Vor allem der Urbig-Transfer bessert die FC-Bilanz auf. Scheidender Präsident Werner Wolf kämpft mit Tränen.
Trotz Zweitliga-SaisonFC präsentiert Gewinn von 5,4 Millionen Euro – Klub vermarket sich ab sofort selbst

Antagonisten: Fabian Schwab (l.), Vorsitzender des Mitgliederrats des 1. FC Köln, und der scheidende FC-Präsident Werner Wolf bei der Mitgliederversammlung des Vereins
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Es sind erneut positive Geschäftszahlen, die Geschäftsführer Philipp Türoff bei der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am Samstagmittag präsentierte. Und es ist ein Abschluss, der nach Auffassung des Finanzfachmanns besser ausfällt als erwartet: Die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA hat das Geschäftsjahr 2024/25 mit einem Umsatz in Höhe von 150,8 Millionen Euro und mit einem Gewinn nach Steuern in Höhe von 5,4 Millionen Euro abgeschlossen.
Damit liegt das Ergebnis aus der Zweitliga-Spielzeit fast auf dem Erstliga-Niveau aus der Vorsaison, als die Kölner einen Umsatz von 159 Millionen Euro und einen Gewinn von 11,8 Millionen Euro (jeweils nach Steuern) genierten.

Verkündete erfreuliche Zahlen: Philipp Türoff, Geschäftsführer des 1. FC Köln, bei der Mitgliederversammlung des Klubs
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„Wir haben das Zweitligajahr sportlich erfolgreich abgeschlossen, die herausfordernde Situation auch wirtschaftlich bewältigt und unsere finanziellen Verpflichtungen zu jeder Zeit fristgerecht und verlässlich erfüllt. Wir sind finanziell stabil und handlungsfähig aufgestiegen. Die Lizenz für die laufende Saison haben wir ohne Auflagen erhalten“, erklärte Türoff, der davon sprach, dass der Verein das Zweitliga-Jahr nicht nur sportlich mit dem direkten Wiederaufstieg, sondern auch finanziell gemeistert habe. Als Türoff die erfreulichen Zahlen präsentierte (12.40 Uhr), hatten sich etwas mehr als 5000 Mitglieder im Stadion eingefunden. Gegen 14 Uhr waren dann knapp 5700 Mitglieder anwesend.
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Wir haben das Zweitligajahr sportlich erfolgreich abgeschlossen und haben die herausfordernde Situation auch wirtschaftlich bewältigt
Dies war kein einfaches Unterfangen. Vor allem die Medieneinnahmen sind in der zweiten Liga im Vergleich zum Oberhaus erheblich niedriger: So hatte sich der FC fast halbiert, die Erlöse fielen von 52,69 Millionen Euro in 2023/24 um 26,24 Millionen Euro auf 26,45 Millionen Euro.
1. FC Köln: Vor allem der Transfer von Jonas Urbig bessert die Bilanz auf
Positive Effekte auf Umsatzseite waren unter anderem Transferaktivitäten wie die Verkäufe von Jeff Chabot und Jonas Urbig, die Erfolge im DFB-Pokal, Rekordzahlen im Merchandise, die Verlängerung mit wichtigen Sponsoren und die Übernahme des Public Catering im Rhein-Energie-Stadion, teilte Türoff mit. So war Verteidiger Chabot, der nach dem Abstieg von seiner Ausstiegsklausel im Vertrag Gebrauch gemacht hatte, für rund vier Millionen Euro zum VfB Stuttgart gewechselt.

Torhüter Jonas Urbig war Ende Januar 2025 vom 1. FC Köln zum FC Bayern München gewechselt und brachte dem FC eine stattliche Transfersumme ein.
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Deutlich mehr brachte der Verkauf von Torwarttalent Jonas Urbig ein: Das Eigengewächs, das den Stammplatz an Marvin Schwäbe verloren hatte, verließ im vergangenen Winter den FC in Richtung Bayern München. Der Transfer spülte den Kölnern eine fixe Ablöse von rund acht Millionen Euro in die Kassen. Da Urbig nach der Verletzung von Weltmeister Manuel Neuer sofort zum Einsatz kam, erhöhte sich die Summe dank Boni auf rund zehn Millionen Euro.
Zudem nahm der FC durch das Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal 3,14 Millionen Euro an Prämien ein. Hinzu kamen noch die Einnahmen aus Ticket-Erlösen, die mit dem Gegner jeweils geteilt werden mussten. Zudem war die Stadionpacht, die der FC an die städtische Tochtergesellschaft Kölner Sportstätten zahlen musste, weitaus geringer: Statt rund acht Millionen Euro betrug sie in der 2. Bundesliga nur rund 2,5 Millionen.
Der FC konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 14 Millionen Euro an zinstragenden Finanzierungsverpflichtungen zurückführen, darunter unter anderem eine Fananleihe, die seit 2005 in den Verbindlichkeiten des Klubs geführt wurde. Die Verbindlichkeiten betragen 32,2 Millionen Euro (Vorjahr: 37,8 Millionen Euro), von denen ein Drittel kurz- und zwei Drittel langfristig sind. Das Eigenkapital beträgt 29,4 Millionen Euro (Vorjahr: 26 Millionen Euro).
Zudem führt der FC noch teilweise ein 20-Millionen-Darlehen zurück, das der Klub 2021 während der Corona-Pandemie mit einer Laufzeit von sechs Jahren erhielt und das mit einer Landesbürgschaft abgesichert wurde. Zugleich investierte der FC in die sportliche Infrastruktur, das Stadionerlebnis und die Digitalisierung.
FC war bereits im Sommer auf dem Transfermarkt handlungsfähiger
Türoff ist von dem eingeschlagenen Weg des Klubs überzeugt: „Wir wollen einen operativ gesunden, handlungsfähigen sowie sportlich erfolgreichen FC und setzen dabei auch in Zukunft auf eine verantwortungsvolle kaufmännische und sportliche Strategie.“ Er verwies in seinem Ausblick darauf, dass man auch zukünftig „sehr achtsam mit dem Geld des FC umgehen müsse, um die angestrebten Ziele zu erreichen“.

