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KunsthandwerkKönner zeigten ihre Arbeiten in Siegburg

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht hinter einer Präsentation von unterschiedlichen Hüten.

Aus Berlin stammt die für den Staatspreis nominierte Bauhaus-Absolventin Nada Quenzel, die als Hut-Designerin erfolgreich ist

Die Veranstalter hatten Teilnehmende aus ganz Deutschland nach Siegburg holen können.

„Kunsthandwerk baut Brücken“. Auf Öffnung schwor das Motto der zehnten Europäischen Tage des Kunsthandwerks (ETAK) die bundesweit rund 900 teilnehmenden Werkstätten, Ateliers und Museen ein. Für Siegburg hieß das „alles größer und breiter zu gestalten und mehr Anlaufstellen anzubieten“, wie Projektleiterin Petra Göldner von der Tourismusförderung erklärte: „Um Menschen aus ganz Deutschland nach Siegburg zu bekommen, haben wir auch nationale Akteure eingeladen, die international agieren.“

Siegburger Museum, Bücherei und Ateliers waren Ausstellungsräume

15 waren das, darunter sechs Trägerinnen und Träger des Staatspreises. Etwa Elke Hirsch, die aus Holz meisterhafte, wie Keramik anmutende Holzskulpturen schafft, oder Ulrike Scriba, die sich wunderschöner Intarsienkunst verschrieben hat. Während diese Gruppe drei Tage lang im Stadtmuseum und der Stadtbücherei ihr Kunsthandwerk präsentierte, konnten die Gäste bei einem Rundgang durchs Stadtgebiet zu den zehn Wirkungsstätten von 17 Siegburger Kunstschaffenden pilgern.

Zwei Frauen an der Töpferscheibe in einer Werkstatt.

Anika Glas (links) machte im Atelier von Ines Rother erste Versuche an der Töpferscheibe und war direkt begeistert.

Etwa zu Ines Rother und Harry Bergold, die in der Bahnhofsstraße Tür an Tür, aber in verschiedenen Ateliers die Gäste empfingen. In ambitionierte Objekt- und Gebrauchskeramiken steckt Rother ihr üppiges Talent und höchste technische Fertigkeit, in Acryl- und Ölmalerei der 77-jährige Maler und Bildhauer. Er bevorzugt großflächige Portraits, bei denen sich etwa ein David Bowie von der friedvollen Ausstrahlung der benachbarten Mona Lisa anstecken lässt.

Mit verblüffenden Resultaten überwindet Luzia Gossmann einen scheinbaren Widerspruch und verwandelt das eher kurzlebige Zeitungspapier in langlebige Gebrauchsgegenstände. Hierfür gibt die Berlinerin zunächst jedem Zeitungsblatt eine Oberflächenversiegelung, schneidet daraus Streifen, die sie an beiden Längsseiten bündig und nach innen umklappt, so dass die unbehandelte Seite komplett innen liegt.

Aus diesen Streifen macht sie Flechtwerk, das sie zu Taschen, Beuteln oder Handy-Etuis mit erstaunlicher Festigkeit verarbeitet. Dass sie in der täglichen Nutzung „bei Wind und Wetter“ bestehen, bewiesen ihre eigenen Taschen und Accessoires, die sie seit 13 Jahren nutzt.

Ein Traum von Material, leicht, formstabil, das schönste, was es gibt
Hut-Designerin Nada Quenzel über Kaninchenfilz

Ebenfalls aus Berlin stammt die für den Staatspreis nominierte Bauhaus-Absolventin Nada Quenzel, die als Hut-Designerin erfolgreich ist. Aus Fasern der Sisalagave oder des Baobab-Baumes fertigt sie individuelle Hüte von kühn, elegant bis avantgardistisch. Bei Filz setzt sie auf Kaninchen-Haarfilz. „Ein Traum von Material, leicht, formstabil, das schönste, was es gibt.“

Ein Mann steht zwischen farbigen Leuchtobjekten auf einer Bühne.

Leuchtobjekte in unterschiedlichen Formen und Größen sind Frank Oehlmanns Metier.

Leuchtobjekte in unterschiedlichen Formen und Größen sind Frank Oehlmanns Metier. „Holz und transparentes Butterbrotpapier“, werden beim Kölner Objektkünstler nach „monochromen oder expressiven Farbaufträgen“ zu unikalen Leuchtkunstwerken. Weitaus filigranerem Handwerk geht Gold- und Silberschmiedmeister Thomas Heinz nach. Die Ketten des Westerwälders aus 750er Gold sind ebenso filigran wie seine Uhren, die gleichwohl eine gewisse Robustheit durch Schweizer Automatikwerke erlangen.

In Siegburg konnten Besucher selbst töpfern und malen

Die zahlreichen Besucher durften sich bei Heinz auch als Medailleure versuchen und aus Messing oder Silber kleine Erinnerungsmedaillen prägen. Hand anlegen durften „junge Kreative“ in der Töpferwerkstatt des Stadtmuseums und dort Leinwand, Farbe und Ton erkunden. Auch bei Ines Rother versuchten sich junge und ältere Talente „an der Scheibe“ und formten Ton. Für die Künstlerin Rother sind die Europäischen Kunsthandwerkertage „eine große Möglichkeit die Facette Keramikstadt hervorzuheben.“ Schließlich sei „der europäische Gedanke wichtiger denn je.“