Knapp ein Jahr hat die Jugendverwaltung an dem neuen „Schild für alle“ gearbeitet.
Austausch von 700 SchildernKöln streicht Spielplätze aus dem Sprachgebrauch

Das neue Schild der Stadt Köln für die Spiel- und Aktionsflächen.
Copyright: Stadt Köln
In Köln wird es ab Herbst keine Spielplätze mehr geben. Die Verwaltung streicht den Begriff offiziell aus ihrem Sprachgebrauch und ersetzt ihn durch ein neues Wort: „Spiel- und Aktionsfläche“. Das geht aus einer Mitteilung an den Jugendhilfeausschuss hervor. Stadtweit müssen dafür rund 700 Schilder ausgetauscht werden.
Die „Designs der vorhandenen Schilder“ seien veraltet, zum Teil schon mehrere Jahrzehnte in Gebrauch und entsprächen nicht „der kommunalen Strategie, dass alle stadtweit mehr als 700 Spiel-, Bewegungs- und Aktionsflächen dem geschützten Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum dienen“.
Ein Jahr Vorarbeit steckt in dem neuen Schild
Die neue Bezeichnung sei treffender, weil man damit signalisiere, dass die Anlagen „verschiedenen Alters- und Zielgruppen“ zur Verfügung stehen. Insbesondere müsse dem „erweiterten Inklusionsgedanken, der die Diversität der Nutzer*innen in Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt, Rechnung getragen werden“.
Knapp ein Jahr hat die Jugendverwaltung an der Entwicklung eines neuen Informationsschilds gearbeitet, Menschen auf Spielplätzen nach ihren Meinungen gefragt, Kinder und Jugendliche aufgefordert, ihre Ideen zur Gestaltung des Schilds einzubringen. Unterstützt wurde sie dabei von dem Verein Junge Stadt Köln und einer Designagentur. Beim Weltkindertag 2024 wurde eine weitere Beteiligungsrunde organisiert.

Eine neue „Spiel- und Aktionsfläche“ entsteht im Johannes-Giesbert-Park.
Copyright: Alexander Schwaiger
Herausgekommen ist dabei nach Auffassung der Verwaltung ein „Schild für alle“. Es zeigt fiktive Personen, die alle in Bewegung sind. Mit einer Schaufel, einem Skateboard, einem Ball oder einem Fähnchen in der Hand. Man habe bewusst auf eine Darstellungsform gewählt, die „keine beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen“ zulasse.
Nach Angaben der Stadt sieht die Spielraumplanung für die Jahre 2025 bis 2030 vor, aus den bisherigen Spielplätzen „Begegnungsorte für junge Menschen“ zu machen. Man auf den Begriff „Spielplatz“ verzichtet, weil der als zu stark eingrenzend verstanden werden könne.
Die neue Fassung Spielraumplanung sieht vor, bis Ende 2030 in den Stadtbezirken mehr als 120 neue Anlagen zu bauen oder vorhandene zu modernisieren. Neben den klassischen Spielplätzen zählen dazu auch Bolz- und Basketballplätze, Skate- und Parcours-Anlagen, Wasserspielflächen und Flächen, die ein Naturerleben möglich machen.
Zwei Quadratmeter Spielfläche pro Einwohner sind das Ziel
Zwischen 2018 und 2022 ist es nach Angaben der Stadt gelungen, knapp 500 auf den neuesten Stand zu bringen. Derzeit stehen jedem Bewohner 1,2 Quadratmeter Spielfläche zur Verfügung. Vor sieben Jahren hat der Stadtrat zwei Quadratmeter als neuen Richtwert vorgegeben.
Ganz auf das Wort „Spielen“ zu verzichten, geht nach Angaben der Verwaltung aber nicht, weil das Ordnungsamt sonst rechtlich keine Möglichkeit mehr habe, einzuschreiten, wenn die Anlagen anders genutzt werden. Das neue Schild habe lediglich Informationscharakter und keine „planungsrechtliche Bedeutung“. Das sei entscheidend, damit Kinder auf den neuen „Spiel- und Aktionsflächen“, die mal Spielplätze waren, weiter Lärm machen dürfen, ohne dabei gegen den Paragrafen 22 Absatz 1a des Bundesimmissionsschutzgesetzes zu verstoßen.
Wann die 700 Anlagen stadtweit umgestaltet und mit neuen Geräten ausgerüstet sind, dass sie den neuen Ansprüchen an eine „Spiel- und Aktionsfläche“ genügen, ist angesichts der miserablen Haushaltslage der Stadt noch nicht abzusehen, aber die Schilder sind immerhin schon vorhanden. Sie werden sukzessive „über einen längeren Zeitraum an allen Neuanlagen“ und sanierten Spielplätzen angebracht.