Die FC-Verantwortlichen singen die Vereinshymne während der Mitgliederversammlung im Stadion (v.l.): Sportdirektor Thomas Kessler, Vizepräsident Eckhard Sauren, Mitgliederratschef Fabian Schwab, Präsident Werner Wolf, Versammlungsleiter Michael Vesper, Vizepräsident Carsten Wettich sowie die Geschäftsführer Philipp Türoff und Philipp Liesenfeld
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Bereits in der vergangenen Transferperiode hatte der FC bewiesen, dass er weitaus handlungsfähiger ist. Der Klub investierte die für einen Aufsteiger beachtliche Summe von rund 24 Millionen Euro in Neuzugänge, dem gegenüber standen Transfererlöse in Höhe von rund zwölf Millionen Euro. Allerdings bestand auch akuter Handlungsbedarf, um den Kader für die Bundesliga wettbewerbsfähiger zu machen. Auch in Zukunft könne man es sich erlauben, Transfererlöse sofort wieder in Spieler zu investieren, so Türoff. Bereits im kommenden Winter sei man in der Lage, bei Bedarf auf dem Transfermarkt zu agieren.
Die präsentierten Zahlen der Kapitalgesellschaft für 2024/25 sind ein vorläufiges Ergebnis. Der Jahresabschluss wird voraussichtlich im Oktober durch die Wirtschaftsprüfer testiert.
Bereich mit 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr: FC vermarktet sich jetzt selbst
Zudem wurde am Samstag bekannt, dass der Klub sich bereits ab sofort und nicht erst im Sommer 2026 wieder in Eigenregie vermarktet. Das gab der seit Mai im Amt befindliche Geschäftsführer Philipp Liesenfeld (39) bekannt. Dies ist eine weitreichende Entscheidung, schließlich verantwortet der Bereich rund 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
„Wir haben im Dezember 2024 angekündigt, die Vermarktung ab 2026 in die eigene Hand zu nehmen. Mit der jetzt getroffenen Lösung sind wir faktisch schon einen Schritt weiter: Der 1. FC Köln ist bereits in der Eigenvermarktung. Alle zentralen Funktionen verantworten wir selbst – Infront unterstützt uns dabei mit einem ausschließlich für den FC zuständigen Vertriebsteam für nationale und internationale Rechte“, sagte Liesenfeld und ergänzte: „Wir gehen diesen Weg bewusst, überlegt und kontrolliert. So sichern wir Kontinuität für unsere Partner, bauen gleichzeitig Schritt für Schritt unsere eigenen Strukturen auf und schaffen eine perfekte Grundlage für die künftige Vermarktung des FC.“
2001 hatte der FC die Vermarktungsrechte an IMG Deutschland vergeben, 2014 übernahm die Agentur Infront Germany GmbH, deren Vertrag mit dem FC ursprünglich am 30. Juni 2026 endete. Doch der Kontrakt wurde nach Gesprächen mit Infront nun bereits bis zum 1. Juli aufgelöst. Die Vermarktung beinhaltet alle Werberechte rund um den 1. FC Köln, wie z.B. das Haupt- und Trikotsponsoring, das Namensrecht am Stadion, jegliche Stadionwerbung, digitale Werbung sowie auch alle Hospitality-Angebote.
Bis 2027 begleiten allerdings noch sieben Infront-Mitarbeiter den FC, der bereits seit geraumer Zeit dabei ist, sich eigene Strukturen aufzubauen und bis dato zehn neue Mitarbeiter eingestellt hat. Zum FC gewechselt ist mit Florian Dederichs (37) auch ein Mann, der auf viele Jahre Erfahrung im Bereich Vermarktung zurückblicken kann, zuletzt beim FC St. Pauli den Bereich Vermarktung und zuvor für den FC Schalke 04 sowie neun Jahre für Bayer 04 Leverkusen tätig war. Darüber hinaus ist Dederichs seit 2023 Mitglied der Kommission Internationalisierung in der DFL. Beim FC ist Dederichs nun als Bereichsleiter für die B2B-Vermarktung verantwortlich.
Scheidender Präsident Werner Wolf kämpft mit den Tränen
Ihre letzten Reden im Amt hielten Präsident Werner Wolf und Vize Eckhard Sauren. Wolf kämpfte auf der Bühne sichtlich mit den Tränen. „Die vergangenen sechs Jahre waren die intensivsten und prägendsten Zeiten meines Lebens. Ich wollte dem Verein etwas zurückgeben. 1115691Heute gebe ich mein Amt demütig und dankbar zurück. Ab jetzt bin ich einfach nur noch Fan. Ich freue mich, einen kernsanierten und wirtschaftlich gesunden Verein zu übergeben. Ich freue mich aber auch, einen sportlich schlagkräftigen Verein zu übergeben“, sagte der scheidende Präsident, für den es trotz schwieriger Amtsjahre im Anschluss stehende Ovationen von den Mitgliedern gab.

