Der Kölner Weltmeister könnte mit 40 weiterspielen und ringt mit sich. Denn auch in Sachen FC könnte es neue Entwicklungen geben.
Neues Vertragsangebot von ZabrzeLukas Podolski muss emotionale Entscheidung fällen

Er kann es noch immer: Lukas Podolski steht vor der Entscheidung, ob er seine lange Fußball-Karriere bald beenden wird.
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„Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt.“ Das sagte einst Rudi Völler, als der frühere Stürmer, Teamchef, Sportdirektor und heutige Direktor der Nationalmannschaft im August 2015 auf das frühe Karriereende von Ex-Nationalspieler Marcell Jansen angesprochen wurde, der kurz zuvor mit 29 Jahren aus freien Stücken die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte.
Für Lukas Podolski wäre ein freiwilliges Karriereende mit 29 nie in Betracht gekommen. In dem Alter stand der Weltmeister von 2014 beim FC Arsenal unter Vertrag und spielte in der Premier League, der besten Liga der Welt. Vom langjährigen Superstar des 1. FC Köln existieren eher Bonmots, die seine Lust aufs Spiel unterstreichen: „Die Liebe zum Fußball ist wie zu Familie und Frau. Die ist immer da.“
Nun hat Podolski neben der Liebe zum Fußball auch eine Familie. Mit Ehefrau Monika hat er drei Kinder, die ihn auf Trab halten und für die er gerne noch mehr Zeit hätte. Und am 4. Juni feiert Podolski zudem einen für einen aktiven Fußballprofi ungewöhnlichen Geburtstag: Der Stürmer wird 40 Jahre alt. Darüber hinaus läuft sein Vertrag bei seinem aktuellen Klub Gornik Zabrze nach der Saison aus. Und viele rechnen damit, dass der Offensivspieler dann nach sagenhaften 22 Jahren im Profigeschäft sein Karriereende verkünden wird.
Lukas Podolski erhält neues Angebot von Gornik Zabrze
Doch auch das Gegenteil könnte der Fall sein. Denn Podolski überlegt, noch eine weitere Saison dranzuhängen. Nach Informationen dieser Zeitung hat Gornik Zabrze seinem Star ein Vertragsangebot unterbreitet. Die Entscheidung, ob er es auch annimmt, ist laut Podolski bis dato offen: „Das steht noch nicht ganz fest, ich weiß es noch nicht.“ Rund um seinen runden Geburtstag will er sich festlegen.
Podolski überlegt und ringt noch mit seiner Entscheidung. Und das ist im Alter von 40 alleine schon bemerkenswert. Für ihn, der im Fußball so viel erreicht hat, ist es ein hochemotionaler, schwieriger Schritt. Zwar hatte er Mitte Oktober vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Kölner Rhein-Energie-Stadion schon eine Art Abschiedsspiel bestritten und dabei viele Emotionen gezeigt. Doch Podolski sprach lieber von einem „Dankespiel“ an seine Kölner Fans.
Fußball ist das, was ich am meisten liebe. Ich bin da tief innen drin immer noch ein Stück weit der Straßenfußballer Poldi. Und warum soll ich etwas aufgeben, was ich noch so liebe und immer noch gut kann?“
Und der Ex-FC-Profi untermauerte damals im Interview mit dieser Zeitung, dass er nicht so recht vom Kicken lassen kann und will: „Ich habe einfach noch Bock auf alles. Fußball ist das, was ich am meisten liebe. Ich bin da tief innen drin immer noch ein Stück weit der Straßenfußballer Poldi. Und warum soll ich etwas aufgeben, was ich noch so liebe und immer noch gut kann?“
Podolskis Lust aufs Spiel. Dazu kann er im sehr reifen Fußballeralter in der ersten polnischen Liga noch gut mithalten. Er ist bei Gornik gesetzt, wenn er einsatzbereit ist. Auf 22 Einsätze in der Liga kommt er bisher, in denen ihm immerhin fünf Tore gelangen. Wenn er trifft, dann immer noch oft sehr sehenswert mit seiner linken Klebe, da hat er nichts verlernt.
Seit Sommer 2021 steht der Offensivspieler in Zabrze unter Vertrag. Neben dem 1. FC Köln ist der Traditionsverein aus Schlesien der zweite Herzensklub von Podolski, der 1985 im von Zabrze aus benachbarten Gleiwitz geboren wurde und 1987 mit seiner Familie nach Deutschland übersiedelte. Beim Tabellensiebten, mit 14 Meisterschaften Vizerekordmeister des Landes, dreht sich viel – oder fast alles – um ihn.

Gornik Zabrze hat Lukas Podolski ein neues Vertragsangebot unterbreitet. Ob der ehemalige FC-Liebling ist auch annimmt, ist offen.
