Wie die Polizei den Sonntag bilanziert, was der Aufstieg für die Gastro bedeutet – und wie Sie Rasen im Blumentopf pflegen.
1. FC Köln als ErstligavereinWie aus Stadionrasen ein Garten wird – und was der Aufstieg für Köln bedeutet

Nach dem Finalspiel stürmten Fans den Rasen im Kölner Stadion - und rissen ihn als Souvenir heraus.
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Am Tag danach sind die Spuren der Euphorie deutlich sichtbar. Der Rasen im Rhein-Energie-Stadion sieht aus, als hätte hier eine Horde Elefanten Fangen gespielt. Überall klaffen Löcher in dem sonst so ebenmäßig Grün. Ein Stück Aufstiegsrasen war am Sonntag das wohl begehrteste Souvenir der Fans, die den 4:0-Sieg des 1. FC Köln gegen Kaiserslautern live in der Arena miterlebten. Er wurde in Plastikbechern, Tüten oder schlicht auf der flachen Hand nach draußen getragen. Von selig dreinblickenden Menschen jeden Alters, die noch ganz mitgenommen waren vom jüngsten Aufstiegserlebnis mit dem 1. FC Köln, dem siebten in den vergangenen 27 Jahren.
Nicht jeder fühlte sich dem Aufstiegsgrün so emotional verbunden wie etwa Malte, der vor dem Stadion erzählte, den Rasen in einen Blumentopf pflanzen, ihn pflegen und ihm in seinem Zimmer einen Ehrenplatz einräumen zu wollen. Einige Rasenklauer boten das Souvenir schon kurz nach dem Aufstieg ganz pragmatisch über das Verkaufsportal „Kleinanzeigen“ an. Für ein Stück, das angeblich vom Elfmeterpunkt stammt, wurden 2000 Euro verlangt. Es gab aber auch günstigere Angebote für 10, 60 oder 150 Euro.
Rasen im Blumentopf, geht das? Wer zahlt die Schäden im Stadiongrün? Und wie hat die Kölner Polizei den fröhlichen Fußball-Sonntag in der Stadt erlebt? Wir fassen die drängendsten Fragen und Antworten nach dem FC-Aufstieg zusammen.
Wie können FC-Fans ihr Aufstiegsgrün am Leben erhalten?
Aus dem kleinen Stück Grün, das viele FC-Fans am Sonntag ehrfurchtsvoll nach Hause trugen, kann mit viel Geduld, Sonne und Wasser eine ganze Aufstiegsrasenfläche werden. Das erklärte am Montag Otto Müller, Chef des familienbetriebenen Gartencenters Müller in Köln-Weiden. Wer den Rasen vom denkwürdigen Aufstiegs-Tag 2025 im eigenen Garten in die Wiese einfügt, könne mit dessen Ausbreitung rechnen. „Bei hochwertigen Rasenmischungen breiten sich Ableger unterirdisch aus wie eine Flechte“, sagte Müller. Und die Mischungen für die Rollrasen in den deutschen Fußballstadien seien „die besten“, Deutschland sei nicht umsonst führend in Sachen Rollrasen.
Aber auch den Blumentopf-Fans machte Müller Mut, denn die Rasenpflege sei „nicht kompliziert“. Er empfiehlt ein Rasensubstrat als Grundlage im Topf, es enthalte gezielt auf den Rasen abgestimmte Nährstoffe und Sandanteile. Dann brauche es nur genügend Wasser, Sonne und ab und zu einen Schnitt. Die Liebe eines echten FC-Fans kann natürlich auch nicht schaden.
Was passiert mit den Löchern im Rasen des Rhein-Energie-Stadions?
Wirklich verärgert über die braunen Löcher im Kölner Aufstiegsgrün waren die Verantwortlichen am Montag weder beim 1. FC Köln noch bei den Kölner Sportstätten, die als Tochterfirma der Stadt Köln für die Vermarktung und Vermietung unter anderem des Rhein-Energie-Stadions zuständig ist. Platzsturm und Rasenklau seien inzwischen im deutschen Fußball vorhersehbar bei Aufstiegs- oder Meisterschafts-Szenarien, teilten der Klub und das Unternehmen mit. Beim letzten Aufstieg seien auch die digitalen Anzeigenbanner zerlegt worden, die baute man diesmal rechtzeitig ab. Bei den Kölner Sportstätten dürfte insgesamt Freude herrschen über den Aufstieg des 1. FC Köln – denn damit greift ab der kommenden Saison wieder der Erstliga-Pachtvertrag, der mehr Einnahmen bringt. Exakte Zahlen nennen beide Seiten nicht.

Eine Junge mit einem Stück Aufstiegs-Rasen vor dem Rhein-Energie-Station.
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Für die Pflege des Rasens ist während der Saison ein Team von Greenkeepern der Kölner Sportstätten zuständig, übliche Abnutzungsschäden werden behoben. Die aktuellen Löcher auszubessern, sei jedoch deutlich aufwändiger, sagte eine Sprecher der Kölner Sportstätten. Für die Kosten müsse der Mieter aufkommen, dessen Gäste den Schaden verursacht haben. Also zahlt der 1. FC Köln für die Souvenirs seiner Fans. Genaue Kosten könne man noch nicht nennen, da am Montag die Schadensbegutachtung noch lief. Man gehe aber nicht von mehr als einem einstelligen Tausenderbetrag aus.
