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Handgezogene Nudeln und kräftige AromenHier gibt es in Siegburg traditionelle tibetische Küche

Lesezeit 4 Minuten
Gastrotipp: Tibetisch in Siegburg: Kam Thuk mit Hühnchen und Curry-Teigtaschen.

Unser Gastrotipp: Tibetisch in Siegburg, „Kam Thuk“ mit Hühnchen und Curry-Teigtaschen.

Speisen aus dem kleinen Land nördlich des Himalaya gibt es auch in Siegburg. Pema Lhatso und Demey Lobsang betreiben ihr Restaurant seit zwei Jahren.

Die Atmosphäre ist freundlich, farbenfroh, aber nicht aufdringlich. An den Wänden hängen Banner und Teppiche, vor in Rot, Gelb, Grün und Blau, im Hintergrund läuft leise Musik. Es duftet nach würziger Sojasauce und ein wenig nach Kokoscurry, aus der Küche ist das Zischen von Öl in einer Bratpfanne zu hören. 

Seit 2023 gibt es das Tibet Family Bistro in Siegburg an der Kaiserstraße, nach Aussagen der Betreiber, das einzige tibetische Restaurant in der Kreisstadt. „Wir wollen die tibetische Kultur und das Essen in Deutschland bekannter machen“, sagt Pema Lhatso. Ihr Mann Demey Lobsang und sie betreiben das Restaurant gemeinsam.

Tibetisch in Siegburg: Nudeln werden per Hand gezogen und mit Gemüse im Wok gebraten

Frische Zutaten und kräftige, würzige Aromen machten ihre tibetischen Spezialitäten aus, sagt Pema Lhatso. „Und alles ist handgemacht.“ Die beiden beliebtesten Gerichte: Kam Thuk und Momos. 

Pema Lhatso betreibt zusammen mit ihrem Mann das Restaurant Tibet Family Bistro.

Pema Lhatso betreibt zusammen mit ihrem Mann das Restaurant Tibet Family Bistro.

„‚Kam‘ ist die Region, aus der wir stammen, im Osten von Tibet. Und ‚Thuk‘ bedeutet Nudeln“, erklärt Lhatso. „Die Nudeln sind traditionell von Hand gezogen und werden mit saisonalem Gemüse im Wok gebraten und mit einer Sauce aus veganer Butter, Sojasauce, Szechuanpfeffer und Knoblauch zubereitet.“ Als Einlage für das Gericht gibt es die Auswahl aus Hähnchenfleisch, Rindfleisch, Ei, Ente mit Teriyaki-Sauce und Tofu. „Jedes Gericht gibt es bei uns auch in einer vegetarischen und veganen Version“, betont Lhatso.

Tibetische Teigtaschen, genannt Momos, gefüllt mit Gemüse und Käse

Ein solches Hauptgericht in üppiger Portion gibt es im Restaurant für 12,90 Euro, je nach Fleischsorte wird es ein oder zwei Euro teurer. „Wir wollten unsere Preise so anpassen, dass alle sich unser Essen leisten können“, sagt Pema Lhatso. „Und bei uns wird auch jeder satt.“

Gastrotipp: Tibetisch in Siegburg-

Das beliebte tibetische Gericht Kam Thuk: Nudeln mit Gemüse, würziger Sauce und Hühnerfleisch.

Die andere beliebte Spezialität im Restaurant sind Momos, tibetische Teigtaschen. Sie werden mit verschiedenen Zutaten gefüllt und auf unterschiedliche Art zubereitet. Das Restaurant bietet gedämpfte Momos, frittierte Momos, Curry Momos und Chili Momos sowie gekochte Momos und Momos in Suppe an. Kostenpunkt: 12,90 Euro bis 14,90 Euro, je nach Füllung.

Gefüllt werden die klassischen gedämpften Teigtaschen wahlweise mit Gemüse und Schafskäse, mit Rindfleisch oder Hähnchenfleisch. Es gibt auch eine gemischte Momo-Platte mit vier Gemüse-Momos und drei Rindfleisch-Momos. Die Curry Momos werden ebenfalls gedämpft und in einer milden Kokosmilch-Curry-Sauce serviert. „Unsere Curry-Momos sind sehr beliebt“, sagt Pema Lhatso.

Curry-Momos mit Gemüse und Schafskäse gefüllt.

Curry-Momos mit Gemüse und Schafskäse gefüllt.

„Die Currysauce schmeckt auch nochmal anders als ein Thai-Curry, das hier in Deutschland wohl etwas bekannter ist als tibetisch.“ Wichtig sei dem Ehepaar gewesen, das Curry mild genug zu machen, dass auch Kinder es gerne essen. Wer auf den Schärfe-Kick nicht verzichten möchte, kann auf die Chili-Teigtaschen in drei Schärfegraden zurückgreifen oder auch etwas Chilipaste extra bekommen.

Wir haben jetzt auch viele Stammkunden, die regelmäßig zu uns kommen.
Pema Lhatso, betreibt mit ihrem Mann Demey Lobsang das Restaurant Tibet Family Bistro

Auch bei den tibetischen Nudelgerichten gibt es neben den klassischen gebratenen Nudeln noch tibetische Nudelsuppe. Und: Sushi sowie einige andere Gerichte aus dem asiatischen Raum. „Mein Mann hat früher in einem Sushi-Restaurant gearbeitet“, sagt die 36-Jährige. „Wir haben Sushi und japanische Gerichte auf die Karte gesetzt, weil wir uns nicht sicher waren, wie ein rein tibetisches Menü ankommt.“

Demey Lobsang bereitet Sommerrollen zu.

Demey Lobsang bereitet Sommerrollen zu.

Die Sorge hat sich allerdings schnell zerschlagen. „Die meisten Kunden kommen zu uns wegen der tibetischen Gerichte“, erzählt Pema Lhatso mit einem fröhlichen Lächeln. „Wir haben jetzt auch viele Stammkunden, die regelmäßig zu uns kommen.“ 

Pema Lhatso und Demey Lobsang stammen beide aus Tibet. „Wir sind in Nomadenfamilien aufgewachsen, die in Zelten leben und kannten uns in der Kindheit als Nachbarn.“ Pema Lhatso flüchtete als 12-Jährige vor der Vorherrschaft Chinas in Tibet nach Indien, wo sie in einem SOS-Kinderdorf aufwuchs. „Ich hatte dort eine deutsche Kinderdorf-Patin, über die ich auf die Idee kam, nach Deutschland zu gehen.“ 2016 verließ sie Indien.

Über Kontakte in der tibetischen Gemeinschaft traf sie in Deutschland ihren Kindheitsfreund wieder – fast als wäre es Schicksal. Die beiden heirateten 2019 und haben inzwischen einen Sohn. „Er spielt auch gerne mit den Kindern der Familien, die hier im Restaurant essen.“