Wurde emotional: der scheidende Präsident Werner Wolf
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Sauren ging im Anschluss auf Wolf ein: „Werner, du bist immer stehen geblieben, obwohl du sehr viel einstecken musstest. Ein bisschen wie bei Rocky 1. Danke für sechs Jahre Zusammenarbeit.“ Der scheidende Vorstand übergebe einen Aufsteiger, der ein Eigenkapital von 29,4 Millionen Euro vorweisen könne und bis 2026 alle Verbindlichkeiten abgebaut habe. Sauren: „Diese Zahlen sind das Ergebnis harter Arbeit. Mit dem Wiederaufstieg beginnt eine neue Ära.“
Mitgliederratschef Fabian Schwab rechnet mit dem Vorstand ab
Erstmals konfrontativ wurde es an diesem Tag, als Fabian Schwab, der Vorsitzende des Mitgliederrats, an das Rednerpult trat. „Der Vorstand hat uns den Jahresbericht nicht vorgelegt. Daher können wir keine Stellungnahme dazu abgeben. Damit können wir nicht unserer satzungsgemäßen Aufgabe nachkommen. Ich muss aber sagen, dass es nur bedingt ein Jahres- und Rechenschaftsbericht war.“
Schwab holte danach sogar zum Rundumschlag gegen Wolf und Co. aus und rechnete mit dem Vorstand ab: „Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Zusammenarbeit mit dem Vorstand schwierig, schleppend und wenig konstruktiv war. Die Zusammenarbeit beschränkte sich auf Pflichttermine. Im Gemeinsamen Ausschuss war es ein ähnliches Bild. Informationen kamen nur schleppend.“ Applaus, aber auch Pfiffe waren die Folge. Gleiches Echo auch beim Thema der hybriden Mitgliederversammlung, die der Vorstand gewünscht, der Mitgliederrat aber auch diesmal abgelehnt hatte: „Eine hybride Mitgliederversammlung ist nicht das Allheilmittel für eine Mitgliederbeteiligung.“
Die Arbeit des Vorstands wirkte laut Schwab zuletzt so, „als ob man nach 90 Minuten Schlafwagenfußball in der Nachspielzeit Gas geben, um hinterher sagen zu können, man habe alles gegeben.“ Das war schon starker Tobak. Schwab hatte den Ton der bisherigen Versammlung mit seiner Rede verändert.
In der Wortmeldung des Mitgliederratschef zeigte sich erneut: Das Tischtuch zwischen dem Mitgliederrat, auf dessen Empfehlung der Vorstand im vergangenen Jahr nicht entlastet worden war, und dem scheidenden Präsidium ist komplett zerschnitten. Oder wie es Schwab selbst formulierte: „Wer einen permanent vor das Schienbein tritt, der sollte sich nicht über ein zerrüttetes Verhältnis wundern.“
Die Kennzahlen im Einzelnen
1. FC Köln GmbH & Co. KGaA (Stichtag: 30. Juni 2025)
Jahresumsatz: 150,8 Mio. Euro (Vorjahr: 159,0 Mio. Euro)
Gewinn nach Steuern: 5,4 Mio. Euro (Vorjahr: 11,8 Mio. Euro)
Verbindlichkeiten: 32,2 Mio. Euro (Vorjahr: 37,8 Mio. Euro)
Eigenkapital: 29,4 Mio. Euro (Vorjahr: 26 Mio. Euro)
1. FC Köln e.V. (Stichtag: 30. Juni 2025)
Gewinn nach Steuern: 48.800 Euro (Vorjahr: 337.000 Euro)
Eigenkapital: 366.900 Euro (Vorjahr: 362.100)