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Podolski hat dem Klub eine enorme Aufmerksamkeit und etliche Sponsoren verschafft und fördert im großen Stil die Jugendarbeit des Vereins, für dessen U17 auch Sohn Louis aufläuft. Der Angreifer fühlt sich nicht nur im Klub, sondern auch mit seiner Familie am Wohnort Kattowitz extrem wohl. Der Klub profitiert enorm von Podolski und räumt seinem Star vice versa die Zeit ein, sich um dessen zahlreichen geschäftlichen Aktivitäten zu kümmern.
Lukas Podolski ist auch ein vielbeschäftigter Unternehmer
Podolski ist seit einigen Jahren ein vielbeschäftigter Unternehmer, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen Business betreibt. Fast schon omnipräsent wirkt der Kölner als Unternehmer und Werbefigur. Andere Weltmeister, die 2014 sportlich eine größere Rolle spielten als Podolski, sind längst nicht so dick im Geschäft – oder wollen es nicht. Es vergeht kein Montag, an dem der Noch-Profi, der eine erstaunliche Energie hat, schon fast rastlos wirkt, nicht im Flieger von Polen nach Deutschland und zurück sitzt.
Begleitet wird er seit einigen Monaten von einem Produktionsteam im Auftrag des Streamingriesen Netflix, der eine große Dokumentation über die Karriere und das Leben von Podolski angekündigt hat, die voraussichtlich 2026 erscheinen soll. Noch ein großes Projekt. Ob die Doku dann von dem Ex- oder der Noch-Fußballprofi Podolski handelt, steht in den Sternen. Für alle Aktivitäten gilt: Podolski übt sie aus, weil sie ihm Spaß machen und einträglich sind – für die Zeit nach seiner Karriere hat er mehr als vorgesorgt.
Nach seiner Laufbahn dürfte auch eine Rückkehr zum 1. FC Köln noch mehr diskutiert werden als es jetzt schon der Fall ist. Der Verein und sein bekanntester und erfolgreichster Spieler der vergangenen zwei Dekaden haben sich zumindest wieder angenähert. Der FC hat Podolski im vergangenen Herbst das „Abschiedsspiel“ auf der größtmöglichen Bühne ermöglicht – auch wenn nicht jeder aus dem operativen Bereich des Klubs davon begeistert war.
Vor der Partie war es zu zahlreichen gemeinsamen Marketing-Aktivitäten gekommen. Podolski soll in Zukunft zudem dem „Club der FC-Legenden“ angehören, in dem der Verein zahlreiche FC-Ikonen würdigt und enger an den Verein bindet. „Wir haben Lukas bereits im November auch schriftlich eingeladen, aber ich verstehe ja, dass auch der Faktor Zeit eine Rolle bei ihm spielt“, sagt Organisator Stephan Engels (64).
Präsident Werner Wolf (68) kündigte im Rahmen des Abschiedsspiels an, Podolski in Polen zu besuchen. Doch zu diesem Treffen ist es bis dato noch nicht gekommen. Es fällt der aktuellen Vereinsführung um den bis Ende September amtierenden Vorstand schwer, einen Spieler wie Podolski adäquat einzubinden, der zum einen aktiver Profi und zum anderen derart viel beschäftigt ist. Und der stets enorme Aufmerksamkeit auf sich zieht und zu allem und jedem gefragt wird. Erst recht beim FC.
FC-Präsidentschaftskandidat Stroman und Podolski kennen sich seit Jahren
Manchmal kommt es auch auf den richtigen Zugang an. Wilke Stroman beispielsweise könnte diesen haben. Der Selfmade-Unternehmer, der im Jahr 2000 das Unternehmen Sparhandy gründete und nach dessen Übernahme durch Mobilezone weiterhin im Vorstand der Gesellschaft aktiv ist, ist seit vielen Jahren glühender FC-Fan, in Köln bestens vernetzt und in einem ähnlichen Alter wie Podolski. Der 44-Jährige ist im Rennen für das FC-Präsidentenamt. Zumindest gehört er zum Wahlkampf-Team des bisherigen Vizepräsidenten Carsten Wettich (45), das Ex-FC-Spielerin, Sozialunternehmerin und Menschrechtsaktivistin Tugba Tekkal (40) komplettiert und dem aussichtsreiche Chancen eingeräumt werden.
Stroman und Podolski kennen sich seit über zehn Jahren und sind geschäftlich miteinander verbunden. Der gebürtige Ostfriese war Sponsor und Partner von Podolskis Fußball-Hallenturnier in Gummersbach, stieg mit dem Weltmeister bei einem Kölner Start-up ein und beteiligt sich auch am „Glücksgefühle“-Festival am Hockenheimring, das Podolski mit Markus Krampe veranstaltet. Es gibt also Schnittmengen.
Und Sympathie. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Podolski wird vorerst eine andere Entscheidung treffen müssen. Stephan Engels, der 294 Profispiele für den FC bestritt, weiß, wie er sich an Podolskis Stelle entscheiden würde: „Ich würde jedem raten, wenn er noch so gesund und fit wie Lukas ist und sich dabei auch noch gut fühlt, weiter zu spielen. Denn das sind die schönsten Jahre.“