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Preis für GymnasiumSo gut wird in Sankt Augustin digital unterrichtet

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Albert-Einstein-Gymnasium Sankt Augustin: Ville Feddersen, Schüler; Lars Keller, Schüler; Peter Scholl, Lehrer des Digi-Teams und Kurt Löhr, Leiter Fachdienst Digitalisierung und Ausstattung der Stadt Sankt Augustin.

Albert-Einstein-Gymnasium Sankt Augustin: Ville Feddersen, Schüler; Lars Keller, Schüler; Peter Scholl, Lehrer des Digi-Teams und Kurt Löhr, Leiter Fachdienst Digitalisierung und Ausstattung der Stadt Sankt Augustin (v.l.).

Das Albert-Einstein-Gymnasium wurde mit dem Preis „smart school“ ausgezeichnet. Neue Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz.

„Digitalisierung war gestern, heute geht es um Digitalität.“ Michael Arndt ist seit 2017 Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium (AEG). Er hatte es sich mit dem Kollegium schnell zum Ziel gesetzt, die Schülerinnen und Schüler fit für die Herausforderungen des technischen Strukturwandels in der Gesellschaft zu machen. Und das ist gelungen. Von den knapp 33.000 Schulen in Deutschland dürfen nur 135 die Auszeichnung „smart school“ tragen. Das AEG gehört jetzt dazu. Es wurde vom Digitalverband Bitkom ausgezeichnet.

Corona wirkte wie ein Katalysator und bewirkte einen Strukturwandel am Albert-Einstein-Gymnasium

„Die Corona-Pandemie mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens war wie ein Katalysator. Sie hat nicht nur einen Sinnes-, sondern auch einen Strukturwandel bewirkt“, sagt Arndt über die Veränderungen im täglichen Unterricht am AEG. Dazu gehörte auch, dass ab dem sechsten Schuljahr alle Klassen mit einem iPad ausgerüstet wurden. „In den fünften Klassen sollen die Jugendlichen erst einmal in der Schule ankommen“, schildert Nicola Thomé, stellvertretende Schulleiterin des AEG.

Albert-Einstein-Gymnasium wurde als smart school ausgezeichnet, der zwölfjährige Mehdi zeigt, wie man am iPad Klavier spielen kann. Das hilft im Musikunterricht.

Der zwölfjährige Mehdi zeigt, wie man am iPad Klavier spielen kann. Das hilft im Musikunterricht.

Ein Digi-Team kümmert sich am AEG darum, dass die Digitalität Tagesgeschäft ist. Jens Canzler, Nicolai Nowak, Peter Scholl und Nicola Thomé gehören dazu. Bücher sind jetzt in einer zentralen App hinterlegt, Programme erleichtern das Lernen, und Klassenbücher sind digital geworden. Das hat den Vorteil, dass zum Beispiel ein plötzlicher Unterrichtsausfall sofort notiert und abgerufen werden kann. Und das Lernen von Vokabeln wird ebenfalls vereinfacht. Sie können mit einem Stift auf dem iPad geschrieben werden, „damit sie besser behalten werden“, so Thomé. Es habe sich erwiesen, dass „diese alte Methode noch immer die beste“ sei. Der Bildschirm ersetze das Blatt, ein digitaler Stift den Füller.    

Die Künstliche Intelligenz muss schnell in den Unterricht an den Schulen integriert werden

Die Idee zur Bewerbung wurde von Nicolai Nowak umgesetzt. „Als ich die Voraussetzungen für die Auszeichnung las, war mir schnell klar, dass das AEG sehr vieles davon erfüllt.“ Das obligatorische Bewerbungsvideo wurde von den Schülern Ville Feddersen und Lars Keller erstellt. Mit ihm wurde die Preisverleihung in Berlin eröffnet. „Eine Ehre für Ville und Lars.“

Jens Canzler gab einen Überblick über das digitale Konzept. Die Schule habe sich für MS Teams als Lern- und Kommunikationsplattform entschieden. Lehr- und Lerndokumentation würden in einer zentralen App verwaltet. Digitale Lizenzen seien dafür nötig, bei der Auswahl der Schulbücher werde darauf geachtet. Da die iPads Eigentum der Schule seien, könnten sie so eingestellt werden, dass nur bestimmte Programme abgerufen werden könnten. Musikberieselung über Youtube sei nicht möglich.

Unterschiedlich ist der Einsatz der iPads an der Schule. So können im Sportunterricht Bewegungsabläufe gefilmt und gemeinsam besprochen werden. Musik wird mit Programmen erlebbar gemacht, die unterschiedliche Instrumente imitieren. Im Fremdsprachenunterricht werden Formulierungen optimiert.

Das Albert-Einstein-Gymnasium wurde als smart school ausgezeichnet. Sascha Lienesch, Vorsitzender des Schulausschusses im Rat der Stadt Sankt Augustin; Nicola Thome, stellvertretende Schulleiterin; Walter Eßer, 1. Beigeordneter der Stadt (v.l.) lassen sich von Schüler Azad Lernprogramme erklären.

Das Albert-Einstein-Gymnasium wurde als smart school ausgezeichnet. Sascha Lienesch, Vorsitzender des Schulausschusses im Rat der Stadt Sankt Augustin; Nicola Thome, stellvertretende Schulleiterin; Walter Eßer, 1. Beigeordneter der Stadt (v.l.) lassen sich von Schüler Azad Lernprogramme erklären.

Bürgermeister Max Leitterstorf, früher selbst Schüler am AEG, hatte ebenfalls ein digitales Pandemie-Erlebnis, als er noch Professor an der Hochschulen Bonn-Rhein-Sieg war. Der Lehrbetrieb wurde komplett umgestellt. Nach der Bürgermeisterwahl 2020 stand für ihn fest, dass alle Schulen schnell Zugang zu den modernen Lernmethoden bekommen müssten. Er kümmerte sich um Fördermittel und konnte sie für alle weiterführenden Schulen beschaffen. „Auch die Lehrerinnen und Lehrer bekommen ein iPad“, betonte Beigeordneter Martin Eßer, zu dessen Verwaltungsgebiet die Schulen gehören.

Das Digi-Team freut sich nun über die fachliche Unterstützung, die Teil des Preises ist. Dazu gehört der Wissensaustausch mit anderen Schulen. „Wir stehen vor immensen Herausforderungen“, betont Nowak, der auch digitaler Leiter des AEG ist. Die Künstliche Intelligenz (KI) verändere rasant die Inhalte des Unterrichtes. Vor zwei Jahren sei sie am AEG durch die Schüler angekommen. „Wir müssen jetzt alles neu und gewissenhaft durchdenken.“ KI dürfe nicht ausgesperrt, sondern müsse in den Lernstoff integriert werden. Dazu sei der Austausch mit anderen Schulen wichtig.