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Späte FC-PersonalwechselKölner Heldentausch im letzten Moment

Lesezeit 7 Minuten
Praesident Dr. Werner Wolf 1. FC Koeln und Trainer Friedhelm Funkel 1. FC Koeln schauen waehrend des Spiels der 2. Bundesliga zwischen 1. FC Köln und 1. FC Kaiserslautern im RheinEnergieStadion am 18. May 2025 in Köln, Deutschland. Foto von Ralf Treese/DeFodi Images  Praesident Dr. Werner Wolf 1. FC Koeln und Trainer Friedhelm Funkel 1. FC Koeln look on during the 2. Bundesliga match between 1. FC Köln and 1. FC Kaiserslautern at RheinEnergieStadion on May 18, 2025 in Cologne, Germany. Photo by Ralf Treese/DeFodi Images DFB / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO. Photo by Ralf Treese/DeFodi Images *** President Dr. Werner Wolf 1 FC Koeln and coach Friedhelm Funkel 1 FC Koeln look on during the 2 Bundesliga match between 1 FC Köln and 1 FC Kaiserslautern at RheinEnergieStadion on May 18, 2025 in Cologne, Germany, Germany Photo by Ralf Treese DeFodi Images President Dr Werner Wolf 1 FC Koeln and coach Friedhelm Funkel 1 FC Koeln look on during the 2 Bundesliga match between 1 FC Köln and 1 FC Kaiserslautern at RheinEnergieStadion on May 18, 2025 in Cologne, Germany Photo by Ralf Treese DeFodi Images DFB DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO Photo by Ralf Treese DeFodi Images

FC-Präsident Werner Wolf (l.) und Trainer Friedhelm Funkel im Rhein-Energie-Stadion

Der 1. FC Köln hat auch dank später Personalwechsel den Bundesliga-Aufstieg geschafft. Muss Trainer Friedhelm Funkel bleiben? Eine Analyse.

Das Ziel war früh gesetzt, wenngleich die Klubspitze es vorsichtig formulierte. Der „schnellstmögliche Aufstieg“ solle her – was möglich war, das werde man hinterher dann selbst definieren, sollte es nicht geklappt haben. Dass es nun funktioniert hat, ist jedoch nicht damit zu erklären, dass ein Plan aufgegangen ist. Im Gegenteil. Dass Friedhelm Funkel die Saison retten musste, spricht eher für das vollständige Versagen dessen, was die Klubführung vor der Saison als Plan definiert hatte.

Im Sommer 2024 schien die nächste Kölner Heldengeschichte vorgezeichnet. Christian Keller präsentierte Gerhard Struber, um die Mission Wiederaufstieg in Angriff zu nehmen. Ein Mann aus dem Red-Bull-Universum, wo Erfolg planbar scheint und kühle Rechner regieren. Es war ein Sommer der Hoffnung, trotz Kellers schauriger Bilanz. Seine Spielerkäufe, dazu die Transfersperre, die ihm die Chance nahm, die Fehler seiner Personalplanung auszugleichen. Die fatale Entscheidung, Trainer Timo Schultz mit der Rettung zu betrauen – und dann an ihm festzuhalten: Soweit alles war schiefgegangen, seit Keller den 1. FC Köln auf Rang sieben der Bundesliga übernommen hatte.

Dennoch wäre Keller mit Schultz auch in die Zweitligasaison gegangen. Doch diesmal stoppte man ihn, wollte die Fehlerkette des Managers durchbrechen. Keller selbst stellten die Bosse nicht infrage. Man war schon zu weit gegangen mit dem Manager, um noch umzukehren. Und womöglich wartete der Erfolg ja tatsächlich hinter der nächsten Ecke.

Keller holte also einen Trainer, der zuvor bei Red Bull Salzburg gearbeitet hatte – in einer Saison, in der Salzburg erstmals nach zehn Jahren nicht Meister geworden war. Als der 1. FC Köln zuletzt einen Österreicher mit einer Aufstiegsmission betraute, holte man den Trainer von Austria Wien, der gerade mit seiner Mannschaft Serienmeister Red Bull Salzburg entthront hatte: Peter Stöger. Dem gelang auf Anhieb der Aufstieg, später sogar die Rückkehr nach Europa. Stöger wurde zum Liebling, zu einem Kölner Helden.

