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Ungewollt SpitzeKöln ist Randale-Meister – so reagieren die FC-Bosse

Lesezeit 5 Minuten
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Der brennende Kölner Gästeblock im Berliner Olympiastadion beim FC-Auswärtsspiel am 2. November bei Hertha BSC

Der 1. FC Köln wurde in der vergangenen Saison 17-mal vom DFB sanktioniert und musste über 900.000 Euro Strafe zahlen.

Die Monate Oktober 2024 und März 2025 waren besondere für den 1. FC Köln. Weniger sportlich, im Herbst des vergangenen Jahres war der damalige Absteiger beispielsweise zwischenzeitlich in eine veritable sportliche Krise geschlittert, während der Monat März auf dem Platz dann zumindest solide verlief. Doch in diesen beiden Monaten erhielt der FC mal keine Post vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bund (DFB) und auch keine Geldstrafe für das Fehlverhalten seiner (oder besser einiger) Fans.

Das ist schon etwas Besonderes, denn gleich 17 mal sanktionierte das Verbandsgericht in der vergangenen Zweitliga-Saison insgesamt 34 Vorfälle mit Beteiligung von Kölner Anhängern. Das Portal „fussballmafia.de“, das minutiös die Strafen dokumentiert, zählte die bemerkenswerte Anzahl von 1444 gezündeten Pyro-Fackeln. Dazu kam beispielsweise noch das Werfen von „anderen Gegenständen“ oder das „Eindringen auf das Spielfeld“.

In dieser Woche gab es gleich zwei Mal „Post“ vom DFB. Am Montag sanktionierte das Verbandsgericht die Vorkommnisse beim Auswärtsspiel bei Hannover 96 (0:1) am 27. April. FC-Fans unter den sagenhaften rund 15.000 Auswärtsfahrern hatten so viel Pyrotechnik gezündet, dass Schiedsrichter Timo Gansloweit die Partie erst mit drei Minuten Verspätung anpfeifen konnte. Dafür muss der FC eine Geldstrafe in Höhe von 78.260 Euro zahlen. Am Mittwoch dann wurde der Klub erneut zu einer hohen Geldstrafe verdonnert und muss diesmal weitere knapp 160.000 Euro bezahlen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes verhängte eine Strafe von 93.300 Euro für das Werfen von 134 pyrotechnischen Gegenständen einiger FC-Fans beim Auswärtsspiel am 2. November 2024 bei Hertha BSC.

1. FC Köln: Klub erhält alleine in dieser Woche zwei hohe Geldstrafen

Eine weitere Geldstrafe in Höhe von 66.200 Euro gab es für die Umstände des 4:0-Sieges gegen den 1. FC Kaiserslautern am 18. Mai, als die Kölner den Bundesliga-Aufstieg perfekt machten. 50 bis 100 Anhänger hätten sich gewaltsam Einlass zum Stadion verschafft, teilte der DFB mit. Eine Ordnerin sei dabei verletzt worden. Auch hier wurde wieder Pyrotechnik während des Spiels gezündet. Nach Spielende waren mehrere tausend Fans auf das Spielfeld gestürmt. Insgesamt dürfen die Kölner 51.100 Euro in eigene sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen investieren. Das Urteil ist rechtskräftig, der Verein stimmte zu.

Die Strafen über insgesamt knapp 240.000 Euro führten dazu, dass der FC in der Strafen-Tabelle wieder Eintracht Frankfurt überholte. Auf dem Rasen warten die Kölner seit dem legendären Double 1978 auf die Meisterschaft, in der Strafen-Tabelle der abgelaufenen Saison, in der alle Klubs von der ersten bis dritten Liga erfasst werden, ist der FC dagegen absolute Spitze. Insgesamt wurden gegen die Kölner Geldstrafen in Höhe von 904.105 Euro verhängt, davon kann maximal 301.150 Euro in Sicherheit und Gewaltprävention investiert werden. Salopp formuliert: Der FC ist ungekrönter „Randale-Meister“. Vor Frankfurt (709.600 Euro), dem HSV (526.955 Euro) und Union Berlin (519.000 Euro). FC-Erzrivale Gladbach muss als Tabellen-18. 241.500 Euro für das Fehlverhalten seiner Fans bezahlen.

