Reinhard Zöllner, seit elf Jahren Bezirksbürgermeister von Chorweiler, tritt mit dem Ende der Legislaturperiode ab.
Elf Jahre EinsatzChorweilers Bezirksbürgermeister Zöllner verabschiedet sich

Der Politik wird Reinhard Zöllner – fürs Erste – den Rücken kehren.
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Elf Jahre lang übte Reinhard Zöllner das Amt des Bezirksbürgermeisters in Kölns nördlichstem Bezirk Chorweiler aus – das reicht, findet er selbst. Im Herbst vergangenen Jahres hatte er daher die Entscheidung getroffen, bei den Kommunalwahlen nicht wieder anzutreten. Mit seinen zwei Legislaturperioden reicht er zwar nicht an Langzeit-Bezirksbürgermeister wie Norbert Fuchs in Mülheim oder Andreas Hupke in der Innenstadt heran, doch „in Chorweiler bin ich damit der am längsten amtierende Bezirksbürgermeister“, sagt er nicht ohne Stolz.
Zöllner ist tief im Kölner Norden verwurzelt: In Worringen aufgewachsen, ist er dem Ort an der Stadtgrenze bis heute treu geblieben. „Ich glaube, ich bin in meinem Leben in einem Umkreis von nur 200 Metern umgezogen“, sagt er heute. Zur Politik führte den Diplom-Informatiker ein ganz konkretes Thema, das in Worringen zurzeit dank der begonnenen Sanierung die Gemüter bewegt: Die Bundesstraße 9, zu deren direkten Anwohnern Zöllner zählt. „Die Raserei, den Lärm, die Parkprobleme, das gab es alles schon vor 20 Jahren. Eines Abends Anfang der 2000er hatte ich mich so darüber geärgert, dass ich spontan entschloss, in eine Partei einzutreten“, sagt er, „und da ich in einem CDU-Haushalt großgeworden bin, war das eben die CDU.“
Neue Perspektiven auf die Vielfalt des Bezirks
In die Bezirksvertretung (BV) gewählt wurde er 2009, als die CDU-Fraktion erstmals eine Kooperation mit den Grünen einging und er das Amt des Stellvertreters der damaligen Bezirksbürgermeisterin Cornelia Wittsack-Junge (Grüne) übernahm. Nachdem diese 2014 nicht wieder angetreten war, erhob die CDU Anspruch auf das Amt, das damit Zöllner zufiel. „Ich weiß noch, wie ich 2014 im Bürgermeisterbüro saß, mich eingearbeitet habe und dabei im Radio die Fußball-WM verfolgt habe“, erinnert er sich an seine ersten Tage.
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In guter Erinnerung behält er auch die Radtouren durch den Bezirk, zu denen er die Bürger jedes Jahr im Frühjahr eingeladen hatte. „Dabei konnten wir in Bereiche hineinschnuppern, die man sonst nie gesehen hätte“, sagt er. Auch er selbst habe den Bezirk durch das Amt noch einmal neu kennengelernt. „Diese Vielfalt, das großstädtische Ambiente und die dörflichen Strukturen der Orte drumherum, das ist das Spannende hier“, meint er.
Frust über begrenzte Einflussmöglichkeiten vor Ort
Weniger gern erinnert er sich an die übersteigerte Erwartungshaltung, die mancher Besucher seiner Bürgersprechstunde an den Tag gelegt habe. „Einzelne glauben, man müsse ihre eigenen Interessen ganz direkt vertreten, nach dem Motto: Sie wollen doch wiedergewählt werden, dann ändern sie mal die Richtung der und der Einbahnstraße – so funktioniert das aber nicht“, so Zöllner.
„Denn die meisten Entscheidungen werden im Rat getroffen, nicht von uns. Manch einer ärgert sich über die Entscheidung, entdeckt die BV und drischt auf sie ein – wir dienen als Puffer für den Rat, der ganz weit weg ist. Diese ‚Arbeitsaufteilung‘ zwischen BV und Rat ist nicht ganz fair“, findet Zöllner. Eine Stärkung der Bezirksvertretungen, wie diese sie schon längere Zeit anstreben, habe während seiner Amtszeit nicht stattgefunden, konstatiert er.

Menschen warten auf dem Bahnsteig der Haltestelle Köln-Longerich.
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Frustriert ist er auch über den Stillstand, der in verschiedenen Problemlagen des Bezirks festzustellen ist. „Die Verspätungen und Ausfälle der S-Bahn waren vor meiner Zeit Thema, sie waren es während meiner ganzen Amtszeit und sie werden es auch in Zukunft bleiben“, stellt er desillusioniert fest. Den ÖPNV macht er als ein „Riesenproblem“ im Bezirk aus, denn auch das Angebot der KVB im Norden sei unzureichend. „Solange sich das nicht ändert, werden die Leute nicht nur ihr Auto nicht stehen lassen – es wird auch niemand neu in den Bezirk ziehen“, so seine Einschätzung, auch mit Blick auf den geplanten neuen Stadtteil Kreuzfeld.
Eine neue politische Tätigkeit kommt für ihn erst einmal nicht in Frage. Als Bezirksbürgermeister habe er durchaus versucht, etwas zu bewegen – ist ihm das gelungen? Er winkt ab. „Das sollen andere entscheiden“, sagt er.