Christen verschiedener Konfessionen erinnern während der Domwallfahrt mit einem Festgottesdienst im Dom an das Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren.
Domwallfahrt 2025Kunstinstallation „Himmelsleiter“ erleuchtet Domforum – Chorwerk vor Welturaufführung

Kreiskantor Samuel Dobernecker (links) und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron zwischen dem für das Domjubiläum 1998 geschaffene Kölner Ökumene- und Versöhnungskreuz des Künstlers Rafael Seitz im Domforum.
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Für die diesjährige „Dreikönigswallfahrt“ vom 25. bis zum 28. September haben sich die Organisatoren einige Besonderheiten ausgedacht. So wird ab der Eröffnung am Donnerstagabend bis Ostern 2026 an der Fassade des Domforums die Installation „Himmelsleiter“ der Wiener Künstlerin Billi Thanner zu sehen sein. Ihre hell strahlende Leiter als Symbol der Hoffnung sowie der Verbindung zwischen Gott und den Menschen war 2021 erstmals am Turm des Stephansdoms in Wien angebracht und hing im Jahr darauf an der Lambertikirche in Münster.

Die Kunstinstallation „Himmelsleiter“ der Wiener Künstlerin Billi Thanner, hier angebracht im Wiener Stephansdoms 2021. (Archivbild)
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„Himmelsleiter“ anlässlich der Olympischen Spiele zu sehen
Große Beachtung fand sie auch 2024, als sie anlässlich der Olympischen Spiele in Paris bei der begleitenden Kulturolympiade in der Kirche Saint-Eustache zu sehen war. In Köln nimmt die Installation Bezug auf das Motto der Domwallfahrt 2025: „Da berühren sich Himmel und Erde“ – eine Zeile aus dem Refrain eines „Hits“ des modernen geistlichen Liedguts.
„Der Kölner Dom ist seit jeher ein Ort, an dem Göttliches und Irdisches zusammenkommen, wo sich Himmel und Erde berühren“, sagt Stadtdechant Robert Kleine, der als Domdechant auch für die Gottesdienste in der Kathedrale zuständig ist.
Sechs Komponistinnen und Komponisten beteiligt
Am Freitag kommt im Dom bei einem ökumenischen Festgottesdienst um 16.30 Uhr ein Chorwerk zur Welturaufführung, das von Köln aus für die 1700-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa in Auftrag gegeben wurde.
Der Anstoß kam von Martin Bock, Leiter der evangelischen Melanchthon-Akademie in Köln. Wie Kreiskantor Samuel Dobernecker vom Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd erläutert, waren sechs Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt eingeladen, das vom Konzil formulierte Glaubensbekenntnis (Symbolum Nicaenum) neu zu vertonen: „Credo. Six Composers – Six Parts – One Christian Faith“, so lautet der Titel des Gemeinschaftswerks für gemischten, bis zu achtstimmigem gemischtem Chor a cappella, bei dem die beteiligten Komponisten auf je eigene Weise „dem Glauben Klang geben“, wie Dobernecker es formuliert.
Tango-Klänge und britische Chor-Tradition
Der Argentinier Martín Palmeri, bekannt für seine „Missa Tango“, nimmt erneut Anleihen bei den typisch lateinamerikanischen Rhythmen. Die Partien des Schweden Marten Jansson klingen „ein bisschen wie Filmmusik“. Der Brite Bill Ives nimmt die englische Chortradition auf, wie sie maßstabsetzend etwa von den „King’s Singers“ zu hören ist. Die Ukrainerin Victoria Vita Poleva, eine orthodoxe Christin, vertont das Bekenntnis der Auferstehung Christi nicht – wie so oft – fanfarenhaft, sondern minimalistisch, geheimnisvoll schwebend. Den Auftrag des Carus-Verlags bekamen die sechs Komponisten im Oktober 2024. Erste Teile waren Anfang 2025 fertig, die vollständige Partitur kam dann im April heraus.
Ihrem Patchwork-Charakter entspricht die Uraufführung durch drei Kölner Ensembles in wechselnden Anteilen: den Kammerchor der Propsteimusik Bochum unter der Leitung von Professor Christopher Brauckmann (Musikhochschule Köln), das Vokalensemble des Kölner Doms unter dem neuen Domkapellmeister Alexander Niehues und einen Projektchor der drei evangelischen Kantoreien Bayenthal, Südstadt und Frechen (Leitung: Yuko Nishimura-Kopp und Thomas Frerichs).
Der Chor gibt dem Text stellvertretend Glanz.