03.05.2025, xophax, Fussball 2.Bundesliga 1.FC Köln gegen Jahn Regensburg Trainer Gerhard Struber , links und Geschäftsführer Christian Keller , rechts auf den Weg zur Pressekonferenz nach dem Spiel DFL/DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and/or QUASI-VIDEO Köln *** 03 05 2025, xophax, Soccer 2 Bundesliga 1 FC Köln vs Jahn Regensburg Coach Gerhard Struber , left and Managing Director Sport Christian Keller , right on the way to the press conference after the match DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO Köln

Trainer Gerhard Struber (l.) und Sport-Geschäftsführer Christian Keller am 3. Mai nach dem 1:1 gegen Absteiger Regensburg. Danach musste das Duo den 1. FC Köln verlassen.

Das alles wurde Struber nicht. „Ich möchte sehr schnell und richtig tief in die FC-Welt eintauchen“, sagte er bei seiner Präsentation. Doch der Salzburger blieb nach innen und außen distanziert. Fand nie eine Verbindung zu Stadt und Verein und war damit stets nur ein schlechtes Spiel von der nächsten Krise entfernt.

Keller sah das alles nicht kommen. „Exemplarisch sei seine Passfähigkeit zur FC-Spielidee genannt“, erklärte der Manager bei Strubers Dienstantritt. Damit war der Ton gesetzt: Die Spielidee sollte es richten. Kein guter Ansatz im Heldensport Fußball, der auch davon lebt, dass in einer Mannschaft besondere Spieler besondere Dinge tun und Verantwortung übernehmen, wenn es schwierig wird. „Spielführer“ steht auf den klassischen Kapitänsbinden im Fußball. Doch Führung gab es nicht beim FC. Nur Pläne, Konzepte und Ideen. Die Eskapaden der Spieler im Kölner Nachtleben waren ein trauriger Beleg dafür.

Seine Frau Lisa besuche ihn in Köln viel öfter als damals, als er in den USA bei Red Bull New York arbeitete, sagte Struber zu Weihnachten in einem Interview mit der „Krone“. Köln war reine Arbeit, wo man vielleicht Besuch von daheim bekam, aber nicht lebte. Allerdings war Struber konsequent: Auch auf die Mitfahrt im Rosenmontagszug verzichtete der Trainer.

Im Herbst, als der FC drei von sechs Ligaspielen verlor und nur daheim gegen Aufsteiger Ulm gewann, war die große Krise da. Struber wechselte das System, tauschte den Torhüter. Gewann plötzlich ständig 1:0. Doch das Publikum musste Geduld aufbringen. Der Kölner Fußball wurde immer unansehnlicher.

Nach dem fürchterlichen 1:1 zu Hause gegen bereits abgestiegene Regensburger kündigten die Fans dem Trainer endgültig die Gefolgschaft. Köln rutschte von Rang eins auf Rang zwei. Doch die Prognose war düster. Würde der FC unter dieser sportlichen Leitung aufsteigen, wäre das mehr Bedrohung als Erfolg. Die Trennung musste her. Auch von Keller, der nicht bereit war, die Trennung vom Trainer zu vollziehen und dieses Beharren als moralisch geboten und Beweis charakterlicher Stärke darstellte. Ein Jahr zuvor war Struber in Salzburg als Tabellenführer entlassen worden. Als er im vergangenen Winter darauf angesprochen wurde, dass sein Nachfolger mit RB nun auf Rang sieben lag, antwortete er: „Scheinbar muss man Erster sein, um zu fliegen.“ In Köln flog er auf Platz zwei.

Die erhofften Helden des Kölner Aufstiegs waren damit gescheitert, vielleicht sogar entlarvt. Der 1. FC Köln bestand zwei Spieltage vor Saisonende überwiegend aus enttäuschten Hoffnungen. Dennoch war das Ziel nicht verloren. Es brauchte nur einen Heldentausch. Eine alte Macht. Friedhelm Funkel.

