Am Donnerstag ist Torsten Burmester als neuer Oberbürgermeister von Köln vereidigt worden. Er appelliert an den Zusammenhalt in der Stadt.
Gastbeitrag von Torsten Burmester„Eine klassische Koalition wird es nicht geben“

Kölns neuer Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) bei seiner ersten Rede im Stadtrat.
Copyright: Thilo Schmülgen
Köln ist herzlich und lebendig – aber auch erschöpft. Zu viele Menschen in unserer Stadt fragen sich: Warum klappt so vieles nicht mehr? Warum bleiben Müll und Sorgen liegen, während Versprechen sich stapeln? Wenn Bahnen ausfallen, Baustellen nicht vorankommen und Wohnen zur Existenzfrage wird, dann geht es längst nicht mehr nur um Organisation. Dann geht es um Vertrauen – in Verwaltung, Politik und Demokratie.
Doch wer Köln kennt, weiß: Diese Stadt kann mehr. Sie kann anpacken, zusammenstehen, Neues wagen. Dafür braucht es aber eine Rückbesinnung auf das, was uns stark gemacht hat – den Zusammenhalt. Ich nenne das: eine Verantwortungsgemeinschaft für Köln.
Hier ist jetzt an erster Stelle die Politik im Rat gefordert. Und dabei schließe ich mich ausdrücklich mit ein, denn als OB habe ich eine Stimme im Rat, die ich wahrnehmen werde: Wir können jetzt stilbildend sein im Umgang. Befindlichkeiten der vergangenen Jahre müssen beiseite geräumt werden. Das gilt insbesondere für die großen Parteien Grüne, SPD und CDU, weil sie nun mal eine größere Verantwortung tragen. Die Ausrichtung muss klar sein: Klare Orientierung an gemeinsamen politischen Inhalten.
Aus meinen vielen Gesprächen bin ich überzeugt, dass es da viel mehr Gemeinsames als Trennendes gibt. Ich sage den Kölnerinnen und Kölnern auch: Eine klassische Koalition wird es nicht geben. Aber wir brauchen ein Verantwortungsbündnis für die Haushalte und für Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung. Alles Weitere müssen wir im respektvollen politischen Diskurs entwickeln.
Verantwortungsgemeinschaft bedeutet: Niemand darf sich wegducken. Der Rat muss gemeinsam tragfähige Kompromisse finden. Die Verwaltung muss schneller, klarer, bürgernäher und die Stadtgesellschaft beteiligt werden. Wir alle – ob in der Wirtschaft, im Ehrenamt oder als Nachbarn nebenan – tragen unseren Teil dazu bei, dass Köln wieder rund läuft.
Die akuten Herausforderungen sind klar. Erstens: Sicherheit und Sauberkeit. Der Neumarkt darf kein Symbol der Verwahrlosung bleiben. Wir müssen Ordnung sichtbar machen und konsequent mit sozialer Hilfe für die Suchtkranken verbinden – in allen Veedeln, nicht nur in der Innenstadt.
Zweitens: Wohnen. Köln braucht 6.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon 2.000 geförderte. Wir werden Bauen preiswerter machen, Bürokratie abbauen und gegen Mietwucher vorgehen. Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit.
Drittens: Wirtschaft. Ohne wirtschaftliche Stärke gibt es keine soziale Sicherheit. Wir brauchen schnellere Genehmigungen, mehr Gewerbeflächen und eine moderne, digitale Verwaltung. Köln muss wieder als Standort überzeugen – mit Service, Tempo und Verlässlichkeit.
Das alles passiert nicht über Nacht. Und es passiert nicht ohne Prioritäten. Die Haushaltslage ist ernst – das ist die Wahrheit. Deshalb habe ich eine Haushaltssperre verhängt. Sie ist kein Stillstand, sondern ein Steuerungsinstrument. Ich habe hierzu viele Reaktionen auf meine Antrittsrede im Rat bekommen. Deshalb noch mal zur Klarheit: Die Haushaltssperre dauert bis zum 31. Dezember 2025. Aber auch danach zwingt uns die Finanzlage genau zu prüfen, was wirklich notwendig ist – und worauf Köln verzichten kann. Es wird keine „Rasenmäher“-Politik geben, sondern kluge, sozial ausgewogene Entscheidungen.
Köln war immer dann stark, wenn es zusammenhielt. Wenn wir diesen Geist wieder wachrufen, dann können wir auch die aktuelle Herausforderung bewältigen.
Ich bin überzeugt: In Köln steckt eine enorme Kraft. Wir müssen sie nur wieder freisetzen – durch Vertrauen, Mut und gemeinsames Handeln. Dann wird Köln nicht nur funktionieren, sondern wieder strahlen – als Stadt, die zeigt, was Verantwortungsgemeinschaft bedeutet.