Das Credo zu vertonen, sei eine typisch westliche Angelegenheit, erklärt Erzpriester Radu Constantin Miron von der griechisch-orthodoxen Kirche. In der orthodoxen Tradition werde das Credo fast immer gesprochen oder allenfalls im Liturgie-Ton gesungen. „Wir sagen: Man kann so einen wichtigen Text nicht der Gemeinde wegnehmen und einem Chor übertragen.“ In einem so besonderen Fall wie dem Jubiläumsgottesdienst zum Konzil von Nizäa, in dem Miron die Predigt übernehmen wird, sei die Ausnahme von der Regel aber durchaus statthaft. „Der Chor gibt dem Text stellvertretend Glanz.“
Anders als in den Kirchen des Westens, wo in den Gottesdiensten dem „Nizänum“ zumeist das (kürzere) Apostolische Glaubensbekenntnis vorgezogen wird, ist der vor 1700 Jahren entstandene und durch das Konzil von Konstantinopel 381 erweiterte Text in der Ostkirche die ausschließliche, täglich verwendete Version des Credos.
Proppenvolle Agenda
Es bezeichnet nach Mirons Worten nicht zuletzt das Verbindende zwischen den Konfessionen und nimmt Bezug auf die Zeit lange vor den Kirchenspaltungen des Mittelalters und der Reformationszeit.
Die vom römischen Kaiser Konstantin in die kleinasiatische Stadt Nikaia (heute das türkische Isnik) südlich von Konstantinopel (Istanbul) einberufene Bischofsversammlung hatte eine proppenvolle Agenda. Noch wenige Jahrzehnte zuvor wurden die Christen im Römischen Reich verfolgt, hatten den Kerker oder die Löwenarena zu gewärtigen.
Nizäa zeigt, wie die Kirche in früheren Zeiten Konflikte löste, nämlich synodal.
Jetzt versammelten sich ihre Repräsentanten unter Schirmherrschaft des Kaisers für etwa ein Vierteljahr in einem seiner Paläste wieder, um grassierende Streitfragen zu erörtern. Es ging unter anderem um einen einheitlichen Termin für das Osterfest, den Sonntag als wöchentlichen Feiertag, vor allem aber um einen handfesten theologischen Konflikt: Ist Jesus Christus „wahrer Gott“?
Mit Mehrheit entschieden sich die Konzilsväter für das Bekenntnis zur „Wesensgleichheit“ Christi, des Sohnes Gottes, mit dem Vater und legten dies als für alle verbindliche, unumstößliche Glaubenswahrheit (Dogma) fest – in einer schon damals ungewohnten, philosophischen Sprache. „Nizäa zeigt, wie die Kirche in früheren Zeiten Konflikte löste, nämlich synodal“, sagt Erzpriester Miron. Die 1700-Jahr-Feier biete eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern und sich die Bedeutung des Glaubensbekenntnisses von Nizäa vor Augen zu führen.
Für bedeutungsvoll hält Miron es auch, dass die von der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“ (ACK) vorbereitete Jubiläumsfeier im Dom stattfindet: „Dort herrscht normalerweise keine übermäßige Begeisterung, wenn das Stichwort ‚ökumenischer Gottesdienst‘ fällt“, sagt der griechisch-orthodoxe Geistliche aus Brühl, der von 2019 bis 2025 Vorsitzender der ACK in Deutschland war. Der Einsatz für die Einheit der Christen sei „das Bohren dicker Bretter“ – fast so wie auf dem Konzil von Nizäa, nur mit einem ungleich weiteren Zeithorizont.
Die Domwallfahrt
In der Zeit der Domwallfahrt führt der traditionelle Pilgerweg durch den Dom unter anderem vorbei an der monumentalen Figur des heiligen Christophorus, der Schmuckmadonna, dem Gerokreuz und natürlich dem Dreikönigenschrein mit den Reliquien, die seit 1164 in Köln verehrt werden.
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 13.30 bis 18.00 Uhr, Samstag 10 bis 18 Uhr, Sonntag jeweils nach den Gottesdiensten. Nach allen Gottesdiensten findet in der Zeit der Domwallfahrt eine Prozession durch den Binnenchor statt, bei der die Gläubigen unter dem Dreikönigenschrein hindurchgehen können.
Hier finden Sie weitere Informationen zu den Terminen der Domwallfahrt sowie zur Installation „Himmelsleiter“ und einem begleitenden Programm finden Sie hier. www.koelner-dom.de/dreikoenigswallfahrtwww.himmelsleiter.koeln