Der Tüv Rheinland ist bei Umsatz und Gewinn zweistellig gewachsen - Künstliche Intelligenz soll bald bei der Schadenerfassung eingesetzt werden.
Starkes WachstumTüv Rheinland setzt bei Blechschäden auf KI

Das TÜV Rheinland Group Gebäude in Poll
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Der Tüv Rheinland will verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. „Wir werden bald Blechschäden per KI ermitteln, mit speziellen Bilderkennungsprogrammen“, sagte Michael Fübi, Chef des Tüv Rheinland am Montag bei der Bilanzpressekonferenz in Köln. KI solle in allen Dienstleistungsbereichen zum Einsatz kommen und zum Teil auch menschliche Arbeit ersetzen. „Einen Vollersatz durch Künstliche Intelligenz wird es aber sicher nicht geben“, sagte der Tüv-Chef.
Der Tüv Rheinland schule beispielsweise seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv in KI-Themen. Zudem habe das Unternehmen eine Reihe zusätzlicher Stellen für KI geschaffen. „Regulierung und Standardisierung sowie die damit verbundenen Prüfungen durch unabhängige Dritte wie uns machen den Fortschritt bei KI erst möglich. Denn nur eine sichere KI-Technologie wird auch gesellschaftlich akzeptiert“, sagte Michael Fübi weiter. „Darum ist es für uns enorm wichtig, unsere Mitarbeitenden und Führungskräfte auf den Einsatz von KI vorzubereiten und frühzeitig mögliche Anwendungsfälle vorauszudenken. Wir wollen bei der Prüfung von KI vorne mit dabei sein“, so der Ingenieur.
Tüv Rheinland hat in den vergangenen beiden Jahren insgesamt 16 Unternehmen übernommen
Geschäftlich lief es beim Tüv Rheinland trotz der anhaltenden Rezession in Deutschland und vielen anderen Volkswirtschaften blendend. Die Prüfungen, Seminare und Beratungen des Tüv Rheinland sind gefragt. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 11,2 Prozent auf 2,71 Milliarden Euro, wie das Prüfunternehmen in Köln mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe mit 214,8 Millionen Euro erstmals bei mehr als 200 Millionen Euro gelegen.
Gut die Hälfte des Umsatzes macht der Tüv Rheinland nach eigenen Angaben im Ausland. Die höchsten Zuwächse wurden in Indien, im Nahen Osten, Afrika und China erzielt. Die Zahl der Mitarbeiter ist zudem gestiegen. Ende des Jahres waren es weltweit bei 25.900. Knapp zwei Drittel davon arbeiten außerhalb Deutschlands.
„Trotz wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten in vielen Regionen der Welt hat sich das Geschäft des Tüv Rheinland sehr erfolgreich entwickelt“, sagte Vorstandschef Fübi. Mit dem Kauf des schwedischen Prüfunternehmens Bilprovningen verzeichnete der Konzern die größte Übernahme seiner Geschichte. Das Unternehmen befand sich bislang in staatlichem Besitz. Bilprovningen (Schwedisch für Fahrzeugprüfung) bietet mit 109 Prüfstellen und rund 600 Mitarbeitenden in ganz Schweden Fahrzeuguntersuchungen an und erzielte 2023 einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro. Die Unternehmenszentrale befindet sich in Sundbyberg bei Stockholm.
Hinzu kamen vier weitere Akquisitionen, unter anderem in China und Deutschland. Bereits 2023 hatte der Tüv Rheinland zehn Unternehmensübernahmen getätigt. „Tüv Rheinland hat in den vergangenen beiden Jahren insgesamt 16 Unternehmen übernommen. Dadurch haben wir unsere Marktposition gefestigt. Auch künftig wollen wir die Konsolidierung im weltweiten Prüfgeschäft aktiv mitgestalten“, so Michael Fübi. Fübi führt das Kölner Prüfunternehmen inzwischen seit mehr als zehn Jahren.