Inzwischen spricht das Veterinäramt des Kreises nicht mehr von erkrankten Tieren, sondern von infizierten Beständen. Am Freitag waren es 93.
BlauzungenkrankheitNur noch eine Kommune in Oberberg ist ohne Infektionsfall

Der Wanderschäfer Oliver Sachse aus Waldbröl fürchtet nun auch, dass es die ersten Fälle von Blauzungenkrankheit in seiner großen Herde gibt.
Copyright: Michael Kupper (Archiv)
Die Blauzungenkrankheit greift auch in Oberberg immer weiter um sich, zuletzt hat sich die Zahl der Fälle mehr als verdoppelt. So spricht das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Kreises inzwischen nicht mehr von infizierten Tieren, sondern von ganzen Beständen: Nach Angaben von Kreissprecher Philipp Ising waren – Stand Freitag – 93 Nutztierbestände insgesamt betroffen, dazu gehören 61 Rinderhaltungen, 31 Schafherden und eine Ziegenhaltung. „Zum Vergleich: Am 29. Juli haben wir 40 infizierte Bestände gezählt“, schildert Ising. Nur in einer einzigen Kommune des Kreises gebe es bisher noch keinen Fall – welche das ist, sagt der Sprecher indes nicht. Auch welche Region am stärksten betroffen ist, lässt der Kreis offen.
Wanderschäfer aus Waldbröl lässt am Montag Bluttests an seinen Tieren vornehmen
In Waldbröl wächst bei Wanderschäfer Oliver Sachse die Sorge, er beschreibt erste Symptome: „Einige meiner Tiere wollen nicht mehr fressen, sie sind total eingefallen und wirken matt.“ Der 42-jährige Sachse hütet rund 500 Merino- und Schwarzkopf-Schafe, zurzeit befindet er sich mit seiner Herde auf der Sommerweide zwischen den Waldbröler Ortschaften Rommen und Helzen. In der kommenden Woche soll ein Bluttest Gewissheit geben, ob die Tiere tatsächlich an der Blauzungenkrankheit oder an einer anderen Krankheit leiden. Übertragen wird diese allein durch den Stich der Bartmücke (Gnitze), von Tier zu Tier wird die Infektion nicht weitergegeben. Gefährdet sind Wiederkäuer, also Rinder, Schafe und Ziegen. „Ich glaube nicht, dass das meiner Herde gut ausgeht“, sagt Schäfer Sachse.
Seine Schafe sind ebenso geimpft wie die 57 Braunen, Weißen und Schwarzen Bergschafe von „Klosterbauer“ Peter Schmidt in der Gummersbacher Ortschaft Bünghausen. „Den Tieren geht es gut“, berichtet Schmidt. Angebote, seine Herde auf Talwiesen umzusiedeln, lehnt er prompt ab: „Ich lasse die Schafe auf den Höhenwiesen, dorthin verirrt sich die Stechmücke eher selten.“
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Oberbergs Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter warten darauf, dass der Impfstoff wirkt
Die letzte Impfung ist am 22. Juli erfolgt, noch immer heißt es für den Bio-Landwirt abwarten: Nach etwa drei bis vier Wochen, so heißt es, stellt sich der Impfschutz ein. Über einen Nahrungszusatz in einer Leckmasse verabreicht Schmidt seinen Schafen zudem immer auch eine gute Portion Knoblauch, um die Mücke in die Flucht zu schlagen. „Ich sehe öfter nach den Tieren als früher, um sofort handeln zu können, falls etwas faul ist“, sagt er.
18 Afrikanische Bergziegen und vier Kamerun-Schafe tummeln sich derweil im Streichelzoo des Affen- und Vogelparks in Reichshof-Eckenhagen. Auch bei Parkleiter Ludger Schmidt ist die Unruhe groß: „In der Nachbarschaft gibt es bereits etliche erkrankte Kälber“, hat er erfahren. „Die Krankheit kommt näher.“ Inzwischen seien die Tiere geimpft, lange her ist das aber nicht: „Es war sehr schwer, nahezu unmöglich, den richtigen Impfstoff gegen die Variante Serotyp 3 zu bekommen“, berichtet Schmidt. Für die Impfdosen müssen die Tierhalterinnen und Tierhalten selbst aufkommen.