Wie lange muss Borussia Dortmund auf Champions-League-Highlights wie gegen Barça verzichten? Das entscheidet sich im Bundesliga-Endspurt. Schon am Sonntag muss wieder ein Sieg her.
Champions LeagueAusscheiden als BVB-Mutmacher - Kehl-Forderung ans Team

Die Champions League ist vorerst in weiter Ferne für den BVB
Copyright: Federico Gambarini/dpa
Selbst Barça-Coach Hansi Flick konnte sich kaum vorstellen, Borussia Dortmund für längere Zeit nicht mehr auf der Champions-League-Bühne zu sehen. Mindestens 17 Monate ohne magische Nächte wie beim 3:1 (1:0) gegen den bis dahin in diesem Jahr noch unbesiegten FC Barcelona drohen dem Vorjahres-Finalisten BVB nun aber. Zu wankelmütig präsentiert sich der sportlich abgestürzte Revierriese in dieser Saison.
Allein im Viertelfinale der Königsklasse hätten die Leistungen der einstigen nationalen Nummer zwei hinter dem FC Bayern gegensätzlicher nicht sein können. Nach dem desaströsen 0:4 im Hinspiel schnupperte der BVB im Rückspiel am Dienstagabend tatsächlich am Wunder und spielte Barça die meiste Zeit an die Wand. „Dortmund hat heute vor der tollen Kulisse ein richtig gutes Spiel gemacht. Sie haben heute gezeigt, zu was sie fähig sind“, lobte Flick, der erstmals überhaupt als Cheftrainer ein Spiel gegen den BVB verlor.
Wie so oft in dieser und der vergangenen Saison schwangen sich die Westfalen in der Champions League zu einer Glanzleistung auf, die sie in der Bundesliga allzu selten zeigen. Deshalb stürzte das Team von Trainer Niko Kovac in dieser Spielzeit ins Mittelfeld ab. Nur weil die Konkurrenz zu inkonstant ist, hat der Bundesliga-Achte fünf Spieltage vor dem Saisonende immer noch Chancen auf das internationale Geschäft. Das Minimalziel der erneuten Champions-League-Qualifikation wird bei sechs Punkten Rückstand auf Rang vier aber schwer.
Leistung gegen Barça soll Benchmark für den Endspurt sein
Natürlich verkauften die Verantwortlichen die Leistung gegen Barcelona als Mutmacher. „Wenn wir mit dieser Intensität und dieser Art und Weise, BVB-Fußball spielen, dann werden wir noch viele Spiele gewinnen. Das muss das Ziel sein“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl und nahm das Team in die Pflicht: „Jetzt haben wir den vollen Fokus auf die Bundesliga. Das haben wir auch gerade nach dem Spiel mit der Mannschaft besprochen.“

BVB-Coach Niko Kovac muss nach dem Champions-League-Aus mit seinem Team nun in der Liga liefern.
Copyright: Bernd Thissen/dpa
Am Ostersonntag muss der BVB gegen den direkten und noch vor Dortmund platzierten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach wieder liefern. „Wir wollen auch nächstes Jahr wieder international dabei sein. Und dafür müssen wir am Sonntag das Spiel gegen Gladbach unbedingt gewinnen“, forderte Kehl.
Niklas Süle - in Abwesenheit des angeschlagenen Emre Can und des schwer verletzten Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung plötzlich wieder wichtig - glaubt gar noch daran, die erste Saison ohne Champions League seit zehn Jahren verhindern zu können. „Wir haben noch fünf schwierige Spiele. Wenn wir die alle gewinnen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, auch nächste Saison Champions League zu spielen. Das muss das Ziel sein“, sagte Süle bei Amazon Prime.
Süle legt den Finger in die Wunde
Indes sprach der 29-Jährige, der im Sommer zu den Verkaufskandidaten zählt, auch Unbequemes aus: „Es ist immer so die Frage, warum nicht auch so in der Bundesliga? Wir müssen am Sonntag auch mal dieselbe Leistung zeigen.“
Nur gelang dies eben allzu selten. Erst seit Kovac das mit einer gewissen Unwucht zusammen gestellte Team mit einem stabileren Defensivsystem und einer Dreierkette spielen lässt, läuft es besser. Warum das so ist? „Das kann ich nicht beurteilen“, meinte Süle. „Die Frage stellen sich hier einige Leute schon seit ein paar Jahren.“

Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Sebastian Kehl stehen vor einem schwierigen Transfersommer.
Copyright: Bernd Thissen/dpa
Nur war es eben nie so schlimm wie in dieser Saison, was nach einem personellen Umbruch schreit. Das Problem ist nur, dass ohne die Gelddruck-Maschine Champions League erst einmal Einnahmen generiert werden müssten. Zwar wird seit Wochen darüber spekuliert, dass Spieler wie Süle, der seit Monaten formschwache Julian Brandt oder Marcel Sabitzer gehen sollen. Nur haben diese Spieler noch gültige und üppig dotierte Verträge.
Wie gelingt der notwendige Umbruch?
Viele zahlungskräftige Clubs, die auch nach der enttäuschenden Saison bei den entsprechenden Gehältern zugreifen, dürfte es kaum geben. In Youssoufa Moukoko und Sébastien Haller kehren außerdem top-bezahlte Leihspieler zurück, die auch Kaderplätze freimachen sollen. Sollte Sportdirektor Kehl hier keine überraschenden Lösungen finden, müssten Leistungsträger Geld einbringen. Auf den Problemfällen bleibt der BVB aber womöglich sitzen, was einen Wiederangriff auf die nationale Spitze in der nächsten Saison erschwert. (dpa)