiche Gespräche waren oft nötig. Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf formulierte in seiner Rede einen Satz, den er von Bastian bei strittigen Problemen oft hören musste: „Wir dürfen das Tischtuch nicht zerschneiden.“
Ich bin nach meiner Wahl im Jahr 2020 bei ihm noch einmal in die Lehre gegangen
Die Kompetenz und Erfahrung des 65-Jährigen habe ihm viel geholfen beim Wechsel vom Professor der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zum Bürgermeister der Stadt, erzählte Leitterstorf. „Ich bin nach meiner Wahl im Jahr 2020 bei ihm noch einmal in die Lehre gegangen“, sagte er scherzend. Bastian sei eine Säule gewesen, auf die er sich immer habe stützen können. „Deshalb habe ich ihn auch überredet, zwei Jahre länger zu machen“, verriet Leitterstorf. Bastian hatte am 1. August 1975 seine Lehre bei der Gemeinde im Alter von 15 Jahren begonnen. Da waren im Jahr 2023 genug Berufsjahre zusammengekommen, um in Rente zu gehen.

Wirtschaftsförderer Edgar Bastian (2.v.r.) bei der Eröffnung der Umbaufläche der Metro in Sankt Augustin.
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An der Bonner Straße, dort, wo heute das Jugendzentrum steht, hatte die Gemeindeverwaltung früher ihren Platz. Dort begann Bastian seine Ausbildung im Ordnungsamt. Der im Jahr 2017 gestorbene Ulrich Syttkus war damals Gemeindedirektor. 1977 stand der Umzug ins neue Rathaus an, das von einigen Kollegen spöttische als „Blechkasten“ bezeichnet wurde. Dr. Walter Quasten leitete da schon die Behörde als Nachfolger Syttkus’.
Sankt Augustin wuchs rasant, neue Kindergärten und Schulen mussten jährlich neu gebaut werden
Der frühere Stadtdirektor war als Gast bei der Abschiedsfeier dabei und erinnerte sich an die Zeit mit Bastian. „Damals hatte die Verwaltung zehn Prozent der Mitarbeiter, die sie heute hat“, sagte Quasten in seiner Ansprache. Doch die Stadt sei rasant gewachsen, „jährlich wurden neuen Schule und Kindergärten gebaut“. Immer mehr Menschen seien nach Sankt Augustin gezogen. So wurde es nötig, dass auch die Verwaltung wuchs. „Das alte Rathaus war zu eng, und wir mussten umziehen.“

Die Firma Bechtle stellt den Platz für ihr neues Gebäude in Sankt Augustin vor. Edgar Bastian (l.) ist mit dabei.
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Gleich zwei Angestelltenlehrgänge hintereinander zum beruflichen Aufstieg absolvierte Bastian, ein Studium folgte. Firmenbeauftragter im Büro der ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin der Stadt, Anke Riefers, war eine erste wichtige Station. Die Sozialdemokratin hatte sein Talent erkannt. Klaus Schumacher wurde 1996 ihr Nachfolger. Der Christdemokrat machte ihn 2002 zu seinem Pressesprecher. „Trotz Warnungen aus der CDU, weil ich von der Sozialdemokratin Riefers gefördert worden war“, erinnert sich Bastian.
Ich habe über 20 Jahre mit Bürgermeister Klaus Schumacher gerne zusammengearbeitet
Die Arbeit in der Wirtschaftsförderung der Stadt lockte ihn 2005, im Jahr 2007 wurde er dort Prokurist, 2021 Geschäftsführer. „Ich habe über 20 Jahre mit Bürgermeister Klaus Schumacher gerne zusammengearbeitet“, sagte Bastian. Das ehemalige Stadtoberhaupt verriet in seiner Rede auch, warum er mehrere Tage mit Bastian im Ehebett geschlafen hatte: Bei einem Zwischenstopp zur ungarischen Partnerstadt Szentes gab es nur noch ein Zimmer im angeschlossen Hotel auf einem Weingut. Schumacher und Bastian wurden jedoch fälschlicherweise für Erntehelfer gehalten und im engen und muffigen Zimmer in einer abseitigen Baracke einquartiert. Dort stand nur das Ehebett. In Szentes angekommen, stand für die Repräsentanten der Stadt ein kleiner Bungalow auf einem Campingplatz zur Verfügung: im Schlafzimmer ebenfalls nur ein Ehebett.

Die Stadt stets im Blick, 50 Jahre bestand die Wirtschaftsfördergesellschaft Sankt Augustin in Jahr 2024, von links: Geschäftsführer Edgar Bastian, Meike Karrenbauer, Anja Zimmermann und Geschäftsführer Rainer Gleß.
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„Ich hinterlasse als Geschäftsführer eine gut aufgestellt Firma mit viel Liquidität“, urteilte Edgar Bastian. Als Wirtschaftsförderer hat er viel zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Dazu zählen die Ansiedlung der DLR-Institute und der Bebauungsplan für den Wissenschafts- und Gründerpark Auf dem Butterberg. Auch den Zuzug der IT-Firma Bechtle, die auf dem Areal Klosterhöfe gerade baut, hat er begleitet.
Für den Abriss der alten Huma und die folgende Neugestaltung mit mehr Grünflächen hat sich Edgar Bastian stark gemacht. In den Stadtteilen wurden in seiner Zeit zahlreiche Projekte umgesetzt, etwa die Ansiedlung eines Nahversorgers in Birlinghoven sowie der Erhalt der Nahversorger in Buisdorf und Menden. Einige Vorhaben seien nur unter Verhandlung von Grundstücksgeschäften möglich gewesen, die Edgar Bastian erfolgreich geführt habe, betonte Leitterstorf.
Edgar Bastian hat zwei Oldtimer in der Garage, in denen er mit seiner Frau nach Frankreich fährt
Im Ruhestand warten viele Aufgaben auf Bastian. So muss der umfangreiche Ziergarten am Haus in Niederpleis in Schuss gehalten werden, den seine Frau Dorothee liebevoll mit ihm angelegt hat. Dort sorgen zudem Hochbeete für die regelmäßige Versorgung mit frischem Gemüse. „Tomaten, Gurken und viel Salat wachsen dort im Sommer“, schilderte Bastian.
Und dann gibt es noch zwei Oldtimer in der Garage. Durch Todesfälle in der Familie waren diese Wagen vor einigen Jahren plötzlich ohne Besitzer. „Ich habe sie übergangsweise übernommen und konnte mich dann nicht mehr von ihnen trennen“, erzählte Bastian. Das sind ein Mazda MX 5 mit Klappscheinwerfern und ein Mercedes 300 Coupe „im Pflegezustand zwei Plus“, wie er stolz betont. In ihnen möchte er öfter mit seiner Frau nach Frankreich in den Urlaub fahren – Zeit genug hat er jetzt: „Das Nachbarland mit seinen hohen Bergen, dem Mittelmeer und dem Atlantik und seiner Lebensart gefällt uns sehr gut.“

