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Rekultivierung beschlossenEnde der Sondermülldeponie in Troisdorf in Sicht

Lesezeit 4 Minuten
Die Sondermülldeponie im Spicher Wald wird für immer geschlossen

Die Sondermülldeponie im Spicher Wald wird für immer geschlossen

2026 soll die Sondermülldeponie in Troisdorf-Spich geschlossen werden. Die Vorbereitungen für die Rekultivierung des Geländes laufen bereits.

Gerd Bücher von den Naturfreunden Troisdorf freut sich, „dass ein jahrelang erkämpftes Ziel endlich erreicht wurde. Wir werden allerdings das Gelände wachsam im Auge haben und prüfen, ob das Versprechen eingehalten wird.“ Die Sondermülldeponie im Spicher Wald in der Wahner Heide soll im nächsten Jahr für immer geschlossen werden. Die Fraktion der Grünen im Stadtrat wollte wissen, wie der Sachstand ist. Sie fragten in der Sitzung des Hauptausschusses nach, wie weit die Arbeiten zu Schließung vorangekommen seien. Ein erheblicher technischer Aufwand sei dafür nötig, so Vorsitzender Thomas Möws.  

Der Technische Beigeordnete der Stadt, Walter Schaaf, informierte. Zurzeit würde im Osten und Süden der Deponie die Oberflächenabdichtung und die Rekultivierungsschicht aufgebracht. Das ist auch von außerhalb der Deponie gut zu sehen. Diese Arbeiten sollen bis zum Jahresende 2025 abgeschlossen sein. 

Die Sondermülldeponie im Spicher Wald wird geschlossen, eine Oberflächenabdichtung und Rekultiverungsschicht aufgebracht.

Die Sondermülldeponie im Spicher Wald wird geschlossen, eine Oberflächenabdichtung und Rekultiverungsschicht wird aufgebracht.

Einige Teile der Deponie werden noch immer befüllt. Bis zum 31. August 2026 könnten dort Abfälle abgeladen werden, so Schaaf. Zu diesem Zeitpunkt ende das Planfeststellungsverfahren aus dem Jahr 1986 und damit die Laufzeit der Deponie. Dann begännen auch dort die Arbeiten zur Rehkultivierung.   

Auf der Sondermülldeponie in Troisdorf könnte umweltfreundlich Strom produziert werden

Eine Oberflächenabdichtung bestehend aus Schutzvlies, mineralischer Tondichtung, Kunststoffdichtungsbahn und Drainageschicht würde aufgebracht. Als Abschluss folge eine Rekultivierungsschicht, auf der sich Pflanzen ansiedeln könnten. Der aktuelle Stand des Konzeptes sehe eine Bauzeit von acht bis zehn Jahren vor.

Wenn die Deponie komplett abgedichtet ist, dann können dort auch wieder Pflanzen Platz finden.

Wenn die Deponie komplett abgedichtet ist, dann können dort auch wieder Pflanzen Platz finden.

Planungen für die Zukunft des Geländes gibt es schon. Dort, wo früher giftige Industrieabfälle ihr Ende fanden, könnte bald umweltfreundlich Energie produziert werden. Seit Mitte 2024 wird auf Vorschlag der Grünen geprüft, ob eine Photovoltaikanlage installiert werden könnte. „Wir können uns gut vorstellen, dass sich zwischen den aufgestellten Elementen, ähnlich wie bei der Anlage in Oberlar an der Autobahn, ausreichend Platz für die Natur findet“, so Möws im Gespräch mit der Redaktion. Ein Ergebnis der Prüfungen liege allerdings noch nicht vor, so Schaaf. Doch das ist nicht alles. Ein Deponieabschnitt ist schon wertvoller Lebensraum für die streng geschützten Zauneidechsen. Sie sind dort inzwischen heimisch und vermehren sich. Das ist auch den Umweltfreunden aus Troidorf zu verdanken.

Die Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf (BNT) hatte sich aus dem Widerstand gegen die Giftmülldeponie im Spicher Wald und den „international forcierten Giftmülltourismus“ vor rund 17 Jahren gegründet, berichtet Bücher. Im stetigen Kampf gegen die weitere Nutzung der Deponie hätte die Initiative immer den Bürgerkontakt und das überparteiliche Gespräch zum Beispiel in offenen Gesprächsrunden und dem überparteiliches Bündnis gegen Sondermülltourismus gesucht und gefunden. Es ginge um den Schutz des Spicher Waldes, der darin lebenden Tier- und Pflanzenwelt und des Grundwassers.

Das Weibchen einer Zauneidechse in der Wahner Heide.

Das Weibchen einer Zauneidechse in der Wahner Heide.

„Das Gebiet soll auch zukünftig als schattenspendendes Erholungs-  und Naherholungsgebiet für Ruhe suchende Troisdorfer Bürger zur Verfügung stehen“, so Bücher. Es habe sich durch „die nicht mehr zu leugnenden Zeichen des Klimawandels der letzten Jahre mit Extremwetter und den Folgen wie Hitzesommer und Starkregen“ gezeigt, wie absolut sinnvoll und nachhaltig die einfache Formel der Naturfreunde Troisdorf mit „Hände weg vom Spicher Wald“ am Ende des Tages sei. „Die Naturfreunde Troisdorf ersehnen den Tag der Deponieschließung herbei“, so Bücher.

Sondermüll soll dort abgeladen, wo er produziert wird und nicht von überall nach Troisdorf gebracht werden

Als der Betreiber im Jahr 2022 vorsichtig anfragte, die Anlage noch länger befüllen zu dürfen, fuhren alle Parteien im Stadtrat schwere Geschütze auf. Die Meinung war klar: Die Deponie muss geschlossen werden. Bürgermeister Alexander Biber drohte sogar, dass eine Million Euro Vertragsstrafe fällig werde, wenn sich Mineralplus nicht an die Vereinbarung halte. Die BNT war eigens mit Plakaten zur Sitzung des Stadtrates gekommen, als dort der Antrag des Betreibers auf Verlängerung diskutiert wurde. 

Die Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf war eigens mit Plakaten zur Sitzung des Stadtrates im Juni 2022 gekommen, um gegen die Sondermülldeponie zu protestieren.

Die Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf war eigens mit Plakaten zur Sitzung des Stadtrates im Juni 2022 gekommen, um gegen die Sondermülldeponie zu protestieren.

Sabine Fauer von der Bürgerinitiative betonte damals im Gespräch mit der Redaktion, dass es in einem Industrieland auch Sondermülldeponien geben müsse. „Die sollen aber dort errichtet werden, wo der Müll auch produziert wird.“ Die Deponie im Spicher Wald, umrahmt vom Landschaftsschutzgebiet, werde zurzeit zum größten Teil mit Sondermüll aus anderen Teilen Deutschlands befüllt. Die Initiative habe im Jahr 2010 einer befristeten Öffnung nur deshalb zugestimmt, weil die Firmen Zeit bräuchten, Deponien in ihrer Nähe zu schaffen. Das sei aber wohl nicht versucht worden. Die direkte Nähe der Halde zum FFH-Naturschutzgebiet Wahner Heide sei „ein wichtiger Grund, endlich mit dem Abladen von Sondermüll aufzuhören“.