Die Kölner Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner erklärt, warum es entlang des Rheins so viele bedeutende Kirchen gibt.
Barbara Schock-Werner„Am Rhein zwischen Basel und Köln liegen die schönsten Kirchen“

Barbara Schock-Werner im Kölner Dom
Copyright: Alexander Schwaiger
Frau Schock-Werner, Sie stellen in einem neuen Buch „die schönsten Kathedralen am Rhein“ vor. Mit diesem Titel mogeln Sie sich elegant an der Frage vorbei: Wer ist die Schönste im ganzen Land?
Das liegt daran, dass diese Frage nicht sinnvoll zu beantworten ist. Genauso wenig wie die Frage nach meiner „Lieblingskirche“. Dafür sind sie einfach viel zu verschieden. Ich habe über das Straßburger Münster promoviert und lang am Kölner Dom gearbeitet. Beide Kirchen sind mir deshalb besonders lieb, aber nicht eine mehr als die andere.
Und beide liegen gemeinsam am Rhein.

Schlingrippengewölbe der Katharinenkapelle im Straßburger Münster
Copyright: Florian Monheim
Das kommt sozusagen erschwerend hinzu. Auf der Strecke von Basel nach Köln liegen die sehenswertesten und schönsten Kirchen der ganzen Region. Wenn ich sagen würde „des ganzen Landes“ würde ich mir den Zorn aus dem Osten Deutschlands zuziehen. Das lasse ich lieber.
Wie kommt es eigentlich, dass auf dieser Perlenschnur des Rheins so viele Perlen aufgezogen sind?
Geschichte, Geschichte! Der Rhein war spätestens seit der Römerzeit ein zentraler Verkehrs- und Handelsweg. In den römischen Siedlungen entlang des Rheines wurden die Christen sesshaft, aus den römischen Städten wurden bedeutende Bischofssitze mit ihren Bischofskirchen. Dazu gehören das Straßburger Münster, die Dome von Worms, Mainz und Köln. Auch die Münster von Konstanz und Basel und der Wormser Dom waren einmal Bischofskirchen, sind es aber nicht mehr. Dafür wurde das Freiburger Münster, einst eine „Bürgerkirche“, erst in späterer Zeit zur Bischofskirche. Auch Speyer war lange Zeit kein Bischofssitz, dafür aber im Mittelalter ein Zentrum des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Das sind alles sehr spannende Entwicklungen, die man den Kirchen bis heute ansehen kann.
Wie das?
Nehmen Sie das völlig ausgeräumte Innere des Baseler Münsters oder des Speyerer Doms. In einem Fall ist das die Folge der Reformation und des Bildersturms, im anderen der französischen Besatzung.
Wenn Sie schon keine Lieblingskirche haben – wo zieht es Sie denn besonders hin, vom Kölner Dom mal abgesehen?
Natürlich nach Freiburg mit dem Hochaltar, einem Meisterwerk des Malers Hans Baldung. Natürlich nach Straßburg mit den Plastiken des frühen 13. Jahrhunderts, einem Höhepunkt deutscher Skulptur. Attraktiv für mich als Architektin ist auch Worms, wo an den beiden Seiten des Langhauses zwei verschiedene, offensichtlich konkurrierende Baumannschaften gearbeitet haben. Oder auch Mainz, wo sich am Westchor ein Architekt des Hochbarock in romanischer Formensprache versucht hat.
Gibt es in der ganzen Fülle von Kunstwerken an und in den Kathedralen ein Objekt, das „man gesehen haben muss“?
Ein einziges? Auch nur aus jeder der acht Kirchen eines zu nennen, fiele mir schwer. Deshalb drehe ich einfach den Spieß um und sage: Stürzen Sie bei der Kirchenbesichtigung nicht immer gleich ins Innere! Ich erlebe das auch bei Führungen ganz häufig: Keiner guckt mehr in Ruhe auf die äußere Gestalt des Baus, auf die Fassade, die Portale. Dabei wäre gerade das ein Gewinn.
Buchpremiere für Leserinnen und Leser
„Die schönsten Kathedralen am Rhein“. Vortrag von Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner mit vielen Aufnahmen des Architekturfotografen Florian Monheim. Moderation: Joachim Frank.
Dienstag, 24. Juni, um 18 Uhr im Haus des Greven-Verlags, Neue Weyerstraße 1-3, 50676 Köln. Eintrittskarten zum Preis von 12 Euro (inkl. VVK) gibt es hier: xxx
Unter allen Teilnehmenden verlosen wir 5 signierte Exemplare von Barbara Schock-Werners neuem Buch „Die schönsten Kathedralen am Rhein“, Greven-Verlag, 208 Seiten, 22 Euro.