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Evangelos Sbonias„Wir müssen beim 1. FC Köln eine neue Hierarchie aufbauen“

Lesezeit 5 Minuten

Evangelos Sbonias, (Mitte), Trainer der U 21 des 1. FC Köln, während der Vorbereitung. 

Der Trainer der U 21 spricht vor dem Saisonstart in der Regionalliga West im Interview über seine runderneuerte Mannschaft, die Aufstiegsfavoriten und die Ziele mit seinem Team.

Herr Sbonias, auf welchem Leistungsniveau sehen Sie Ihre Mannschaft so kurz vor dem Saisonstart?

Evangelos Sbonias: Ich finde, wir sind auf einem sehr ordentlichen Weg. Es ist aber auch so, dass wir eine runderneuerte Mannschaft haben, mit einem nochmal geringeren Durchschnittsalter als in den vergangenen beiden Jahren. Deshalb gibt es genügend Themen, die uns auch noch eine Weile begleiten werden.

Welchen Eindruck haben Sie nach den ersten Wochen von der größtenteils neu zusammengestellten Mannschaft?

Die Jungs sind talentiert, motiviert und fleißig. Aber eben noch ein neues Team, deshalb versuchen wir jeden Tag zusammenzuwachsen. Das war von Anfang an mein Credo und darauf habe ich jeden Tag ein Auge: Was ist jeder bereit, in dieses Team hineinzugeben? Auf dem Platz und neben dem Platz, um eine gute Chemie und einen guten Teamspirit herzustellen. Ich bin sehr zufrieden, wie die Jungs da allmählich zusammenwachsen. Dieser Prozess wird noch dauern, aber der Grundstein ist gelegt. Viele Jungs bringen ein großes fußballerisches Potenzial mit und das gilt es gemeinsam auf den Platz zu bringen, um dann jeden Einzelnen individuell weiterzuentwickeln und damit auch als Team besser zu werden.

In Marvin Ajani und Luca Dürholtz sind zwei gestandene Spieler hinzugekommen. Welche Eindrücke hat das Duo bisher hinterlassen und was erwarten Sie in der Saison von beiden?

Beide bringen eine fußballerische Stabilität mit und müssen auf dem Platz als Anker für die Jungen agieren. Sie sind eine Scharnierstelle zwischen mir, dem Trainerteam und der Mannschaft. Das ist eine hochkomplexe Aufgabe, die in der Vergangenheit von Marco Höger, Stephan Salger und Tobias Trautner ausgeführt wurde. Tobi ist immer noch dabei und quasi der Routinier, der Erfahrung mit der Aufgabe hat. Auch hier sind wir noch in einer Findungsphase, aber Luca und Marvin bringen frischen Wind rein, sind gewillt, Dinge umzusetzen, anzupacken und vorne wegzugehen.

In Marco Höger haben wir nicht nur Erfahrung, sondern auch unseren Kapitän verloren. Trotzdem ist es so, dass auch andere Jungs, die bei uns eine wichtige Rolle gespielt haben, uns verlassen haben
Evangelos Sbonias, Trainer der U 21 des 1. FC Köln, über die Abgänge

Inwiefern hat sich Ihre tägliche Arbeit durch die Abgänge von Stephan Salger und Marco Höger verändert?

Natürlich ist die Lücke groß. In Marco Höger haben wir nicht nur Erfahrung, sondern auch unseren Kapitän verloren. Trotzdem ist es so, dass auch andere Jungs, die bei uns eine wichtige Rolle gespielt haben, uns verlassen haben und wir diese Saison ein komplett neues Konstrukt haben. Wir müssen uns – unabhängig von den Personalien Höger und Salger – neue Strukturen erarbeiten, eine neue Hierarchie und einen neuen Teamgeist aufbauen. Es ist ein Gesamtkonstrukt, das wir neu bilden müssen.

Marco Höger verfolgt Ihre Testspiele weiterhin von der Seitenlinie. Welche Rolle nimmt er heute ein?

Er ist der Kaderplaner der U 21 und Scout. Somit ist er weiterhin sehr nah dran an den Spielern und den Trainingseinheiten. Wir arbeiten seit zwei Jahren täglich miteinander und sind weiter eng im Austausch, das freut mich persönlich sehr.

Wer folgt auf Höger als Kapitän?

Das ist ein Thema, das ich kurzfristig vor dem Bocholt-Spiel entscheiden werde. Ich habe mir bewusst etwas Zeit gelassen, um zu schauen, wie sich unsere neue Mannschaft in der Vorbereitung entwickelt.

Was für einen Auftakt erwarten Sie am Samstag?

