Der Höhenberger Drittligist gewinnt auf dem Tivoli dank drei Toren nach Eckbällen.
3:0-Sieg in AachenDie Standard-Künstler des FC Viktoria Köln

Nach einem Eckball trifft Tim Kloss (Nummer 18) per Kopf zum 2:0 für Viktoria Köln.
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Arne Schulz hat eine kuriose Sorge, wenn er an Kevin Rauhut denkt. „Ich habe ein bisschen Angst, dass Kev Weihnachten verpasst, weil er Standards analysiert“, sagte Viktoria Kölns Keeper lächelnd mit Blick auf seinen Torwarttrainer. „Das ist schon Wahnsinn, wie viel Arbeit er darein steckt.“ Rauhut ist nicht nur für die Höhenberger Torhüter verantwortlich, sondern auch für defensive und offensive Standards. Und dabei kann der 35-Jährige überragende Erfolge vorweisen.
Wie beim 3:0 (1:0)-Sieg der Viktoria am Samstagnachmittag auf dem Aachener Tivoli, als die Kölner alle drei Tore im Anschluss an Eckbälle erzielen konnten. Insgesamt kommt die Mannschaft von Trainer Marian Wilhelm auf 14 Treffer nach ruhenden Bällen – der Topwert der Dritten Liga. „Die Jungs investieren viel Zeit, vor allem habe ich aber einen unfassbaren Torwarttrainer, der sich mit den Standards beschäftigt. Er investiert da wahnsinnige Detailverliebtheit rein und bereitet die Jungs auf jedes Spiel top vor“, lobte der Chefcoach. Durch den Sieg in Aachen hat sich die Viktoria nach zuvor drei Niederlagen in Folge wieder Luft verschafft und braucht vorerst keine bangen Blicke in Richtung Tabellenkeller zu werfen. „Es war eines unserer besten Spiele der Saison, das 3:0 ist in der Höhe verdient. Wir haben nichts zugelassen und auch offensiv unsere Akzente gesetzt. Es war von allen Jungs sensationell“, lobte Stephan Küsters, Sportlicher Leiter der Viktoria.
Dudu kurz vor Anpfiff an der Schulter verletzt
Dabei hatten die Höhenberger auf dem Tivoli – wie schon in den Wochen zuvor – mit personellen Problemen zu kämpfen. Simon Handle (Kniebeschwerden) und Kapitän Christoph Greger (muskuläre Probleme) standen erneut nicht zur Verfügung. Wenige Minuten vor Anpfiff verletzte sich auch noch Stammkeeper Dudu beim Warmmachen an der Schulter. Für ihn rückte kurzfristig Schulz in die Startelf. „Ich konnte mich noch ein bisschen einspielen“, berichtete der 22-Jährige, natürlich habe er sich über den Einsatz an sich gefreut – „aber nicht um die Umstände“.

Kölner Jubel auf dem Aachener Tivoli
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Doch die Kölner ließen sich von den Ausfällen und der kurzfristigen Änderung zwischen den Pfosten nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Nach zwölf Minuten schlug Leonhard Münst eine Ecke von der rechten Seite an den Fünfmeterraum, David Otto stieg hoch und drückte den Ball zur Führung über die Linie. Ein früher Schock für die abstiegsgefährdete Alemannia – die in der Folge keine Mittel gegen die stabile Viktoria-Defensive fand und zu keinen nennenswerten Möglichkeiten kam. Erst in der Nachspielzeit versuchte es Faton Ademi, doch Schulz war auf dem Posten.
Tim Kloss mit seinem fünften Saisontor
Nach dem Seitenwechsel veränderte sich nicht viel am Spielgeschehen. Aachen hätte eigentlich anrennen müssen, kam aber kaum in gefährliche Räume. Und die Viktoria zeigte sich nach Standards brutal effizient: In der 60. Minute war es Tim Kloss, der vielleicht kopfballstärkste Defensivspieler der Liga, der den Ball nach einer weiteren Münst-Ecke mit dem Schädel ins Netz wuchtete. Für den 21 Jahre alten Shootingstar der Viktoria war es bereits das fünfte Saisontor. Einen kleinen Schreckmoment für die Gäste gab es nur in der 77. Minute, als Alemannia-Angreifer Lars Gindorf aus der Distanz den rechten Außenpfosten traf. So machte Joker Benjamin Zank wenig später nach einer kurz ausgeführten Ecke mit dem 3:0 den Deckel drauf (86.). „Unter der Woche fließt bestimmt eine ganze Einheit in das Thema Standards. Weil es eben Spiele entscheidet“, so Keeper Schulz. Viktorias Nummer zwei wahrte auch in seinem zweiten Liga-Saisoneinsatz die weiße Weste – zuvor hatte er Ende September beim 0:0 gegen den VfL Osnabrück geglänzt.
Ob Schulz auch zum Highlight beim Jahresabschluss gegen den MSV Duisburg (Sonntag, 19.30 Uhr/Sportpark Höhenberg) zwischen den Pfosten steht, ist noch unklar, eine genaue Diagnose von Dudus Schulterblessur lag zunächst nicht vor. „Es wird ein echter Höhepunkt vor vermutlich ausverkauftem Haus“, freute sich Sportchef Küsters. „Und danach können wir hoffentlich schön Weihnachten feiern.“
Viktoria Köln: Schulz - Sponsel, Dietz, Kloss - Ronstadt, Wolf, Engelhardt (46. Eisenhuth), Tonye (69. Agyekum) - Münst (90. Ott), Otto (84. Zank) - Lobinger (84. Popp). – Zuschauer: 20.644. – Tore: 0:1 Otto (12.), 0:2 Kloss (60.), 0:3 Zank (86.).