Für den 1. FC Köln ist es allerdings ein Titel, auf den nicht nur die Verantwortlichen gut und gerne verzichten könnten. Und sollte sich das Verhalten einiger Anhänger nicht ändern, könnte es für den Klub nach dem Aufstieg noch deutlich teurer werden. Denn der „Rechts- und Verfahrensordnung des DFB“ ist bekanntlich zu entnehmen, dass sich im Vergleich zwischen Bundesliga und zweiter Liga die Geldstrafen für das Abrennen von Pyrotechnik (je Gegenstand 1000 Euro zu 600 Euro), das Abschießen von Pyro (je Gegenstand 3000 Euro zu 1500 Euro) oder das „Eindringen auf das Spielfeld“ (je Person 3000 Euro zu 2000 Euro) praktisch verdoppeln.

Uns treffen Strafen in dieser Höhe empfindlich, jedoch entsprechen Sie den aktuellen Statuten und dem Strafenkatalog des DFB
FC-Geschäftsführer Philipp Türoff

Und was sagt der 1. FC Köln? Um auf einige Fans einzuwirken und das Problem in den Griff zu bekommen, hat es der Klub in der Vergangenheit oft mit Zuckerbrot und Peitsche probiert. Zuletzt unter Sport-Geschäftsführer Christian Keller, in dessen Zuständigkeitsbereich lange auch Fan-Belange fielen, eher mit Zuckerbrot. Keller, von dem sich der Klub Anfang Mai trennte, hatte beispielsweise auch die höchst umstrittene „Messer-Choreografie“ der FC-Fans Ende Februar vor dem Anpfiff des rheinischen Derbys gegen Fortuna Düsseldorf mehr oder weniger verteidigt („Wir konnten mit dem Motiv leben“), in dem er sich auf die Fankultur berief. Jetzt hat Geschäftsführer Philipp Türoff den Bereich von Keller mitübernommen. Zudem ist seit einer Neustrukturierung Kevin Brandenburg seit dem vergangenen Herbst Bereichsleiter Fußball- und Fankultur beim FC.

Die neuerlichen Strafen bezeichnet Türoff als „äußerst unerfreulich“, jedoch als keine Überraschung. „Uns treffen Strafen in dieser Höhe empfindlich, jedoch entsprechen Sie den aktuellen Statuten und dem Strafenkatalog des DFB“, teilt der Geschäftsführer auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit.

Hier ist eine Grenze überschritten. Doch keine noch so hohe Verbandsstrafe gegen die Klubs hat bislang dazu geführt hat, dass sich das Fanverhalten verändert
Kevin Brandenburg, Bereichsleiter Fußball- und Fankultur beim 1. FC Köln

Dass der FC in einer Saison über 900.000 Euro an Geldstrafen zu zahlen hatte und unerfreulicher Spitzenreiter ist, prangert auch Brandenburg an: „Hier ist eine Grenze überschritten. Man muss aber auch festhalten, dass keine noch so hohe Verbandsstrafe gegen die Klubs bislang dazu geführt hat, dass sich das Fanverhalten verändert. Daher versuchen wir an anderer Stelle für die Klubs und auch für den Verband wirksamere Lösungen im Umgang mit solchen Vergehen zu erarbeiten. Zusätzlich sind wir im ständigen Dialog mit unseren Fans, um die Situation zu verbessern. Die Sicherheit der Zuschauer im Stadion steht für uns an erster Stelle, dies ist und bleibt Grundlage eines jeden Dialogs.“ Türoff zeigt Verständnis für das Unbehagen, was mancher Zuschauer im Stadion vielleicht empfindet, sagt aber auch: „Faktisch sind deutsche Fußballstadien im Vergleich zu vielen anderen Großveranstaltungen sehr sicher, das gilt auch für den Besuch im Rhein-Energie-Stadion. Wir planen sehr sorgfältig und unter Einbeziehung aller relevanten Abteilungen und externen Partner jede einzelne Veranstaltung, um ein sicheres Stadionerlebnis zu gewährleisten.“