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Geburtstagsfest in der PhilharmonieKöln feiert Karnevalslegende Ludwig Sebus

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Ludwig Sebus bedankt sich für ein Fest voller „Momente für die Ewigkeit“. Für die meisten im Publikum in der Philharmonie kam sein kurzer Auftritt überraschend. Rechts neben ihm Moderator Joachim Wüst.

Ludwig Sebus bedankt sich für ein Fest voller „Momente für die Ewigkeit“. Für die meisten im Publikum in der Philharmonie kam sein kurzer Auftritt überraschend. Rechts neben ihm Moderator Joachim Wüst. 

In der Philharmonie feierte Köln den 100. Geburtstag von Ludwig Sebus. Der Jubilar selbst sorgte für die größte Überraschung eines tollen Abends. 

Ludwig Sebus hat es geschafft: Nach Tagen des Abwägens während einer Reha im Krankenhaus, die ihm nach einer Operation wieder auf die Beine helfen soll, hat er sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Ein großes Geburtstagsfest ohne das Geburtstagskind? Das durfte nicht sein, muss sich der Altmeister gedacht haben, bevor er sich auf eigenes Risiko für einen kurzen Philharmonie-Auftritt im Hospital abmeldete. Es war ein großer Moment, als sich bei der Gala zu seinem 100. Geburtstag die Tür zum Zuschauerraum oberhalb der Bühne öffnete und Sebus von zwei seiner Enkelinnen ins Scheinwerferlicht gebracht wurde.

Dem Schicksal getrotzt

Zuvor hatte das famose Kohberg-Orchester seinen musikalischen Rückblick auf ein bewegtes Leben gespielt: „Ich däht et alles su widder dun“. Die Stimme des Grandseigneurs des Fastelovends war vom Band zugespielt worden: „Ben nie davonjelaufe, jefahre, mich jestallt. Däet met dem Schecksal raufe, woodt off vun ihm gekrallt.“ Schon da standen den meisten der 2000 Besucherinnen und Besucher in der Philharmonie die Tränen in den Augen. Doch dann toppte der 100-Jährige selbst nochmal diesen emotionalen Höhepunkt. Joachim Wüst, der zusammen mit dem bestens aufgelegten Mike Hehn durch ein ausgezeichnetes Programm für den „Jahrhundertkölner“ führte, übergab Sebus sein Mikrofon: Die Zahl 100 sei nix, rief der Jubilar. So wie jeder andere runde Geburtstag auch, wenn sich die Zahl nicht mit lebendigen Erinnerungen verbinde. „Erst dann wird das Leben reich.“

A capella: Der Auftritt von Kasalla gehörte zu den Höhepunkten des Festes in der Philharmonie

A capella: Der Auftritt von Kasalla gehörte zu den Höhepunkten des Festes in der Philharmonie

„Man muss über seinen Schatten springen, wenn man sich so zeigt“, so Sebus, der noch nicht wieder laufen kann und deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen war. Doch es sei ihm wichtig, sich zu bedanken – für einen Abend wie diesen mit „Momenten für die Ewigkeit“, aber auch für die vielen Freundschaften, die sein Leben ausmachten. „Ohne Fründschaff es et Levve nix wäät!“ Das Publikum bedankte sich seinerseits mit minutenlangem stehendem Applaus, bevor Sebus mit großer Freunde zum Medley des um ihn stehenden Kölner Männergesangsvereins schunkelte.

Fast vier Stunden Programm hatte das Team um den Präsidenten der Großen Kölner von 1882, Joachim Wüst, zusammengestellt: Sänger und Bands von den Bläck Fööss über Thomas Cüpper und Wicky Junggeburth bis zu King Size Dick interpretierten Lieder aus dem Repertoire des 100-Jährigen, dem Anfang der 50er Jahre mit „Jede Stein en Kölle“ der Durchbruch gelang. Blötschkopp Marc Metzger lud in den „Circus Colonia“, Linus besang den „miese Lade“ und Jörg P. Weber die „kölsche Siel“. Julie Voyage tanzte zu „Wat e paar Bein“, die „Zwei Hillije“ spotteten über die „Verwandtschaff“ und Claudia Engel erinnerte an den „Märchenprinz us Kölle“, der angeblich Dornröschen wachgeküsst hat.

„Ben ich och nit mieh janz so knusprig...“: Der Ludwig Sebus Fanclub bei seinem Auftritt in der Philharmonie bei der Gala zum 100. Geburtstag des Altmeisters

„Ben ich och nit mieh janz so knusprig...“: Der Ludwig Sebus Fanclub bei seinem Auftritt in der Philharmonie bei der Gala zum 100. Geburtstag des Altmeisters. Vorne am Mikrofon steht Renate Baum.

Einige blieben nah am Original, andere wie Philipp Oebel oder die Kallendresser sorgten mit eigenen Interpretationen der Klassiker für die besonderen Momente, von denen Sebus schwärmte. Auch der umjubelte Auftritt von Kasalla wird vielen im Gedächtnis bleiben. Für einen weiteren besonderen Höhepunkt sorgten inmitten der vielen Profimusiker die Hobbysängerinnen und -sänger des „Ludwig Sebus Fanclub“, verstärkt von Sebus-Tochter Ulla und seiner Partnerin Inge Hellwig. „Wir sind ein gemischter Chor“, warnte Renate Baum zu Beginn: „Die eine Hälfte kann singen, die andere nicht.“ Es folgte das programmatische „Ben ich och nit mieh janz su knusprig“, das Sebus erst vor wenigen Jahren mit Wolfgang Löhr geschrieben hat: „Ich maache met, su lang et jeiht. Denn och met Falde sin mir nit opzohalde.“

Bömmel Lückerath (r.) interpretierte das Friedenslied von Ludwig Sebus „De wieße Duuv“, das Sebus zusammen mit Wolfgang Löhr (l.) erst vor kurzem geschrieben hat.

Bömmel Lückerath (r.) interpretierte das Friedenslied von Ludwig Sebus "De wieße Duuv", das Sebus zusammen mit Wolfgang Löhr (l.) erst vor kurzem geschrieben hat.

Vieles machte großen Spaß, aber auch die ernsten Anliegen des Geehrten kamen nicht zu kurz. Bläck Fööss-Gründungsmitglied Bömmel Lückerath, Jörg P. Weber, Wolfgang Löhr und Herbert „Magic Flönz“ Schmidt sangen Sebus hoffnungsvolles Friedenslied von der „Wieße Duuv“. Die Veranstalter spielten seine Rede ein, die er 2022 bei der Kundgebung „Wachsam bleiben“ der AG Arsch huh in der Lanxess Arena gehalten hatte, wo er vor Rechtsextremismus warnte und Fremdenfeindlichkeit verurteilte. Ludwig Sebus forderte dazu auf, für Freiheit und Demokratie einzustehen. „Es ist die Freiheit, die wir allesamt verteidigen müssen, die uns am Herzen liegt und die wir nie aufgeben dürfen. Nichts ist wichtiger als die Freiheit in der Demokratie, wie wir sie heute kennen und lieben.“