1. FC Köln: Mächtiger Berater Struth half, Funkel zu holen

Womöglich muss Volker Struth eine Rolle in diesem Epos spielen. Der mächtige Spielerberater aus Köln, der eine Branche vertritt, die für Christian Keller und seine Vorstellung vom modernen Profifußball grundsätzlich abzulehnen ist. Dieser Volker Struth half dabei, Funkel zurück zum 1. FC Köln zu holen – und zwar auf Initiative des jungen Thomas Kessler, den der Vorstand zum Sportlichen Leiter befördert und damit aus Kellers Schatten katapultiert hatte. Aus dem Nebencharakter Kessler und dem 71-jährigen Fußball-Eremiten Funkel wurde das unwahrscheinlichste Duo, das jemals eine Saison des 1. FC Köln gerettet hat.

Allein deswegen haben beide nun jedes Recht auf eine Anhörung, wenn der FC-Vorstand über die weiteren Schritte nachdenkt. Präsident Werner Wolf und seine Stellvertreter sind in dieser Konstellation selbst ohne Zukunft, und eigentlich ist es absurd, dieses Trio auf den letzten Metern seiner Amtszeit darüber entscheiden zu lassen, wer den Schaden reparieren soll, den Keller und seine Leute angerichtet haben. Die Gremien werden eine Rolle spielen, erste Bewegungen in diese Richtung gab es zuletzt bereits.

Der Verein hatte sich am Ende dem 46-jährigen Keller ausgeliefert. Der den Machtkampf auch mit Marketing-Geschäftsführer Markus Rejek gewann. Und der kurz darauf auch den langjährigen Chefscout Martin Schulz vor die Tür setzte. Keller hatte auch seine Verdienste. Die Kassenlage ist in der Tat deutlich verbessert worden, doch sein Sparkurs ging auf Kosten der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit. Der Abstieg 2024 war die bittere Folge.

Heute stehen die finanziellen Möglichkeiten in keinem Verhältnis zum Erneuerungsbedarf des Kaders. Die Zugänge des vergangenen Winters haben sogar Zweifel aufkommen lassen, ob es für die Zweite Liga reicht. Imad Rondic erhielt von Keller einen Vertrag über viereinhalb Jahre. Der Bosnier, der im Alter von 26 Jahren noch nie für sein Land gespielt hat und in der polnischen Liga ein Durchschnittsspieler war, kostete nicht nur eine siebenstellige Ablöse. Er verdient dem Vernehmen nach auch 60.000 Euro monatlich. Fürstlich für einen Spieler dieser Kategorie.

Der FC braucht nun acht bis zehn neue Spieler – bei einem Transferbudget von allenfalls zwölf Millionen Euro. Man darf an Wunder glauben. Allerdings darf das nicht die Strategie sein.

Funkel will weitermachen, das deutete er nach dem geschafften Aufstieg am Sonntagabend mehr als an. Und es ist wohl tatsächlich keine schlechte Idee, Funkels Qualitäten in die nächste Saison zu überführen. Schließlich ist er ein Trainer, der in der Lage ist, mit einer unterlegenen Mannschaft immerhin nicht einen Untergang nach dem anderen zu erleben und darüber eine Dynamik auszulösen. Gleichzeitig ist Funkel auch einer, der eine gute Quote in engen Partien hat. Denn selbstverständlich wird Köln in der nächsten Saison auch auf Gegner treffen, die zu schlagen sind.

Funkel und Sportdirektor Kessler stehen für mehr Empathie und FC-Gefühl

Die Führung des 1. FC Köln hätte womöglich gern die nächsten Männer geholt, die allein mit Konzepten, Spielideen und Datenbanken sportlichen Erfolg versprechen. Doch aussichtsreicher dürfte ein Umweg durch die Vergangenheit sein. Mit einem Trainer, der zum Ende der nächsten Saison 72 Jahre alt sein wird.

Nach der Kaltphase unter Struber und Keller könnte es unter Funkel und dem Familienvater und gebürtigen Kölner Kessler wieder empathischer werden am Geißbockheim. Es wäre zwar ein Wechsel von einem Extrem ins nächste, typisch Köln eigentlich. Doch womöglich könnte Friedhelm Funkel der Mann sein, der den Übergang moderiert, um eine gemäßigte Phase einzuläuten.

Und den 1. FC Köln zu einem Verein werden lässt, der wieder seine Mitte findet und einen Weg einschlägt, der Fleiß und Fachkompetenz ebenso wertschätzt wie Führung, Vertrauen und Menschlichkeit.