Das ist für mich eine der kompliziertesten Auswärtsaufgaben in der Regionalliga. Bocholt gehört mit zu den Favoriten, hat sich super verstärkt und hat eine erfahrene, robuste Mannschaft. Zudem herrscht am Hünting eine spezielle Atmosphäre: da sind viele Fans, die nah an der Bank stehen. Dort hängen die Trauben natürlich hoch für ein neu formiertes, junges Team. Aber genau da liegt auch die Chance.

Wen erwarten Sie im Aufstiegsrennen?

Da gehört definitiv Bocholt dazu, aber auch Lotte und Gütersloh. Es ist ein breiteres Feld, was oben mitspielen kann. Es gibt nicht diesen klassischen Favoriten mit MSV Duisburg oder Alemannia Aachen, Preußen Münster oder Rot-Weiß-Essen wie in den letzten Jahren.

Und was haben Sie mit dem FC in dieser Saison vor?

Wir tun gut daran, als Erstes die benötigten Punkte zu sammeln und gut in die Saison reinzukommen. Dann ist es weiterhin oberste Priorität, die Jungs so vorzubereiten, dass sie ein Thema für den Lizenz-Bereich werden. Da haben wir gute Arbeit geleistet in den vergangenen zwei Jahren und das soll auch der Maßstab dieser Saison sein. Jetzt in der Bundesliga wachsen die Herausforderungen für unsere jungen Spieler noch einmal mehr.

Zumindest mittelfristig schielt der Verein Richtung Dritte Liga. Wäre das nicht in diesem Jahr ohne vermeintliche Über-Mannschaft in der Regionalliga ein perfekter Moment?

Den Gedanken haben sicherlich viele Mannschaften. Da müssen auch einfach viele Sachen zusammenpassen. Von uns ist es auch nicht ausgegeben worden, in dieser Saison in die Dritte Liga aufsteigen zu wollen. Meine Aufgabe ist es, junge Spieler individuell zu fördern, damit sie ein Thema für unsere Lizenz-Mannschaft werden, und schnellstmöglich Ergebnisse zu liefern, um unser Punktekonto zu füllen. Was unter dem Strich dabei herauskommt, werden wir sehen.

1. FC Köln Amateure (U21), Trainingsauftakt in Rondorf, Luis Hauer (1. FC Köln), 16.06.2025, Bild: Herbert Bucco

Luis Hauer geht bei der U 21 des 1. FC Köln als Stammtorhüter in die Saison.

Ist Yannick Mausehund wieder rundum einsatzbereit nach seiner schweren Sprunggelenksverletzung?

Er ist fit und voll im Mannschaftstraining. Er macht einen sehr guten Eindruck und hat zuletzt auch seine ersten Spielminuten gesammelt. Wir sind sehr happy, dass er so stabil unterwegs ist. Wir müssen von Woche zu Woche schauen, was sein Körper an Spielzeit verträgt.

Wie schaut es ansonsten personell aus zum Saisonstart?

Cenny Neumann ist noch in der Reha, das wird noch eine Weile dauern. Gabriel Miocevic, Artem Belousov und Luca Lechner werden auch ausfallen.

Ist Luis Hauer die klare Nummer eins in der neuen Saison?

Ja, es ist klar, dass wir mit Luis als Nummer eins in die Saison gehen. Auch hier ist der klare Plan, junge Spieler zu fördern und entwickeln zu wollen.

Was erwarten Sie in dieser Saison von den Offensivspielern Etienne Borie und Arda Süne?

Etienne Borie hatte leider vergangene Saison mit einigen Verletzungssorgen zu kämpfen. Deshalb ist das Ziel, dass wir ihn verletzungsfrei durch die Saison bekommen und viel Spielzeit generieren, da spielen aber viele Faktoren eine Rolle. Arda Süne gehört mit seinen 20 Jahren schon zu den älteren Spielern bei uns. Das klingt in dem Alter etwas merkwürdig, aber es unterstreicht wiederum, wie jung unser Team ist. Arda muss die Jungs auf und neben dem Platz an die Hand nehmen und in Themen wie Stabilität, Robustheit und Zweikampffähigkeit, die die Regionalliga West verlangt, als Vorbild fungieren.

Ihr Vertrag endet im kommenden Sommer. Wie geht es danach weiter? Gab es schon Gespräche mit dem FC über eine Verlängerung?

Ich bin insbesondere mit Lukas Berg seit meinem ersten Tag hier sehr vertrauensvoll im Austausch. Wir unterhalten uns über viele Dinge. Ein Thema davon ist auch Ihre Frage. Aktuell gibt es aber noch nichts zu verkünden.

Sie streben zudem die UEFA-Pro-Lizenz an. Haben Sie da schon einen Lehrgangsplatz in Aussicht?

Nein, noch nicht. Die Bewerbungsphase beginnt erst noch. Jetzt startet erstmal die Regionalliga West. Da liegt unser Fokus.