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Entwicklung im Kölner WestenWohnungen auf dem ehemaligen Werksgelände von 4711 in Bickendorf geplant

Lesezeit 4 Minuten
Das ehemalige 4711-Werksgelände in Köln-Bickendorf

Das ehemalige 4711-Werksgelände in Köln-Bickendorf

Nach der Schließung der Fabrik, in der früher Parfüm hergestellt wurde, gibt es Pläne für eine Umwandlung in ein gemischtes Quartier.

Bis vor drei Jahren versprühte das 17 Hektar große Areal südwestlich der Venloer Straße und nördlich der Wilhelm-Mauser-Straße in Bickendorf förmlich den Duft der großen, weiten Welt. Der US-amerikanische Kosmetikkonzern Coty stellte dort ebenso wie zuvor Procter & Gamble und noch davor das Kölner Unternehmen Mülhens Parfüm her. Seit 2007 werden die Produkte der Marke 4711 in Stolberg hergestellt, zuvor kamen sie anderthalb Jahrzehnte aus Bickendorf. In Zukunft sollen auf dem ehemaligen Werksgelände Wohnungen und Gebäude für Handwerksbetriebe entstehen.

Im Sommer 2022 kam das endgültige Aus für den Kölner Standort

Mülhens hatte das an die Bahntrasse der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) angrenzende Grundstück seit den 1970er Jahren nach und nach ausgebaut. Zunächst entstanden dort Lagerhallen, Anfang der 1990er Jahre verlagerte der neue Eigentümer Procter & Gamble auch die Verwaltung und die Parfümproduktion aus dem 4711-Haus in Ehrenfeld nach Bickendorf. Im Sommer 2022 kam das endgültige Aus für den Standort. Der Coty-Konzern, der den Standort erst im Oktober 2016 gekauft hatte, schloss das Werk, in dem unter anderem Parfüms für die Marke Hugo Boss hergestellt wurden.

Mit einer Fläche von 17 Hektar – das entspricht in etwa 24 Fußballspielfeldern – handelt es sich bei dem ehemaligen Werksgelände um die größte noch zur Verfügung stehende Stadtentwicklungsfläche im Kölner Westen. Umso genauer schauen Anwohner und Politiker jetzt auf die Pläne für die zukünftige Nutzung. 

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Der Coty-Konzern verkaufte das Areal nach der Werksschließung an das Essener Unternehmen Instone Real Estate. Im Herbst und Winter 2024 gab es insgesamt drei öffentliche Veranstaltungen, um ein Zielbild für die künftige Nutzung festzulegen. Geplant ist nun, eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe umzusetzen, um ein „lebendig-urbanes Quartier“ zu schaffen, wie es in einer Beschlussvorlage aus dem Baudezernat heißt. In der Mitte soll ein großzügiger, grüner Freiraum entstehen, das Gelände soll zudem Platz für weitere Grünflächen und Frischluftschneisen bieten. Auch „maßvolle Hochpunkte“ sind laut der Stadt denkbar.

Stadt Köln plant mit mindestens 30 Prozent geförderten Wohnungen

Während große Einzelhandelsnutzungen mit Flächen von mehr als 800 Quadratmetern ausdrücklich ausgeschlossen sind, sind kleinere Einzelhandelsbetriebe etwa zur Versorgung der in den Gewerbebetrieben arbeitenden Menschen Teil der Überlegungen. Im weiteren Verfahren soll auch geprüft werden, ob es möglich wäre, eine vollstationäre Dauerpflegeeinrichtung unterzubringen.

Was den Wohnungsbau angeht, soll das Kooperative Baulandmodell greifen, sodass mindestens 30 Prozent der neu gebauten Wohnungen gefördert sein müssen.  Dann können dort Menschen einziehen, die einen Wohnberechtigungsschein besitzen und somit Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. 

Kölner Politik soll Bebauungsplan für das Areal aufstellen

Zwischen dem Grundstück und dem westlich gelegenen Bahndamm und einer wiederum westlich gelegenen Grünfläche befindet sich eine rund 2000 Quadratmeter große Wegeparzelle, die der Stadt Köln gehört und die ebenfalls in das Plangebiet einbezogen werden soll. Aktuell existiert zu dem Werksgelände eine Zufahrt über die Wilhelm-Mauser-Straße mit einem Pförtnerhäuschen. Zusätzliche Zufahrten befinden sich an der Venloer Straße und am Akazienweg. Sie dienten aber in erster Linie als Rettungsweg und Feuerwehrzufahrt. Eine öffentlich zugängliche Wegeverbindung zwischen der Venloer Straße und der Willhelm-Mauser-Straße besteht aktuell nicht.

Das ehemalige 4711-Werksgelände in Köln-Bickendorf

Das ehemalige 4711-Werksgelände in Köln-Bickendorf

Die Stadt Köln will nun in einem nächsten Schritt einen Bebauungsplan aufstellen, da es für das Areal bislang keinen gibt. Festgesetzt werden soll ein Gebiet mit Gewerbe, Wohnen, Kindertagesstätten, Nahversorgung, sozialen und kulturellen Nutzungen, Anlagen zur Energieversorgung, öffentlichen Grün- und Spielflächen sowie Verkehrsflächen. Auch im Regionalplan, den der Regionalrat bei der Bezirksregierung voraussichtlich bis zum Jahresende beschließt, soll es für das Gelände eine Änderung geben. Handelt es sich bislang um einen Bereich für industrielle und gewerbliche Nutzung, soll das Grundstück in Zukunft als Allgemeiner Siedlungsbereich ausgewiesen werden.

Der Grundstückseigentümer plant im Anschluss ein zweiphasiges Qualifizierungsverfahren in Abstimmung mit der Stadt Köln. Verschiedene Architektenbüros werden dafür Entwürfe und Ideen entwickeln, sozusagen als Wettbewerb um die beste Lösung. „Wir hoffen, auf dieser Basis zeitnah an der neuen Perspektive für diesen spannenden Stadtbaustein mitten in Köln-Bickendorf weiterarbeiten und diese aktiv mitgestalten zu können“, sagt Instone-Sprecher Leandro Lachnicht.

Der Stadtentwicklungsausschuss soll in seiner Sitzung am 26. Juni einen Beschluss fassen und den Bebauungsplan auf den Weg bringen.