Die Leichtathletinnen hatten die Teilnahme an den Spielen in Paris vor Augen, bevor sie Verletzungen und Krankheiten stoppten.
Franziska Schuster und Sophie WeißenbergGemeinsames Leid eines Leverkusener Duos

Franziska Schuster ist auf dem Weg zurück zur Top-Form. Zuletzt lief sie in Regensburg 12,94 Sekunden über 100 Meter Hürden.
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Im Frühling des vergangenen Jahres teilten Franziska Schuster und Sophie Weißenberg noch einen Traum. Bei den Olympischen Spielen in Paris wollten die beiden Leverkusener Leichtathletinnen vor voll besetzen Tribünen und den Augen der Weltöffentlichkeit tolle Wettkämpfe abliefern.
Daraus wurde nichts. Hürdensprinterin Schuster stoppte eine Erkrankung, noch ehe das Ticket für Olympia gebucht war. Noch bitterer lief es für ihre Klubkollegin Weißenberg. Zwar reiste diese im Sommer 2024 in die französische Hauptstadt, doch beim Einlaufen für den 100-Meter-Hürdenlauf, dem Auftaktwettkampf des olympischen Siebenkampfs, ging sie nach wenigen Schritten zu Boden. Ein Achillessehnenriss machte jeden weiteren Schritt unmöglich. Im Rollstuhl wurde sie aus dem Olympiastadion hinausgeschoben, hinein in ein Leben, das vom Ringen um ein Comeback geprägt ist.
Zwischendurch ist mir die Decke auf den Kopf gefallen, weil ich tagelang die gleichen Übungen gemacht habe
„Zwischendurch ist mir die Decke auf den Kopf gefallen, weil ich tagelang die gleichen Übungen gemacht habe“, sagt die 27-Jährige. Hinzu kamen Rückschläge. Nachdem sie im Dezember wieder leichte Läufe habe absolvieren können, lief es wochenlang nicht rund. „Mit der Achillessehne war alles okay, aber alles drumherum musste sich erst wieder an Belastung gewöhnen“, sagt die gebürtige Neubrandenburgerin.
Seit März gehe es nun Stück für Stück bergauf. Weißenberg kann erste Hürdenlauf-Übungen machen – „noch ohne Sprints und Spikes“, wie sie betont. Auch Training mit der Kugel und dem Speer ist wieder drin. „Damit kann man dann was machen“, sagt sie. Der neue Trainingsplan umfasse dann auch wieder mehr Siebenkampf-Inhalte und weniger Reha.
Das Wichtigste: der Optimismus ist zurück. Einen konkreten Plan oder gar fixe Termine für eine schrittweise Rückkehr in den Wettkampfsport hat sie nicht. „Das bringt mir nichts. Ich möchte, dass der Fuß wieder vollständig belastbar wird, da kommt es nicht auf den Zeitpunkt an“, so Weißenberg.
Bereits einige Schritte weiter ist Schuster. Sie ist zurück auf Top-Niveau. Vor wenigen Tagen verbesserte die 23-Jährige ihre Bestzeit über 100 Meter Hürden bei der Sparkassen-Gala in Regensburg auf 12,94 Sekunden und unterbot damit die Norm für die WM in Tokio. „Es fühlt sich sehr gut an, dass ich jetzt wieder bei einem sehr guten Niveau angekommen bin und ich bin gespannt, in welche Richtung es sich in dieser Saison noch entwickelt“, sagt sie.
Schon im Wintertraining habe sich angedeutet, dass sie gut drauf sei, dieser Eindruck habe sich zuletzt verstärkt. „Jetzt bin ich sehr froh und dankbar, dass ich das direkt auf die Bahn bringen konnte, weil man nach einem Jahr Pause natürlich nicht genau weiß, ob das alles so klappt“, gesteht sie leise Zweifel ein.
Ich habe immer gesagt, es fühlt sich an, wie ein gebrochenes Herz, weil man Tag für Tag hart für seine Ziele gearbeitet hat
Kein Wunder. Im Mai 2024, nach einer guten Hallensaison und vielversprechenden Outdoor-Trainingseinheiten, wurde sie von einer Mandelentzündung zurückgeworfen. Als Ursache entpuppte sich Pfeiffersches Drüsenfieber. Die guten Aussichten auf eine Olympia-Qualifikation waren dahin. „Die Diagnose selbst war natürlich ein doller Rückschlag, das musste man erstmal verkraften. Ich habe immer gesagt, es fühlt sich an, wie ein gebrochenes Herz, weil man Tag für Tag hart für seine Ziele gearbeitet hat“, schaut sie zurück. Letztlich habe sie die Erkrankung die ganze Saison gekostet.

Sophie Weißenberg unmittelbar nach ihrem Achillessehnenriss in Paris.
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Zwar klang die Mandelentzündung zügig ab, doch die Ärzte ordneten ein längeres Trainingsverbot an. „Irgendwann durfte ich wieder ganz langsam anfangen, habe dann aber noch ganz viele Symptome gemerkt und, dass mein Körper einfach noch nicht bereit war. In der Zeit habe ich viel versucht und ganz lockere Trainingseinheiten gemacht. Dann wurde es Stück für Stück besser, so dass wir Ende Sommer wieder etwas mehr machen konnten. Dann habe ich nochmal einen Monat Pause gemacht, um das alles vom Kopf her abzuhaken und ganz normal in den Aufbau starten zu können.“
Bei den Deutschen Meisterschaften will Franziska Schuster um den Titel mitlaufen
In der Hallensaison machte sich Schuster mit Ungeduld und etwas zu großem Ehrgeiz selbst das Leben schwer. Dennoch sprang Bronze bei der Hallen-DM heraus. „Ich war sehr verbissen, habe daraus aber für die Sommersaison gelernt“, ist die 23-Jährige überzeugt. Sie wolle die kommenden Monate locker angehen, betont die gebürtige Xantenerin. Die persönlichen Ziele sind dann auch nicht festgenagelt.
Die Nominierung für die Universiade hat sie in der Tasche. „Dort würde ich gerne das Finale erreichen“, sagt Schuster. Und klar, Anfang August will sie auch bei den Deutschen Meisterschaften um den Titel mitlaufen. „Im Hinterkopf habe ich auch noch die WM Mitte September in Tokio, aber letztlich will ich die Saison auf mich zukommen lassen und mir keinen Stress machen“, sagt sie und beugt damit zugleich Enttäuschungen vor. Das ist wohl die entscheidende Erkenntnis nach den bitteren Erfahrungen des Vorjahres. Und eine Herangehensweise, die Klubkollegin Sophie Weißenberg bestens verstehen kann.