Bekommt der FC einen neuen Rasen?
Aktuell nicht, vor dem Start der neuen (Erstliga!-)Saison aber schon. Zunächst werden die Schäden nur ausgebessert, damit der Rasen fit ist für einige anstehende Veranstaltungen der Kölner Sportstätten. Am 2. Juli steht dann das Konzert des US-Rappers Kendrick Lamar im Stadion an, für dieses Event müsse der Rasen ohnehin entfernt werden, sagte der Sportstätten-Sprecher. Das ist üblich vor Konzerten, bei denen der Innenraum komplett mit Platten ausgelegt wird.
Bis dahin steht dann auch fest, ob der aktuelle Rasen eine Auszeichnung erhält. Dem Vernehmen nach rangiert er im Ranking um die „Pitch of the Year Awards“ der Deutschen Fußball Liga sehr weit oben. Eine Entscheidung falle aber erst Mitte Juni, teilte die DFL am Montag mit. Die Auszeichnung wird seit der Saison 2013/14 verliehen. Nach Angaben der DFL, „um die Qualität der Spielfelder in den beiden höchsten deutschen Spielklassen zu fördern“.
Wie lautet die Bilanz der Kölner Polizei?
„Bei so vielen Fans und so wenigen Polizeieinsätzen können wir mit Blick auf Ausschreitungen insgesamt von Einzelfällen sprechen“, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei am Montag: „Ganz überwiegend haben die Menschen in Köln friedlich gefeiert.“ Die Zahl der anlässlich der Fan-Feiern eingegangenen Anzeigen liege im einstelligen Bereich. Es seien nur vereinzelt Personen aus dem Verkehr gezogen worden, vorwiegend, weil sie Pyrotechnik gezündet hatten oder körperlich aneinander geraten waren.
Den Hohenzollernring und umliegende Straßen musste die Polizei nach dem Abpfiff zwischenzeitlich sperren. „Das lag an der Menge der Menschen: „Zu den Fans des 1. FC Köln kamen auch feiernde Anhänger von Galatasaray Istanbul hinzu“, so der Sprecher der Polizei. Der türkische Verein war am Sonntag Meister geworden.
Ändert sich durch den Aufstieg des 1. FC Köln für die Kölner Polizei etwas?
Nicht viel, das Sicherheitskonzept trage auch in der Ersten Liga, erklärte der Polizeisprecher: „Auch durch die Europameisterschaft im vergangenen Jahr können wir Top-Erfahrung mit Blick auf Einsätze bei Fußballspielen vorweisen.“ Die Polizei arbeite eng mit der Deutschen Fußball Liga zusammen, die eine individuelle Bewertung der einzelnen Spiele vornehme. Ergibt diese Bewertung, dass eine erhöhte Einsatzbereitschaft erforderlich ist, werde man entsprechend reagieren.
Was erwartet die Kölner Gastronomie?
Da der FC als Erstligaverein künftig wieder samstags spielen wird und nicht wie in der Zweiten Liga üblich sonntags, erwarten die Kölner Gastronomen Mehreinnahmen. Till Riekenbrauk, Vorstandsmitglied der „IG Kölner Gastro“, sagte: „Die Zweite Liga war in der vergangenen Saison in puncto Traditionsvereine und entsprechenden Fan-Gruppen zwar sehr stark besetzt, trotzdem erzeugt die Erste Liga noch mal mehr Aufmerksamkeit.“ Riekenbrauk erwartet daher rund um die Spiele des 1. FC Köln einen größeren Andrang in den Kneipen und Gaststätten, da auch wieder mehr Gelegenheits-Zuschauer Interesse zeigen werden.
Gibt es für den 1. FC Köln jetzt doch einen Empfang im Rathaus der Stadt?
Am Sonntag wurde ja nicht nur die Herren-Mannschaft des 1. FC Köln Zweitligameister und schaffte den Aufstieg, sondern der U 19 des Klubs gelang zudem der Gewinn der deutschen A-Junioren-Meisterschaft. Grund genug für die Stadt, von ihrer Haltung abzuweichen, ein Empfang des Vereins im Rathaus entspreche nicht dem üblichen Protokoll? Nein. Empfänge im Rathaus seien Herren- und Damenmannschaften bei Meisterschaftserfolgen in der Ersten Bundesliga vorbehalten, teilte ein Sprecher auch am Montag mit.
Volker Görzel, der FDP-Fraktionsvorsitzende, sprach von einem historischen Doppelerfolg, auf den ganz Köln stolz sein könne. Ein offizieller Empfang im Rathaus für beide Mannschaften sei „das absolute Minimum“. Auch Oliver Seeck (SPD), der Vorsitzende des Sportausschusses im Kölner Stadtrat, wünscht sich „einen offiziellen Empfang oder eine andere Form der Anerkennung durch die Stadtspitze“.